Der Dürr-Konzern mit Sitz in Bietigheim-Bissingen baut seine Aktivitäten in der Klebetechnik weiter aus: Mit Wirkung zum 27. Mai hat Dürr die Helmut Rickert GmbH, Wolfsburg, sowie deren Tochter I.N.T. Rickert GmbH übernommen. Rickert entwickelt und liefert insbesondere auch Klebetechnik für den Automobil-Rohbau. Bereits im Januar hat Dürr die auf Klebetechnik für die Automobil-Endmontage spezialisierte Klaus Kleinmichel GmbH erworben und damit seine vorhandenen Kompetenzen ergänzt. Durch die Zukäufe bietet Dürr nun Lösungen für alle klebetechnischen Anwendungen in der Automobilindustrie an.
Rickert zählt in Deutschland nach Angaben von Maschinen- und Anlagenbauer Dürr zu den führenden Anbietern von Produkten für das Kleben von Karosserieteilen im Rohbau. Das Unternehmen, das rund 30 Mitarbeiter beschäftigt, bietet auch Applikations- und Versorgungssysteme zum Abdichten von Schweißnähten mit PVC (Sealing). Kunden sind vorwiegend die deutschen Automobilhersteller – ähnlich wie bei der Dürr-Gruppe selbst, die 80 % ihres Umsatzes mit der Automobilindustrie erzielt. Die 1992 gegründete Rickert-Gruppe erwirtschaftet einen durchschnittlichen Jahresumsatz von 12 Mio. Euro. Im Krisenjahr 2009 erreichte Rickert einen Umsatz von 7 Mio. Euro und ein positives Betriebsergebnis, teilt Dürr mit. Der Kaufpreis liege im einstelligen Millionen-Euro-Bereich.
Über sein dichtes internationales Vertriebsnetzwerk will Dürr die Technologien von Rickert und Kleinmichel weltweit vermarkten. Bisher waren beide Unternehmen stark auf Deutschland konzentriert. Die Aktivitäten in der Klebetechnik sind Teil des Dürr-Geschäftsbereichs Application Technology, in dem das Lackier- und Sealing-Robotergeschäft angesiedelt ist.
Das Kleben eignet sich im Karosseriebau hervorragend zum Fügen von Blechen und besonders zur Verbindung unterschiedlicher Materialen. Experten gehen davon aus, dass das Verfahren stark an Bedeutung gewinnen wird. Die Klebetechnik ermöglicht nicht nur geringere Stückkosten als das Punktschweißen, sondern bietet auch Vorteile bei Dichtung und Dämpfung. Zudem lassen sich die steigenden Anforderungen an Sicherheit, Steifigkeit und Komfort von Autos besser erfüllen. Auch Spalt- und Kontaktkorrosionen beim Kontakt unterschiedlicher Werkstoffe werden vermieden.
Ralf Dieter, Vorstandsvorsitzender der Dürr AG: „Rickert ist die vierte kleinere Übernahme in den vergangenen 13 Monaten. Der Erwerb ist Teil unserer Strategie, wachstumsstarke Geschäftsfelder durch gezielte Technologiezukäufe auszubauen. Auf dieser Basis streben wir längerfristig ein stärkeres Wachstum an als vor dem Markteinbruch im Jahr 2009.“ Neben den Zukäufen in der Klebetechnik hat Dürr zuletzt die schweizerische UCM AG und die französische Datatechnic S.A. erworben. UCM beliefert Branchen wie Medizintechnik und Präzisionsoptik mit Anlagen zur Feinstreinigung. Datatechnic ist auf Auswuchttechnik für die Turboladerproduktion spezialisiert.
Dr. Hans Schumacher, Vorsitzender der Geschäftsführung der Dürr Systems GmbH: „Dürr will auch in der Klebetechnik zum Marktführer aufsteigen; die Rickert-Akquisition ist ein weiterer wichtiger Schritt auf diesem Weg. Ähnlich wie bei der Kleinmichel-Übernahme bleibt der Standort in Wolfsburg erhalten, da wir auf das Know-how der Rickert-Mitarbeiter setzen.“
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