Auch kleine, scheinbar sehr einfache Maschinen müssen hohen Ansprüchen genügen. In einer Rohrbohrfräsmaschine führt neue Servoumrichtertechnologie das Kommando, und spielarme Planetengetriebe an Asynchronmotoren setzen die Befehle präzise und dynamisch um.
Die neu entwickelte automatische Rohrbohrfräsmaschine Auto-Robo 30 der Kärcher GmbH aus Zell unterm Aichelberg ermöglicht es, gerade oder schräge Geländerrahmen oder Möbelteile wirtschaftlich und automatisiert zu fertigen. Eine Besonderheit ist der mögliche große Bohrwinkel für Bohrungen bis 53° Schräge in Edelstahl. Rohre können auch für Durchgangsbohrungen von der zweiten Seite gebohrt werden, damit der Grat im Rohr innen bleibt und das Werkzeug mit der Minimalschmierkühlung eine optimale Standzeit erreicht. Dazu wird das Rohr mit dem Backenfutter in wenigen Sekunden um 180° verdreht und das Aggregat automatisch auf die gegenüberliegende Seite auf Anschlag im gleichen Winkel geschwenkt.
Das Rohr wird gegen einen pneumatisch eingefahrenen Anschlag durch die auf das richtige Öffnungsmaß positionierten Spannbacken geschoben. Auf Knopfdruck spannt der Schraubstock das Rohr und der Anschlag zieht zurück. Damit ist gewährleistet, dass das erste Loch im richtigen Abstand vom Rohrende eingebracht wird. Damit preiswerte handelsübliche HSS-Fräser verwendet werden können, wurde speziell für Edelstahl ein ölfreies Mikrosprühmittel auf rein ökologischer Basis, frei von jeglichen giftigen Zusätzen entwickelt.
Die Maschine hat fünf PC-gesteuerte Achsen. Die Bedienung erfolgt an einem vandalismussicheren Bildschirm, an dem die einmal angelegten Rohre und das Material aufgerufen werden. Nach Eingabe des Winkels werden automatisch die richtige Schnittgeschwindigkeit und die Eintauchtiefe des Fräsers oder Bohrers eingestellt. Für Rohrdurchgänge ist eine Sprungschaltung und für Vollmaterial eine Spanunterbrechung aktivierbar. Neu entwickelt wurde ein pneumatisches Dreibackenfutter mit Durchgang 61 mm, das automatisch über die Standardlänge Rohre endlos nachsetzen kann.
Als Antriebe werden robuste AC-Drehstrommotoren von Bonfiglioli eingesetzt, die mit der neuen Servoumrichterreihe Active Cube (ACU) mit integrierter Motion Control Software, in der Drehzahl, Drehmoment und Position geregelt werden. Der neue Servoumrichter Active Cube (englisch für Active³) bringt somit die notwendigen Eigenschaften für die Maschine von Haus aus schon mit. Mit der Synchronisierungsfähigkeit bis 64 Achsen über den serienmäßig eingebauten Systembus auf CAN-Bus-Basis eröffnen sich auch in wesentlich komplexeren Maschinen vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Bei der Rohrbohrfräsmaschine aus dem Schwabenland überzeugen vor allem die Dynamik und einfache Konfiguration.
Mit dem Active Cube wurde auch die Konfigurationssoftware von Bonfiglioli Vectron, dem Kompetenzzentrum Antriebselektronik von Bonfiglioli mit Sitz in Krefeld, auf den neusten Stand gebracht. Jetzt heißt sie VPlus³ und integriert neben Setup, Analyse und Visualisierung auch die Erstellung und Verwaltung von Fahrprogrammen, den sogenannten „Motion Blocks“ und die Einstellungen zu den ebenfalls ganz neuen Servomotorenreihen des Hauses. Bis zu einer Leistung von 132 kW bringt die Active Cube-Reihe mit sieben Baugrößen somit frischen Wind in die Servo-Antriebstechnik.
Auf der Basis des Servoumrichters ACU können neben kostengünstigen AC-Drehstromantrieben auch die neuen Synchronservoantriebe BTD und BCR von Bonfiglioli mit den spielarmen Planetengetrieben von der zum Konzern gehörenden Tecnoingranaggi ausgerüstet werden. Für den kleineren Drehmomentenbereich bis 27 Nm steht die auf Wirtschaftlichkeit getrimmte BTD-Serie zur Verfügung, höhere Ansprüche erfüllt die BCR-Serie. Mit sieben Baugrößen beherrscht sie den Drehmomentbereich von 0,2 bis 115 Nm. Kombiniert mit spielarmen Micron Servogetrieben bietet Bonfiglioli damit ein Spektrum von Servo-Planeten- und Servo-Planeten-Winkelgetriebe bis 1500 Nm an.
Konsequent hat sich der italienische Antriebsspezialist Bonfiglioli in den Markt der Servoantriebstechnik eingearbeitet. Das System aus Umrichter, Motor und Getriebe, speziell abgestimmt auf hohe Dynamik und Präzision ist komplett. Der nächste Schritt ist dann nicht weit: Mit starken Partnern zusammen werden diese Einheiten in Verbindung mit IPCs zu ganzheitlichen Maschinensteuerungen entwickelt.
Chris Liebermann Journalist in Ubstadt-Weiher
Einsatz von Servomotoren in Vorbereitung
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