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Oldtimer-Motor aus dem Pulverbett

Reverse Engineering: Alu-Motorblock ersteht im Wachsausschmelzverfahren
Oldtimer-Motor aus dem Pulverbett

Oldtimer-Motor aus dem Pulverbett
Aus dem Jahre 1933 stammt der Alumimium-Motorblock eines Hispano Suiza K6, den französische Ingenieure rekonstruierten: Sie erstellten ein CAD-Modell, generierten es in Wachs und gossen es in Alu aus Bild: Voxeljet
Die Ingenieure von LF Ingénierie in Nizza hatten eine heikle Aufgabe: die Rekonstruktion des Alu-Motorblocks eines 76 Jahre alten Hispano Suiza K6.

Durch Verschleiß und Schäden bei Restaurierungsversuchen war der originale Aluminium-Motorblock des Sechszylinders nicht mehr zu retten. Die einzige Lösung: eine originalgetreue Rekonstruktion mit Hilfe des Wachsausschmelzverfahrens. „Der erste Schritt war die Erstellung eines CAD-Modells mit SolidWorks“, berichtet Alpha Camara von LF Ingénierie. Und zwar von Grund auf, denn ein Plan war nicht verfügbar. Wegen der Deformationen des Motorblocks kam ein 3D-Scanner nicht in Frage. „Die Deformationen hätten damit nicht korrigiert werden können, außerdem waren einige Details im Inneren des Blocks für den Scanner unzugänglich.“ Folglich vermaß der Fachmann den Modellblock selbst und formte das 3D-Modell von Hand.

Eine originalgetreue Rekonstruktion muss natürlich auf den exakten Maßen basieren, beispielsweise den Wandstärken von 6 mm, die heute kein Konstrukteur mehr machen würde. Trotzdem erlaubten sich die Experten kleine Verbesserungen. „Wir haben die Dichtmasse der Zylinderkopfdichtung durch einen O-Ring ersetzt“, gesteht zum Beispiel Kfz-Mechaniker Franck Murat. Anschließend wurde das 3D-Modell durch spezifische Elemente des Wachsausschmelzverfahrens ergänzt. Für den Guss waren Anpassungen nötig wie etwa bei den Verbindungsradien.
Innerhalb von weniger als zwei Wochen – bei 15 Stunden täglicher Arbeit – war das numerische Modell fertig, das nun in Wachs gegossen werden sollte. Diese Arbeit erledigten die französischen Kollegen der Voxeljet Technology GmbH, Augsburg, in 48 h. Die Spezialisten auf dem Gebiet des Rapid Prototyping schickten das Wachsmodell gleich im Anschluss an die Gießerei, wo es ummantelt und gegossen wurde.
Einige Tage später wurde das Rohteil in den Werkstätten von LF Ingénierie gespant. Während des Gießens hatte Alpha Camara schon die Fertigungsunterlagen für die anschließende Bearbeitung erstellt. Und während des Spanens des Sechszylinderblocks wurde bereits der untere Gehäuseteil des Motors poliert.
Wette gewonnen: „Zwischen der Auftragserteilung und der Fertigstellung des Motorblocks sind drei Monate vergangen“, erzählt Camara. Rechtzeitig, um ihn im vergangenen Februar auf der Oldtimer-Messe Rétromobile in Paris mit dem restaurierten Hispano auszustellen. Zur Herstellung eines weiteren Motorblocks würden nun weniger als drei Wochen ausreichen, wobei möglicherweise noch eine Wartezeit bei der Gießerei berücksichtigt werden müsste.
Der Preis des Stücks? Etwa 80 000 Euro – mit laufendem Motor. Darauf musste Auftraggeber Carrosserie Lecoq jedoch noch einige Wochen warten. Es fehlten die Kurbelwellenlager des Motors, die von einem anderen Fachmann hergestellt wurden. os
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