Deutschland profitiert als weltgrößter Produzent von Holzverarbeitungsmaschinen von einem neuartigen Splitterschutzvorhang mit mehrfach besserer Leistung. Das Besondere daran: Die Neuerung wurde bereits unmittelbar nach Abschluss der Forschungsarbeiten von 20 Herstellern übernommen.
Der Splitterschutzvorhang aus Polymidgewebe kann ein Mehrfaches an Beschussmasse abfangen – etwa abgebrochene und mit Hochgeschwindigkeit umherfliegende Werkzeugteile. Zudem ist er schalldämpfend.
Mitte Juni wurde diese Arbeitsschutz- Innovation mit der „Otto von Guericke“-Medaille gewürdigt. Die höchste Auszeichnung der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF) e.V. mit angeschlossenen rund 100 Forschungsnetzwerken ging an die Wissenschaftler Hermann Finckh (ITV – Institut für Textil- und Verfahrenstechnik Denkendorf) und Vincenzo Forcillo (IfW – Institut für Werkzeugmaschinen der Universität Stuttgart). Sie hatten mit ihren Teams das vom Bundeswirtschaftsministerium geförderte Gemeinschaftsprojekt „Splitterschutz“ des Forschungskuratoriums Textil e.V. (FKT) und des Forschungskuratoriums Maschinenbau e.V. mit hohem Anwendernutzen vorangetrieben. Die Umsetzung der Produktion des neuartigen Arbeitsschutzes übernahm die Global Safety Textiles GmbH aus Maulburg nach Vorgaben der Abteilung Prozess- und Produktionsautomatisierung des ITV Denkendorf unter der Leitung von Hansjürgen Horter.
Vorausgegangen war Ende 2009 eine Anpassung der Sicherheitsnormen in der Holzbearbeitung. Sie erteilten den vorhandenen PVC-Splitterschutzvorhängen ein „Ungenügend“ und forderten zu Materialalternativen auf. Damit lief die exportorientierte Branche Gefahr, ihre Maschinen nicht mehr normenkonform ausliefern zu können. Die ersten Übergangslösungen, so aus Aramidgewebe, waren speziell für kleine und mittelständische Anwender kaum zu finanzieren.
Mit dem neuen Splitterschutzvorhang aus Polyamidgewebe gelang es der Textilbranche überdies, einen neuen Markt zu erschließen. Heute statten bereits 20 Maschinenbauunternehmen ihre Holzbearbeitungsmaschinen seriell mit dem neuen Arbeitsschutz aus Spezialtextil aus. Sie beliefern allein in Deutschland bis zu 500 holzverarbeitende Betriebe.
Im engen Zusammenspiel zwischen Forschung und Produktion sieht FKT-Geschäftsführer Dr. Klaus Jansen einen der Gründe für den schnellen Wissenschaftstransfer in den Mittelstand. „Leider dauert genau dieser Prozess in Deutschland mit oft zwischen fünf bis zehn Jahren noch viel zu lange.“ os
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