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„Auf die passende Lackiermethode kommt es an“

Wilhelm W. Schmidts: Mit geeigneten Maßnahmen lässt sich bis zu 60 % Energie einsparen
„Auf die passende Lackiermethode kommt es an“

Dass das Nasslackieren zu den energieintensiven Prozessen gehört, ist kein Geheimnis. Doch mit geeigneten Maßnahmen lässt sich viel Energie einsparen. Wie, erklärt Wilhelm W. Schmidts, Geschäftsführer der Walther Spritz- und Lackiersysteme GmbH, Wuppertal.

Walther Pilot ist Hersteller von Lackiergeräten und -anlagen. Wie sehr können Sie die Tradtionstechnologie Lackieren heute noch optimieren?

Bei der Nasslack-Beschichtung kann man es sich heutzutage nicht mehr so einfach machen und den Lack nach Gutdünken aufs Objekt aufsprühen. In Zeiten zunehmender Ressourcenverknappung wird derjenige Anbieter attraktiv sein, der Lösungen erarbeitet, um die Verluste durch Overspray zu minimieren und Energieeinsparungen herbeizuführen. Walther Pilot ist ein solcher Anbieter. Oft werden in unserem Technikum Versuche durchgeführt mit dem Ziel, wirtschaftliche und umweltschonende Lösungen für einzelne Kunden zu erarbeiten.
Wie sehen solche Energiesparlösungen aus?
Neben materialsparenden Spritzpistolen führt Walther Pilot energieeffiziente Lackierkabinen im Sortiment. Man sollte wissen: Wenn immer sich thermische Energie in hohem Maße einsparen lässt, schont dies die Ressourcen und senkt in erheblichem Maße die Lebenszykluskosten. Stichworte sind: moderne Brennertechnik, Energiesparschaltung und Wärmerückgewinnung.
Welche technischen Neuerungen stecken hinter diesen Optionen und wie hoch sind die jeweiligen Einsparpotenziale, grob geschätzt?
Bei direkt im Zuluftkanal der Kabine eingebauten Gasflächenbrennern sind Energieeinsparungen bis zu rund 20 Prozent möglich, verglichen mit der indirekten Beheizung. Darüber hinaus ist es sinnvoll, während Arbeitsunterbrechungen den thermischen Energiebedarf durch Energiesparschaltungen zu reduzieren. Der Hintergrund ist, dass während des Spritzbetriebs hohe Abluftmengen durch entsprechend hohe Mengen erwärmter Zuluft ersetzt werden müssen. Das kostet Energie, insbesondere in der kalten Jahreszeit. Sparschaltungen sorgen deswegen über die Abfrage der Spritzpistole dafür, dass weniger Frischluft aufgeheizt wird, wenn die Arbeit ruht.
Und was bringt die Wärmerückgewinnung?
Zu einem gelungenen Energiesparkonzept gehört natürlich die Wärmerückgewinnung über Rotationswärmetauscher oder Kreuzstrom-Plattenwärmetauscher. Bei geringeren Luftmengen sind Kreuzstrom-Plattenwärmetauscher eher die richtige Lösung, zumal Zu- und Abluftstrom beim Nasslackieren konsequent getrennt werden müssen. Bis zu 40 Prozent der Energie lassen sich so zurückgewinnen.
Welches Energie-Einsparpotenzial ist in der Summe denn realistisch?
Es kommt natürlich auf den Einzelfall an. Doch mit einem gelungenen Maßnahmenbündel kann man unter Umständen bis zu 60 Prozent Energie einsparen und somit langfristig die Betriebskosten senken – und dies entlastet dann auch die Umwelt.
Was genau passiert, wenn jemand mit einem Lackierproblem zu Ihnen kommt?
Die meisten unserer Anlagen entstehen aus Aufgabenstellungen, die der Kunde vor Ort hat. Wenn Sie zu uns kommen, studieren wir zunächst die Problemstellung. Vielleicht wissen wir auch schon den Lösungsweg. Zum Beispiel haben wir uns intensiv mit Beschichtungen bei Vertiefungen, schwer erreichbaren Stellen und anderen kniffligen Problemen befasst. Dieses Know-how kommt den Kunden zugute.
Können Sie uns ein Beispiel geben für eine solche, durch Kundenanregung zustande gekommene Entwicklung?
Dafür gibt es viele Beispiele. Die Firmengeschichte von Walther Pilot ist von Anfang an davon geprägt. Als es zum Beispiel darum ging, Produktlösungen für die Rohrinnenbeschichtung zu finden, haben wir geeignete Düsenverlängerungen konstruiert und stets an ihrer Verbesserung gearbeitet. Für Klebstoffapplikationen haben wir passende Spritzpistolen-Modellversionen entwickelt – und zwar nicht nur für Lösemittelklebstoffe sondern auch für 1-K- und 2-K-Dispersionsklebstoffe. Hinzu kamen Auftrags- und Fördergeräte für hochviskose Dichtstoffe. Um abrasive Medien oder UV-Lacke auftragen zu können, haben wir ebenfalls spezielle Pistolenmodelle entwickelt. Diese Aufzählung könnte ich problemlos weiterführen.
Von der Spritzpistole hängt also viel ab?
Auf jeden Fall. Zum Beispiel entwickeln wir Spritzpistolen, die weitaus weniger Material und Druckluft verbrauchen, ohne dass die Qualität leidet. Aber die Spritzpistole muss immer in ein sinnvolles Gesamtsystem eingebunden werden. Auch hierfür sind wir zuständig und klären alle wesentlichen Details mit dem Kunden.
Haben Sie dafür auch ein Beispiel parat?
Weder bei der Farbförderung noch bei der Farbnebel-Absaugung kann man nach Schema F vorgehen. Hier sind individuelle Lösungen, die auf die Produktionserfordernisse des Anwenders abgestimmt sind, häufig der richtige Weg. Dies kann nur ein Systemlieferant leisten, der beständig an sich arbeitet, denn der Kunde benötigt zukunftsfähige und nachhaltige Anlagenlösungen. Um den Ansprüchen an Präzision und Flexibilität gerecht zu werden, fertigen wir zum Beispiel viele Systembestandteile selbst, etwa Farbdruckbehälter und Rührwerke.
Wie groß ist die Nachfrage nach kompletten Systemlösungen an Walther Pilot?
Die Nachfrage steigt. Wir haben zusätzliche Fertigungskapazitäten schaffen müssen und dafür im letzten Jahr eine neue Produktionshalle eingeweiht.
Welche Neuheiten haben Sie zuletzt auf den Markt gebracht?
Wir haben eine neue Automatik-Spritzpistole entwickelt, die Pilot WA 900. Es handelt sich aber eigentlich um eine ganze Baureihe. Denn, wie schon gesagt, wir müssen sehr viele Varianten vorhalten, um den Bedürfnissen des Marktes gerecht zu werden und passgenaue Lösungen zu erarbeiten.
Was ist das Neue an dieser Spritzpistole?
Eigentlich ist es ein modulares System: Der Interessent gibt uns die für ihn relevanten Parameter vor und wir stellen ihm dann das maßgeschneiderte Produkt zur Verfügung. Er hat zum Beispiel die Wahl zwischen konventioneller Farbspritztechnik, HVLP, HVLP-Plus et cetera. Aber auch zwischen zwei Schnellwechsel-Adapterplatten, zwischen Innensteuerung oder externer Ansteuerung.
Welche Zielgruppen sprechen Sie denn mit dieser modularen Spritzpistole an?
Dass ich Anwendungsbeispiele aus der Farbspritztechnik genannt habe, heißt nicht, dass wir uns nur im Nasslack-Sektor bewegen. Im Gegenteil. Hand- und Automatik-Spritzpistolen und die zugehörige Peripherie werden in vielen Branchen benötigt, beispielsweise auch beim Klebstoffauftrag, beim Trennmittelauftrag, in der Lebensmittelindustrie, beim berührungslosen Fehlermarkieren oder beim Signieren in Stahlwerken. Gut die Hälfte unseres Umsatzes generieren wir mit Kunden, die nicht im Lackiersektor tätig sind.
Was wäre ein Beispiel für eine solche Spezialanwendung außerhalb der Lackiertechnik?
Walther Pilot ist beispielsweise spezialisiert auf Signier- und Markieranwendungen. Dazu zählt vor allem die berührungslose Fehler- oder Gutteilmarkierung mit einem Farbpunkt oder -strich. Doch es gibt noch zahlreiche weitere Anwendungsfälle für die Farbmarkierung, etwa zur Differenzierung optisch baugleicher Teile, als Einbauhilfe oder zur Kennzeichnung von Schnitt- oder Biegelinien.
Braucht es dafür keine Sonderentwicklungen?
Walther Pilot hat für solche Einsatzzwecke nicht nur die passenden Automatik-Spritzpistolen mit extrem kurzen Schaltzeiten im Programm, sondern auch spezielle Zusatzeinrichtungen. Zum Beispiel eine Spüleinrichtung für Düse und Luftkopf, um Anhaftungen zu vermeiden. Komplette Systemlayouts mit Material- und Spülmittelförderung können wir zusammen mit dem Kunden anhand eines Konfigurators erarbeiten und auslegen. Das hilft häufig weiter, weil diese Visualisierungen einen schnellen und klaren Überblick gewähren und der Kunde sich gut einbringen kann.
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