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„Für unterschiedlichste Anforderungen immer die passende Fertigungslösung.“

Trumpf-Werkzeugmaschinen-Chef Dr. Mathias Kammüller über Trends in der Blechbearbeitung
„Für unterschiedlichste Anforderungen immer die passende Fertigungslösung.“

Leichtbau, Ressourceneffizienz, wachsende Materialvielfalt oder vernetzte Fertigungsprozesse – wie Blechbearbeiter diese Themen meistern können, sagt Dr. Mathias Kammüller. Er ist als Geschäftsführender Gesellschafter der Ditzinger Trumpf GmbH + Co. KG für den Bereich Werkzeugmaschinen verantwortlich.

Herr Dr. Kammüller, zum Messeprofil der Euroblech gehören erstmals auch Metall-Kunststoff-Hybridteile. Wie reagiert Trumpf auf den Trend zum Leichtbau?

Leichtbau fördert sowohl bei der Herstellung als auch im Betrieb die Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit von Produkten. Blechkonstruktionen können gegenüber klassischen Frästeilen oder Baugruppen aus Halbzeugen viel Gewicht einsparen. Wir unterstützen unsere Kunden dabei durch die Entwicklung neuer Technologien und das Vermitteln entsprechender Konstruktionsansätze. Hybridbauteile gehören zum sogenannten Materialleichtbau. Der Markteintritt dieser neuen Werkstoffgruppe eröffnet neue Freiheitsgrade. Er erfordert jedoch auch die Entwicklung neuer Ver- und Bearbeitungsverfahren.
Welche Bedeutung hat das Bearbeiten faserverstärkter Kunststoffe für Sie?
Die Wertschöpfungskette FVK bietet ein breites Einsatzpotenzial für die Lasertechnik. In fast jedem Prozessschritt ist der Einsatz des Lasers insbesondere für Trenn- oder Abtragprozesse denkbar. Trotz allem handelt es sich dabei um einen sich entwickelnden Markt, dessen Präsenz in der öffentlichen Wahrnehmung in keinem Verhältnis zur wirtschaftlichen Bedeutung steht. Zum Vergleich: Heute steht einer Weltproduktion von etwa 1,5 Milliarden Tonnen Stahl eine Weltproduktion von weniger als 100 000 Tonnen Kohlenstoff-Fasern gegenüber. Daher wird Trumpf weiterhin den Fokus auf Blech- und nicht auf Kunststoffbearbeitung setzen. Dennoch behalten wir die Entwicklungen in diesem Bereich im Auge und prüfen mögliche Anwendungsfelder für unsere Technologien.
Welche Potenziale bietet der Ultrakurzpuls-Laser hinsichtlich der effizienten Bearbeitung von Faserverbund-Kunststoffen?
Die Ultrakurzpuls-Laser bieten eine Alternative zu den Dauerstrich-Lasern. Aufgrund der sehr kurzen Wechselwirkungszeit zwischen Strahl und Materie gibt es so gut wie keinen Wärmeeintrag im umgebenden Material. Damit ist eine gratfreie, hochpräzise Bearbeitung möglich. Ultrakurzpulslaser gelten daher als prädestiniertes Werkzeug fürs Bearbeiten von Multimaterialsystemen. Bis es zum Serieneinsatz kommen kann, müssen jedoch weitere Entwicklungssprünge folgen, denn die heute erzielten Schnittgeschwindigkeiten sind noch moderat. Mit einer erhöhten mittleren Leistung der Laser ließe sich die Produktivität ohne Qualitätseinbußen so weit steigern, dass Ultrakurzpulslaser fürs Bearbeiten von Faserverbundwerkstoffen wirtschaftlich werden.
Mit welchen Ultrakurzpuls-Entwicklungen dürfen wir in absehbarer Zeit rechnen?
Trumpf bietet die leistungsstärksten industrietauglichen Pikosekundenlaser an, mit denen kalte Bearbeitung möglich ist. So verdampfen die neuen Pikosekundenlaser der TruMicro-Serie 5000 fast jedes Material. Und das so schnell, dass kein Wärmeeinfluss erkennbar ist. In Zukunft werden wir hier noch höhere Leistungen bei kürzeren Pulsen bieten. Damit wird eine noch präzisere Bearbeitung möglich.
Welche Themen werden die Euroblech in diesem Jahr prägen?
Ressourceneffizienz ist ein Dauerthema, das auch dieses Jahr wieder aktuell ist. Zusätzlich zeigt sich eine wachsende Materialvielfalt. Dabei denke ich nicht nur an die bereits angesprochenen Hybridverbindungen, sondern auch an ein erweitertes Blechdickenspektrum und das Bearbeiten von Buntmetallen. Automatisierungs- und Softwarelösungen zur Vernetzung der Fertigung könnten ebenfalls interessant sein.
Was erwarten Sie sich von der Messe?
Die Euroblech ist nach wie vor die weltgrößte Messe für die Blechbearbeitung. Dementsprechend international und hochkarätig ist das Publikum. Daher rechnen wir mit vielen neuen qualifizierten Kontakten. Zudem werden viele Kunden dort sein, denen wir unsere Neuheiten vorstellen können. Eine schöne Gelegenheit, Kontakte zu pflegen und zu intensivieren.
Welches ist das Highlight an Ihrem Stand?
Der Fokus unseres diesjährigen Messeauftritts liegt auf der 2D-Laserbearbeitung. Wir führen eine neue Festkörperlasermaschine in der TruLaser-Serie 3000 ein. Damit ist Trumpf der einzige Anbieter, der seinen Kunden die komplette Wahlfreiheit bietet. In jeder Leistungsklasse können unsere Kunden ab der Euroblech zwischen einer Festkörperlaser- und einer CO2-Lasermaschine entscheiden. Für die vielfältigen Anforderungen unserer Kunden haben wir so immer die passende Maschine.
Sie stellen auf der Messe eine 2D-Schneidanlage mit 8-kW-Laser vor, die 50 Millimeter dicke Edelstahl-Bleche schneidet. Für wen ist das interessant?
Diese Anlage eröffnet völlig neue Anwendungsgebiete. Der Laser als Werkzeug wird plötzlich für Aufgaben interessant, die bisher Plasma- oder Wasserstrahlmaschinen übernommen haben. Zuschnitte für die spanende Bearbeitung sind ein weiteres Anwendungsfeld. Anstatt Teile aus Stangenmaterial zu fräsen, kann der Laser die Kontur aus dem dicken Blech schneiden. Effizient verschachtelt spart ein solches Vorgehen den Unternehmen viel Material und Bearbeitungszeit.
Wodurch wurde dieser Sprung möglich?
In erster Linie durch die neue höhere Laserleistung. Um die acht Kilowatt sicher nutzen zu können, kommt auf den Maschinen ein Spiegelschneidkopf zum Einsatz. Dabei wird der Laserstrahl über eine Spiegeloptik fokussiert. Gegenüber der Linse treten weniger thermische Effekte auf. Das hat den großen Vorteil, dass die Optik seltener gereinigt werden muss und eine höhere Lebenserwartung hat.
Was verbirgt sich hinter BrightLine?
Die Funktion BrightLine ist eine Option, die wir auf unseren 2D-Lasermaschinen anbieten. Sie erhöht die Kantenqualität bei dicken Blechen, insbesondere bei Edelstahl. Bei einer Maschine mit einem Acht-Kilowatt-Laser nutzen wir dazu einen besonderen Spiegelschneidkopf mit 350 Millimeter Brennweite. Damit sind bei Edelstahl bis zur Dicke von 25 Millimetern einwandfrei glatte Kanten möglich.
Welche Neuheiten präsentieren Sie im Bereich Festkörperlaser?
Wie bereits angesprochen zeigen wir auf der Euroblech eine neue Maschine, die TruLaser 3030 fiber. Mit ihr bieten wir unseren Kunden im 2D-Laserbereich in jeder Leistungsklasse die Wahl zwischen einem CO2- und einem Festkörperlaser. Ebenfalls zu sehen ist die neue TruLaser Cell 3000. Dieses universelle Fünf-Achsen-Bearbeitungszentrum bieten wir ab Oktober in voller Funktionalität zum Schweißen und Schneiden an. An dieses kompakte Lasersystem können unsere Kunden je nach gewünschter Anwendung verschiedene Festkörperlaser anschließen.
Welche Herausforderungen müssen Blechbe- und -verarbeiter künftig meistern?
Natürlich gibt es gewisse Anforderungen, die alle Blechbearbeiter betreffen. Dazu zählen etwa steigende Rohstoffpreise. Davon abgesehen, ist die Frage sehr schwierig zu beantworten. Denn wer ist der typische Blechbearbeiter? Gibt es ihn überhaupt noch? Die Anforderungen unserer Kunden sind extrem unterschiedlich. Das hängt davon ab, ob sie Lohn- oder Produktfertiger sind, in welchem Markt sie tätig sind, welche Materialien sie bearbeiten, ob sie sich auf Dick- oder Dünnblech spezialisiert haben – oder vielleicht als flexibler Job Shop alles anbieten. Für die einen ist Produktionsfläche teuer, für die anderen sind es Arbeitskräfte. So unterschiedlich wie die Rahmenbedingungen sind auch die Herausforderungen.
Und wie können Sie Kunden dabei helfen?
„Ihr Vorsprung auf ganzer Linie“ – unser Motto zur Euroblech beschreibt unsere Strategie ganz gut. Wir wollen unseren Kunden helfen, immer einen Schritt voraus zu sein. Dazu bieten wir eine Vielzahl von Lösungen entlang der Prozesskette Blech an. Egal ob Software, Maschine, Laser oder Automatisierung – bei uns bekommt der Kunde alles aus einer Hand. Dabei hat er eine große Auswahl an Leistungsklassen und Werkzeugen. Und genau das ist der Vorteil für unsere Kunden. Egal ob sie platzsparende Maschinen mit kompakter Automatisierung benötigen, eine hochproduktive Anlage oder eine zum günstigen Schneiden von Buntmetallen – wir haben die passende Lösung.
Sind in der Stanz- und der Biegetechnik größere Entwicklungen zu erwarten?
In beiden Technologien haben wir in den letzten Jahren große Entwicklungssprünge gesehen. Automatisierte Biegezellen wie die TruBend Cell 7000 erreichen eine nie dagewesene Produktivität. Beim manuellen Biegen verbessert sich die Schnittstelle Mensch-Maschine weiter. Zur Euroblech führen wir mit dem ToolShuttle eine kompakte Automatisierung ein. Auch das Stanzen hat sich stark entwickelt. Ressourceneffizienz ist hier ein gutes Stichwort. Das restgitterfreie Bearbeiten hat die Materialeffizienz auf ein neues Niveau gehoben. Die Entwicklung hört nicht auf.
Trumpf auf der Euroblech: Halle 11, Stand B30/B61
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