Bei Fußball-Turnieren sind immer wieder Fouls mit Gesichtsverletzungen zu sehen. Bei besonders schweren Zusammenstößen müssen die Betroffenen oft längere Zeit pausieren. Passgenaue Gesichtsmasken aus Carbon sollen eine möglichst schnelle Rückkehr auf das Spielfeld ermöglichen – und machen damit deutlich, was der Werkstoff drauf hat.
Nasenbeinbrüche und gequetschte Augen: Der Unfall von Sven Bender ist nur eines von vielen Beispielen für schwere Gesichtsverletzungen im Profifußball. Der Dortmunder musste im Champions-League-Spiel gegen Arsenal London Anfang der vergangenen Saison von seinem Gegenspieler einen Tritt ins Gesicht einstecken, wie Focus Online berichtete. Mittels Metallplatten wurde sein beidseitiger Bruch der Kieferaufhängung fixiert. In den letzten Jahren häufen sich im Profifußball solche Verletzungen. Der Münsteraner Unfallchirurg Horst Rieger prognostizierte sogar eine Zunahme der schweren Gesichtsverletzungen, weil „Ellenbogenchecks fester Bestandteil des Fußballs“ seien.
Auch dem Physiotherapeuten der deutschen Nationalmannschaft Klaus Eder ist das Phänomen der sich häufenden Gesichtsverletzungen im Profifußball aufgefallen, wie germansoccerboard berichtet. „Es ist schon auffällig, wie häufig sich Spieler derzeit im Gesicht verletzen“, meint Eder. Er vermutet dahinter aber keine Absicht. „Es bleibt kaum noch Zeit, den Ball anzunehmen. Die hohe Spielgeschwindigkeit kann ein Grund dafür sein, dass unachtsamer gespielt wird.“
Setzten Nasenbeinbrüche und ähnliche Verletzungen die Spieler früher wochenlang außer Gefecht, können Sie heute mit einer Gesichtsmaske aus Carbon nach wenigen Tagen wieder den Spielbetrieb aufnehmen. Das Material eignet sich hierfür besonders, da es laut Klaus Hartmann von der Leverkusener Ortholev GmbH mehr Sicherheit bietet, um Sekundärverletzungen vorzubeugen. Zudem ist eine Maske aus Carbon mit einem Gewicht von circa 70 bis 80 g sehr leicht. Die Kosten liegen in der Regel bei rund 1000 Euro, wobei der Preis im Profifußball nicht primär sein dürfte. Hauptsache, der verletzte Spieler steht schnell wieder auf dem Platz – und holt sich nicht noch eine Verletzung.
Und so wird die Maske aus Carbon (oder genauer CFK, Carbonfaserverstärkter Kunststoff) hergestellt: Ein mit kleinen Pads erstellter Gipsabdruck des Gesichts wird mit Gips ausgegossen. Dieses „Positiv“ wird nach anatomischen Gesichtspunkten modelliert. Hierauf werden Carbonmatten anmodelliert. Über das fertig armierte Modell wird dann eine Spezialfolie gezogen, die einseitig an eine Vakuumpumpe angeschlossen wird. In die Folie – über das Carbon – wird ein Spezialharz gegossen und manuell auf dem „Gießling“ verteilt. Das Vakuum saugt die Luft heraus, wodurch das fertige Produkt dünnwandig und stabil wird. Nach dem etwa zwölfstündigen Aushärteprozess wird der Zuschnitt markiert und die Maske mit einer Oszillationssäge vom Positiv getrennt. Anschließend wird die fast fertige Maske mit einer Trichterfräse beschliffen. Es folgt die Montage von Verschlüssen und Polstern. Im Verlauf des Herstellungsprozesses probiert der Spieler die Maske an, so dass eventuelle Änderungen vorgenommen werden können.
Seine erste Vollmaske stellte Hartmann 2003 für den Leverkusener Spieler Diego Placente her. Der normalerweise schwarze Gesichtsschutz lässt sich auch färben. Dies geschieht mit Hilfe von Harz. Doch das mache die Masken etwas schwerer, betont Stefan Kron von der Liebau Orthopädietechnik GmbH, Rostock Lütten Klein. Das Unternehmen hat Spieler von Hansa Rostock mit dem Gesichtsschutz ausgestattet.
Wie die Augsburger Allgemeine Online berichtet, erfülle die Gesichtsmaske ihre schützende Aufgabe sehr gut und – so sagen die Maskenträger nahezu geschlossen – behindere auf dem Spielfeld mitnichten. „Durch die hohe Festigkeit und Steifigkeit ist eine Maske aus Carbon deutlich bruchfester als Kunststoffmasken“, sagt Klaus Hartmann von Ortholev. Zudem seien Kunststoffmasken deutlich dicker und würden das Blickfeld des Spielers einschränken. Während Carbon-Masken 1 bis 2 mm dick sind, würde bei Kunststoff 6 bis 7 mm dickes Material auf dem Gesicht des Spielers liegen.
Doch nicht jeder Spieler kommt mit einer Gesichtsmaske zurecht. So musste laut www.mainzer-rhein-main-zeitung.de der Berliner Spieler Maik Franz nach seinem Nasenbeinbruch ganz passen.
Auch der Kopfschutz von Petr Cech besteht aus Carbon. Der Tscheche hatte 2006 nach einem Schädelbruch zu der Maßnahme gegriffen. Seither trägt der Torhüter des FC Chelsea den in Neuseeland gefertigten Schutz bei jedem Spiel. Allerdings würde solch ein Kopfschutz nicht im Vorfeld vor Verletzungen schützen, wohl aber vor Sekundärverletzungen.
Christian Mertens christian.mertens@konradin.de
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