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„Kunststoff hat noch ein sehr großes Substitutionspotenzial“

Proto Labs-Chef Thomas Langensiepen: Spritzgieß-Schnellservice wird immer beliebter
„Kunststoff hat noch ein sehr großes Substitutionspotenzial“

Proto Labs-Chef Thomas Langensiepen ist Knowhow-Träger für Metallsubstitution. Denn der Spritzguss-Expressservice des Anbieters gilt inklusive Teileoptimierung. Langensiepens Erfahrung: Kunststoff hat noch riesiges Potenzial.

Mit Ihrer Spritzguss-Dienstleistung Protomold haben Sie wachsenden Erfolg. Was sind die Vorteile?

Der Kunde kann Prototypen und Kleinserien aus Serienmaterial in sehr sehr kurzer Zeit erhalten. Dies gab auch den Anstoß zu unserem Unternehmen vor 14 Jahren: Der Firmengründer war auf der Suche nach Prototypen aus dem Serienmaterial und wurde nicht fündig. Er wollte dies ändern. Es geht also darum, sehr schnell Serienteile zu Verfügung zu stellen.
Wie schnell liefern Sie?
Die Lieferzeit für die Spritzgussteile liegt zwischen einem und 15 Tagen, je nach Komplexität der Teile. Müssen wir zuerst das Werkzeug anfertigen, beträgt die Lieferzeit maximal 15 Tage. Haben wir das Werkzeug schon aus früheren Aufträgen, dauert es maximal zehn Tage. Die benötigte Zeit geben wir zuvor in unserem transparenten Angebotssystem an.
Wenn die Online-Anfragen kommen, machen Sie auch Optimierungsvorschläge: nehmen die Nutzer diese an?
Ja, praktisch zu hundert Prozent, weil wir den Prozess ja sehr gut kennen. Warum machen wir diese Vorschläge? Nachdem der Kunde ein 3D-Modell hochgeladen hat, müssen wir vor der Auftragsvergabe alle kritischen Fragen und Diskussionspunkte zum Spritzgießteil abgeschlossen haben, damit wir den Prozess dann sehr schnell ablaufen lassen können.
Geht dies alles vollautomatisch über den Computer?
Wir haben einen Prozess, der ähnlich wie bei Amazon abläuft. Aber wir legen Wert darauf, dass wir eine Technikabteilung haben, die den Anwender gerne berät und mit ihm unsere Gestaltungshinweise aus dem ProtoQuote-Angebot diskutiert.
Legt intern ein Ingenieur noch Hand an?
Unser Know-how liegt in der Software, durch die wir 3D-Modelle im Blick auf die Anforderungen des Spritzgießens komplett analysieren können. Aber dennoch wird jedem Modell noch ein Ingenieur zugeordnet, der darüber schaut und das Teil letztendlich freigibt.
Ihre Angebote sind gratis, ebenso wie die Optimierungsvorschläge. Nutzen dies manche als kostenloses Online-Tool?
Ja natürlich. Wir haben nun mal ein offenes System und da gehört dies dazu.
Unser Angebotssystem wird verwendet, um Konstruktionen zu optimieren oder auch, um Kosten zu kalkulieren, zum Beispiel bei Ingenieurbüros oder Prototypen-Dienstleistern. Und wir begrüßen dies sogar.
Wieso begrüßen Sie das?
Damit können wir zeigen, dass wir ein kompetenter Partner für Spritzgussmodelle und den schnellen Prototypenbau sind. Dafür ist das System ja da und dafür darf es genutzt werden – zum Beispiel auch in Hochschulen.
Sind Sie defacto also ein Promoter des Spritzgießens und der Möglichkeit, Metall durch Kunststoff zu ersetzen?
Jeder weiß, dass die Herstellung eines Spritzgießwerkzeuges eine Kunst ist. Und wir bilden diesen komplexen Vorgang des Spritzgießens sehr einfach ab. Das hat natürlich zur Folge, dass diese Möglichkeiten mehr und mehr genutzt werden.
Wie gerne nehmen Kunden Ihre technische Unterstützung in Anspruch?
Insbesondere bei den Neukunden ist die Anzahl derer, die intensiv mit uns diskutieren, deutlich über 80 Prozent. Dies bedingt, dass wir häufig den Hintergrund der Teile und ihre Anwendung mitgeteilt bekommen, weil wir dann zum Beispiel bei der Werkstoffauswahl beraten können. Aber auch erfahrene Spritzgieß-Fachleute diskutieren zuweilen gerne mit uns.
Das lässt aber vermuten, dass es immer noch viele Möglichkeiten für die Substitution von Metallteilen gibt?
Ja, das gibt es auch. Jedoch möchte ich hier betonen, dass jeder Werkstoff seine Berechtigung hat und dass es natürlich Anwendungen gibt, in denen Metall nicht ersetzt werden kann. Gerade bei unserem Expressservice ist uns eine offene und ehrliche Kommunikation mit dem Kunden wichtig und wir wollen ihm auch die Grenzen des Spritzguss nicht verschweigen, denn er soll ja mit den ausgelieferten Teilen zufrieden sein.
Wie hoch schätzen Sie das Potenzial ein, heute noch Vorteile durch Metallsubsitution zu erzielen, sei es durch Gewichtsreduktion oder Funktionsintegration?
Das Potenzial ist sehr sehr groß. In den nächsten Jahren gibt es für den Spritzguss noch Potenzial, weil eben auch die Produktvielfalt größer und der Produktlebenszyklus kleiner wird. Von daher ergeben sich laufend neue Möglichkeiten.
Nun haben Sie ja ein ganzes Paket von Hilfsmitteln, mit denen Sie Konstrukteuren das Spritzgießen näher bringen. Welches ist das wichtigste?
Das wichtigste Tool ist eindeutig unser interaktives Angebotssystem „ProtoQuote“, worüber wir gesprochen haben.
Und unter den weiteren Hilfsmitteln?
Das Bekannteste ist unser Würfel. In einfacher Form zeigt er alles, worauf man beim Spritzgießen achten muss und was technisch möglich ist. Dieser Designwürfel wird von Lehrern, innerbetrieblichen Ausbildern und Hochschullehrern benutzt, um das Thema Spritzgießen einfach darzustellen. Wenn wir unsere Webinare zum Einstieg ins Spritzgießen veranstalten, schicken wir ihn im Vorfeld den interessierten Zuhörern zu.
Was kann man am Würfel denn beispielsweise lernen (Foto)?
Schauen Sie mal auf den dicken Bereich. Wenn Sie mit dem Finger über die massive Stelle streichen, spüren Sie die Einfallstellen, nicht aber bei der anderen, hohl modellierten Stelle. Das ist ein Beispiel dafür, wie man mit dem Würfel grundlegende Zusammenhänge des Spritzgießens im wahrsten Sinne des Wortes be-„greifen“ kann. So können wir unseren Kunden ganz leicht erklären, wie es zu Einfallstellen kommt, besonders bei bestimmten Materialien, und wie diese sich vermeiden lassen – aber das ist nur eines aus den vielen Beispielen.
Und der „Torus“ ist wohl eher für die Fortgeschrittenen?
Der Torus zeigt, was denn alles technisch möglich ist im Spritzgießen. An ihm wird zum Beispiel deutlich, wie sich Schnapphaken mit Hilfe eines Schiebers konstruieren lassen – etwa für einen Clip-Verschluss.
Aber das ist noch nicht alles, was Sie zum Thema Spritzgießen anbieten?
Wir verschicken regelmäßig einen Design-Newsletter, haben ein Buch „Injection Molding Part Design for Dummies“ oder veranstalten Webinare wie aktuell zum Thema „Der Materialauswahlprozess bei Kunststoffen“. So haben wir Hilfsmittel für die ganze Bandbreite unserer Kunden vom Einsteiger, der durch eine brilliante Idee erstmals mit Spritzguss konfrontiert ist, bis hin zum Experten, der die Möglichkeiten bis ins Letzte ausreizen will.

Das Protomold-Angebot

Protomold ist der Spritzgieß-Service von Proto Labs, Limited. Designer und Ingenieure können ein 3D-CAD-Modell eines Teils auf das webbasierte Angebotssystem, ProtoQuote, hochladen und erhalten ein detailliertes 3D-Modell, eine Ausführbarkeitsanalyse sowie den Gesamtproduktionspreis innerhalb von Stunden. Spritzgieß-Prototypen und Kleinserien lassen sich aus einer Auswahl von hunderten Kunststoffen fertigen.
Firstcut ist der analoge Fräsdienst von Proto Labs, Limited: Wer ein 3D-CAD-Modell im Angebotssystem FirstQuote hochlädt, erhält ebenfalls innerhalb von Stunden ein genaues Angebot. Es besteht eine Auswahl von mehr als 30 Materialien wie ABS, Nylon, PEEK, Aluminium oder Messing – und neuerdings auch Stahl und Edelstahl.
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