Kurze Rohre im Wechselschritt fertigen

Alle 20 s ein Rohr, und jedes Rohr mit anderem Durchmesser oder anderer Länge – diese Flexibilität alleine zeichnet die Kurzrohr-Produktionsanlage Flexistar schon gegenüber anderen Maschinen aus. Doch es geht noch weiter: „Die Produktionsanlage kommt bei aller Flexibilität ohne Wechselteile und ohne Rüstzeiten aus, und zwar ohne Beeinträchtigungen im Automatisierungsgrad und in der Verfügbarkeit“, sagt Wolfgang Weil, Geschäftsführer der Weil Engineering GmbH in Müllheim. Bei der Flexistar reicht es aus, die Maschinenparameter zu ändern, um andere Rohrgeometrien herzustellen. So fertigt beispielsweise die Flexistar 600/1250 Rohre mit Wanddicken zwischen 0,4 mm und 1,0 mm in Längen von 120 bis 1250 mm und Durchmessern von 80 bis 600 mm. Andere Typen verarbeiten Längen bis 2000 mm.

Mit der Anlage wäre die automatisierte Rohrfertigung schon bei Losgröße 1 wirtschaftlich, meint Wolfgang Weil. Üblicherweise werden es mittlere bis große Serien sein, die auf der Maschine laufen. Entsprechend breit streut der Anwendungsbereich der Anlage: Sie ist ebenso gut einsetzbar für die Herstellung von Kaminrohren, Rohren für die Belüftungs- und Klimatechnik wie für Boiler und Behälter oder für Rohre in Abgassystemen von Kraftfahrzeugen. Eine spezielle Variante der Maschine ist für die automatische Herstellung doppel- oder mehrwandiger Kompensatoren konfiguriert, indem hier eine zusätzliche Station die nacheinander gefertigten Innen- und Außenrohre automatisch ineinander steckt.

In der Anlage sind eine Mehrwalzenrundemaschine und eine Schweißstation über Handhabungssysteme und Zwischenstationen verkettet. Seine Flexibilität verdankt das System einer neuentwickelten Spannvorrichtung, die jedes Rohr im Bereich der stationären Schweißstation exakt fixiert. CNC-gesteuert passen sich zwölf radial positionierbare Spannleisten an den jeweiligen Rohrdurchmesser an und spannen den Schweißspalt so, dass kein Schweißnahteinfall die Rohrrundheit beeinträchtigt. Bürstenaufsätze an den Spannleisten gewährleisten, dass auch dekorativ blanke Oberflächen beim Durchschieben des Rohres durch die Schweißstation weder verkratzt noch beschädigt werden. Die Schweißquelle ist je nach Anforderung des Anwenders als Laser-, WIG- oder Plasma-Quelle ausgelegt. Höchste Produktivität allerdings bietet laut Weil der Einsatz einer Laserstrahlquelle.

Für die richtige Rundung des Rohres sorgen die seit vielen Jahren in Kurzrohranlagen von Weil bewährten Mehrwalzenrundeanlagen. Über die CNC-gesteuerte Positionierung der Walzen zueinander können verschiedene Rohrdurchmesser gefertigt werden. Die Rundung erfolgt in zwei Arbeitsschritten. Nach dem Runden der ersten Halbschale schieben die Walzen das ebene Blechstück bis zum Ende durch, um dann im Rückwärtslauf die zweite Halbschale anzuformen. Danach hängt das Spaltrohr mit definierter Spaltposition an der Oberwalze und kann axial in die Spannvorrichtung der Schweißstation ausgeschoben werden.

Das Konzept der Flexistar ist von Anfang an für eine automatische Produktion ausgelegt. Neben der Grundausstattung mit Einfachstapler und Zuführtisch stehen weiter Automationskomponenten bis zur Sortierung zur Verfügung. Selbst automatische Systeme zum Füllen des Zwischenraums bei Kompensatoren mit Isoliermaterial sind verfügbar.

Von der Produktivität der Anlage überzeugt zeigt sich Steffen Lüttig, Geschäftsführer der Email-, Metall- und Kunststoffverarbeitung GmbH in Allstedt, der die Anlage seit Mitte des Jahres im Betrieb hat. Einem Umstieg von der bisherigen manuellen Fertigung auf die automatisierte Produktion hatten bisher die verschiedenen Durchmesser der in Allstedt hergestellten Rohre – überwiegend für Belüftungs- und Klimasysteme – im Weg gestanden. Die Einsparungen gegenüber der früheren manuellen Fertigung schätzt Lüttig auf „weit im zweistelligen Prozentbereich“. Was früher ein Mitarbeiter in einer Schicht an einer Spannbank geschafft hat, übertrifft die Maschine um das Fünf- bis Sechsfache.

Volker Albrecht Freier Journalist in Bamberg

Die Fertigung dünnwandiger Rohre auf Contistraßen ist nur bei hohen Stückzahlen wirtschaftlich. Werden verschiedene Rohrdurchmesser benötigt müssen entsprechende Längen vorgehalten werden. Hier bietet die Flexistar eine sinnvolle Alternative. Aus flachen Blechen entstehen nach Bedarf Rohre mit unterschiedlichen Durchmessern, die direkt weiterverarbeitet werden können. Ohne Umrüsten und Wechselteile und quasi im Takt der Folgebearbeitung.