„Leichtbau brutal“

„Leichtbau brutal vorantreiben durch Werkstofftechnologie.“ Diese Forderung des Audi-CEO Rupert Stadler machte sich der Chef der Leiber-Group zueigen und konnte sich damit die Aufmerksamkeit im Werkstoff-Forum sichern. Und dafür hat er Gründe: Denn wenn es die Aluminium-Schmiede aus Emmingen wirklich schaffen, über 4 kg pro Bremstopf einzusparen, dann ist das Leichtbau radikal. Und annähernd „brutal“ ist es auch: Für das Hybridschmieden reiche es aus, wenn die Rohteile nur „grobschlächtig“ vorgearbeitet würden, meinte Dr. Leiber. Den Rest erledige die Presse. Als Resultat präsentierte er die Vorstudie eines geschmiedeten Trommelbremsen-Topfs, der in der Reibzone aus Grauguss (GG) besteht und ansonsten aus leichtem Aluminium, zusammengehalten durch Form- und Kraftschluss. Bei Tests versagen die Teile jedenfalls nicht in der Fügezone.

Was beim Hybridschmieden im Gesenk passiert, ist Firmengeheimnis. Es wird aber ein ähnlich komplexer Prozess sein, wie er etwa vom Clinchen bekannt und inzwischen gut dokumentiert ist. Sogar Aufschrumpfeffekte sollen eine Rolle spielen.

Die Idee dazu leitete das Leiber-Team aus der Lieferung von geschmiedeten Töpfen aus AluXtrem für C/SiC-Scheibenbremsen ab, wie sie in Premiumfahrzeugen zum Einsatz kommen. Die Legierung erreicht Festigkeiten bis 420 MPa. Für die Reibzone der Trommel eignet sich AluXtrem aber dennoch nicht wegen des zu befürchtenden Abriebs – und so kommt der GG-Anteil ins Spiel.

Auch für andere Anwendungen erscheint das Hybridschmieden interessant. Zum Beispiel, um unterschiedliche Aluminiumlegierungen in einem Stück zu verbinden. Oder um (leichte) Alu-Pleuel mit Stahlbuchsen für die Aufnahme der Lager auszustatten. Die große Vision von Dr. Leiber bleibt aber dem Automobilbau verhaftet: eine an einem Stück geschmiedete Scheibenbremse aus Aluminium-Topf und Grauguss-Ring. os