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Maschinen- und Anlagenbau pusht Umati als Weltsprache der Produktion

Verbände etablieren Schnittstellenstandard Umati
Maschinen- und Anlagenbau pusht Umati als Weltsprache der Produktion

Die Verbände VDMA und VDW wollen künftig die Nutzung und Verbreitung von OPC UA-Standards für den gesamten Maschinenbau unter der Marke Umati gemeinsam vorantreiben.

❧ Mona Willrett

Das Interesse an einer universellen Schnittstelle für Fertigungssysteme sei groß, sagt Dr. Wilfried Schäfer. „Produzierende Unternehmen haben in ihrer Fertigung nicht nur Werkzeugmaschinen, sondern einen individuellen Mix an Maschinen, Anlagen und Systemen“, so der Geschäftsführer des Vereins Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW) weiter. Wenn es gelinge, all diese Technologien quasi per Plug-and-Play zu verbinden, spare das den Nutzern viel Zeit und Geld. Das berge enormes Potenzial – auch bei bislang unwirtschaftlichen Projekten. Einen solchen Schnittstellenstandard entwickeln Experten in der VDW-Initiative Umati.

„Wir werden die Marke Umati künftig gemeinsam voranbringen“

Nun hat sich der Werkzeugmaschinen-Verband entschieden, Umati gemeinsam mit dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) auf breitere Füße zu stellen. „Wir werden die Marke künftig gemeinsam voranbringen und insbesondere die Endkunden unserer Mitglieder dabei unterstützen, den Anspruch ‚Connecting the World of Machinery‘ umzusetzen“, erklärt Hartmut Rauen. Dabei seien die Kundenkreise in der Fertigungswelt extrem vielfältig – von der Automobilindustrie über die Medizintechnik bis hin zum Möbelbau. Der stellvertretende VDMA-Hauptgeschäftsführer betont: „Die Fertigungsleiter dieser Welt müssen darauf vertrauen dürfen, dass die Maschinen unterschiedlichster Hersteller die gleiche Sprache sprechen.“ Diese Idee gelte es nun in die Welt zu tragen.

Das gehe jedoch nicht voraussetzungslos. Deshalb habe der VDMA schon früh OPC UA als Standard für den Datenaustausch im Maschinen- und Anlagenbau favorisiert. Der VDW arbeitet seit 2017 am OPC UA-basierten Schnittstellenstandard Umati, der eine offene Interoperabilität zwischen Maschinen und Software-Systemen, vom Shop-Floor bis in die Cloud, sicherstellen soll.

Rauen stellt klar: „Umati ist keine OPC UA Companion Specification, sondern die endkundenzentrierte Community zur Nutzung von OPC UA und den OPC UA Companion Specifications des Maschinen- und Anlagenbaus.“

Grundelemente einheitlich definieren

Ein Bottom-up-Ansatz zeigte, dass Grundelemente für einen Großteil des breiten Produktspektrums im Maschinen- und Anlagenbau einheitlich definiert werden müssen. Rauen betont: „Der VDMA hat die Power, die notwendige Integrationskraft unterschiedlichster Domänen der Produktionswelt zusammenzuführen.“ 17 Fachverbände arbeiten in mehr als 30 Gruppen an technologiespezifischen Schnittstellen, den so genannten Companion Specifications. Um die Grundlagen-Companion Specification OPC UA for Machinery, deren erste Version noch in diesem Jahr veröffentlicht werden soll, kümmert sich eine Auswahl weit fortgeschrittener Gruppen aus den Bereichen Elektrische Antriebstechnik, Kunststoff- und Gummimaschinen, industrielle Bildverarbeitung, Metallurgie, Robotik und Werkzeugmaschinen. Rauen sieht Umati quasi als Duden der Weltsprache für die Produktionstechnik. Damit bringe man die Industrie 4.0-Bewegung entscheidend voran und schaffe einen enormen Mehrwert für das verarbeitende Gewerbe.

EMO 2019 hat positive Resonanz auf Umati deutlich verstärkt

Den Initiatoren lag von Anfang sehr viel an einer weltweiten Beteiligung an der Umati-Community, denn nur international anerkannte Standards können überhaupt Standards sein. „In diesem Sinne freuen wir uns sehr über die beeindruckende und motivierende Resonanz aus aller Herren Länder“, sagt Schäfer.

Nur zwei Jahre nachdem der VDW seine Initiative vorgestellt hat, präsentierte der Verband auf der EMO 2019 einen Showcase mit 70 Partnern aus zehn Ländern, der zeigte, dass die Anbindung von 110 Maschinen an 28 Softwaredienste, die dezentral über das Messegelände verteilt waren, praktisch per plug-and-play funktioniert. „Die positive Resonanz auf Umati hat sich seither noch deutlich verstärkt“, blickt der VDW-Chef zurück. „Die Zahl neuer Partner aus den verschiedensten Branchen sowie aus dem In- und Ausland steigt wöchentlich.“ Inzwischen wollten knapp 120 Unternehmen und Institute mitwirken.

Aus ‚Machine Tool‘ wird ‚Machine Technology‘

Zwischenzeitlich sind im VDMA und seinen Partnerorganisationen zahlreiche weitere OPC UA Companion Specifications entstanden. Um diesen mehr Sichtbarkeit zu verschaffen und sie noch stärker in die Anwendung zu bringen, wird Umati jetzt als Community für die Nutzung und Vermarktung von OPC UA Companion Specifications auf den gesamten Maschinen- und Anlagenbau ausgeweitet. Statt für ‚universal machine tool interface‘ steht die Marke künftig für ‚universal machine technology interface‘. Sie bildet den Rahmen für gemeinsames Marketing, Öffentlichkeitsarbeit, die Demonstration von Use Cases und die Ansprache von Endkunden.

Trotz aller Unwägbarkeiten durch die Corona-Pandemie bleibe das Ziel der Umati-Initiatoren, die erste finale Version der Companion Specification im Sommer oder Herbst 2020 zu veröffentlichen. Drei Jahre seit der ersten Präsentation der Initiative seien für ein so komplexes Thema mit vielen internationalen Partnern ein sehr kurzes Zeitfenster, betont Schäfer. Das zeige den großen Bedarf an einem solchen Schnittstellenstandard.

Die nächsten Schritte betreffen weitere Optimierungen sowie die Verbreitung der jeweiligen Standards. Der VDW-Chef rechnet schon in der zweiten Jahreshälfte 2020 mit ersten konkreten Produkten, die den Kunden Konnektivität auf Basis der OPC UA-Specification for Machine Tools zur Verfügung stellen. (mw)

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