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Mit mehr Dienstleistungen soll die Zukunft sicherer werden

Schmeißer Werkzeugmaschinen: Nicht nur Gebrauchtmaschinenhandel
Mit mehr Dienstleistungen soll die Zukunft sicherer werden

Die meistergeführte Werkstatt bei Schmeißer Maschinenbau in Günzburg ist auf Qualität getrimmt. Als 2008 der Markt abrupt zusammenbricht, setzt das Unternehmen auf Dienstleistungen. Sie sollen in Zukunft stärker ausgebaut werden.

Schmeißer Werkzeugmaschinen in Günzburg, das ist unter anderem die Top-Adresse für alle, die eine gebrauchte konventionelle Universal-Schleifmaschine S 11 von Michael Deckel suchen. Denn die Überholung dieses Klassikers ist ein Schwerpunkt des Familienbetriebes. „Da sind wir, so behaupte ich mal, deutschland- und europaweit, ja sogar weltweit die Nummer eins im Gebrauchtmaschinenmarkt“, ist sich Ralf Schmeißer sicher. „Für die S 11 haben wir fast alle Teile vorrätig“, berichtet der Juniorchef und verweist auf das Lager mit einem riesigen Sortiment an Ersatzteilen. Der gelernte Werkzeugmacher kennt die Maschinen aus dem FF, denn er hat darauf und auf vielen weiteren Maschinen, die das Unternehmen für den Werkzeug- und Formenbau sowie den Maschinenbau anbietet, selbst gearbeitet. Sein Vorteil: Er weiß, welche Maschinen er kaufen kann und welche nicht. Darüber hinaus kauft er nur Maschinen, für die er noch Ersatzteile bekommt, sonst verzichtet er auf den Kauf.

Die Nähe zu den Maschinen von Michael Deckel entwickelte sich ab 1985, als Vater Herbert Schmeißer, Seniorchef und Inhaber des Maschinenhandels, die Vertretung für diese Maschinen in Baden-Württemberg übernommen hatte. Als Mitte der 90er-Jahre ein Kunde erst dann eine neue Maschine kaufen wollte, wenn die alte entsorgt war – der Hersteller aber die Rücknahme verweigerte –, schritt er selbst zur Tat. „Das Auto kam auf die Straße, die angekaufte Maschine in die Garage und die neue Maschine war verkauft“, erinnert sich Schmeißer an die Anfänge des Gebrauchtmaschinenhandels. Denn nun galt es, die gebrauchte Maschine zu verkaufen.
Nach dem Entschluss, das Geschäft auszubauen, war die Garage in Niederstotzingen bald zu klein. Die dann angemietete Werkstatt mit 100 m² reichte schon nach wenigen Wochen nicht mehr aus. Und so erreichte der sukzessive Ausbau nach rund zehn Jahren eine Hallenfläche von rund 400 m². Zu dieser Zeit entschloss sich Schmeißer, groß zu investieren. Und als in Niederstotzingen nicht alles so lief, wie er sich das vorgestellt hatte, steckte er rund 1 Mio. Euro in 2300 m² neuer Hallenkapazität und in moderne Büros in Günzburg.
Doch 2008, nur kurze Zeit nach dem Umzug, brach die Lehmann-Bank in den USA zusammen. Die Geschäfte brachen abrupt ab. „Wir hatten über einen Zeitraum von 18 Monaten im Schnitt rund 68 Prozent Umsatzverlust“, erinnert sich Ralf Schmeißer. Zum Überleben mussten teuer eingekaufte Maschinen unter Wert verkauft werden. Und die qualifizierte Mannschaft in der Werkstatt schwenkte schnell auf Servicearbeiten um. „Wir haben sogar noch Leute für den Service eingestellt“, blickt Juniorchef Schmeißer zurück, „aber bis die eingearbeitet waren, hat das auch Geld gekostet.“ Man habe zwar weniger Umsatz gemacht, aber die Rendite sei deutlich gestiegen, so der Juniorchef. Als die Politik in Bayern und im Bund – sogar die Bundeskanzlerin wurde angeschrieben und hat auch geantwortet – keine Hilfe leistete, brachte die Familie private Sicherheiten ein. Darüber hinaus fanden sich private Geldgeber, auch Mitarbeiter, die ihre Rücklagen zur Verfügung stellten.
Die Geldbeschaffung ist auch weiterhin ein Problem. Denn für den Ankauf größerer Maschinen, mit denen eine bessere Rendite zu erzielen wäre, stellen die Banken kein Geld zur Verfügung. Und beim Ankauf und Überholen der meist kleinen Maschinen ist die Gewinnspanne gering. Es müssen viele Maschinen verkauft werden, um den nötigen Umsatz zu erzielen. Deshalb setzt Schmeißer für die Zukunft stärker auf Dienstleistungen für Hersteller, Anwender und auch Händler. „Qualifizierte Mitarbeiter für den Service kosten zwar gutes Geld, spielen aber auch etwas ein“, weiß er. Und wenn das Geschäft ausgebaut werden soll, braucht er entsprechend ausgestatte Fahrzeuge. Die kosten voll ausgestattet rund 60 000 Euro. Darüber hinaus erfordert ein funktionierender Service vier bis fünf Mitarbeiter, die auf Abruf stehen. „Alles das braucht Zeit, aber da sind wir dran“, blickt Ralf Schmeißer nach vorne.
Schon in der Krise hatte die meistergeführte Mannschaft in der Werkstatt eine Grundauslastung durch den Service für die S 11 von Michael Deckel. Inzwischen leistet das Unternehmen auch den Service für die Schnellradialbohrmaschinen der Alzmetall-Tochter Donau Werkzeugmaschinen. „Wenn wir künftig bis zu fünf solcher Partner haben sollten, hätten wir einen ausgeglicheneren Geschäftsverlauf“, prognostiziert Schmeißer.
Was den Verkauf gebrauchter Maschinen anbelangt, stellt er eine erfreuliche Entwicklung fest: „Wir werden jedes Jahr interessanter für Kunden, die quasi vor Ort sind.“ Gute Referenzen und die daraus entstehende Mundpropaganda tragen dazu bei, dass Kunden jetzt schon selber auf den Händler zukommen. Zwar wurden in der Vergangenheit auch Maschinen exportiert und „es gibt kaum ein Land, in das wir nicht verkauft haben“, sagt Schmeißer, aber der Export habe 10 bis 12 % Anteil nie überschritten.
Aber noch eine andere Erkenntnis hat in dem qualitätsbewussten Unternehmen Einzug gehalten. Zwar wird auch weiterhin jede Maschine funktionsgeprüft und elektrisch abgenommen, das ist der Mindeststandard. Und jede Maschine geht auch mit Betriebsanleitung, elektrischem Schaltplan und einer Ersatzteilliste raus. „Aber wir fahren mittlerweile mehrgleisig mit dem Blick auf die Anforderungen und den Geldbeutel des Kunden“, hebt Schmeißer hervor. Der Kunde besichtigt eine Maschine und entscheidet, welcher Aufwand noch betrieben werden soll. „Wir können die Maschine überholen, teilüberholen oder dem Kunden auch eine preiswertere Maschine anbieten, zu der er sagt, das ist keine Billigmaschine, das ist keine teure Maschine, sondern es ist die richtige Maschine für meinen Einsatz und somit ihr Geld wert“, so die Philosophie des Juniorchefs.
Ergänzend zu den Gebrauchtmaschinen hat Schmeißer Werkzeugmaschinen auch die Generalvertretung des italienischen Werkzeugmaschinenbauers Affilatrici 3M übernommen. Die leicht bedienbaren und robusten Spiralbohrer- und Senkerschleifmaschinen passen gut zum Programm der Günzburger.
Ralf Schmeißer zieht ein Fazit: „Wir haben uns als oberstes Ziel gesetzt, ein guter und verlässlicher Partner für unsere Kunden zu sein!“
Dr.Rolf Langbein
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