Startseite » Technik » Fertigung »

Ohne einen einzigen Tropfen Öl

Neue Kompressoren von Boge sparen Platz und Energie in der Lackierung
Ohne einen einzigen Tropfen Öl

Druckluft | Lackierbetriebe sind auf absolut ölfreie Druckluft angewiesen. Der High-Speed-Turbo Kompressor von Boge ist bis zu 30 % günstiger als ölfreie Schraubenkompressoren. §

Autor: Sabine Koll

„Unsere HST-Kompressoren kommen ohne einen einzigen Tropfen Öl aus“, sagte Thorsten Meier auf der Hannover Messe. Der Geschäftsführer von Boge war sichtlich stolz auf sein jüngstes „Baby“, das ölfreie Druckluft der Klasse 0 produziert. „Für diese Entwicklung haben wir den Kompressor neu gedacht, indem wir alles Bisherige auf den Prüfstein gestellt und schließlich auf alles Überflüssige verzichtet haben.“

An erster Stelle auf der Streichliste steht ein Getriebe, das natürlich immer Öl benötigt: Stattdessen haben die Bielefelder den HST-Kompressoren einen Permanentmagnetmotor mit hoher Energiedichte spendiert, der Impeller aus Titan antreibt. Diese sitzen an den Enden der Motorwellen und versetzen die angesaugte Luft in Geschwindigkeit. Die Besonderheit: Die Antriebswelle ist luftgelagert – Voraussetzung für hohe Drehzahlen von bis zu 120 000 Umdrehungen pro Minute sowie eine hohe Verschleißarmut.
Boge hat für den Permanentmagnetmotor eigens eine Entwicklung und Fertigung im Haus aufgebaut. „Unsere Zulieferer haben abgewinkt, als wir mit unseren Vorstellungen und Ideen zu ihnen kamen. Das hielten sie für unrealistisch“, erklärte Meier. „Deshalb stellen wir alle Komponenten selbst her.“
Wettbewerber Atlas Copco hatte vor vier Jahren bereits mit dem ZH 350+ einen komplett ölfreien Turbokompressor vorgestellt, der nach Class 0 zertifiziert ist. Auch er kommt ohne Getriebe aus und verfügt über Laufräder aus Titan. Und noch eine weitere Gemeinsamkeit gibt es: Sowohl Boge als auch Atlas Copco verwenden dreistufige Gebläse. „Um mehr Leistung zu erhalten, sind in Zukunft aber auch weitere Gebläse denkbar“, verriet Meier.
Boge ist nach eigener Einschätzung einen konsequenteren Weg gegangen als der große Wettbewerber: Die HST-Modelle der Bielefelder bauen sehr kompakt auf – sie benötigen rund 50 % weniger Platz als andere ölfreie Kompressoren. Möglich ist dies durch eine radikale Reduzierung der Bauteile: So wurden nur ein bewegliches Teil pro Antriebsmotor und deutlich weniger Lager und Dichtungen verbaut. Auf Lüftermotor, Getriebe, Schmierungssystem und Ölpumpe wurde komplett verzichtet.
Sie sind außerdem 66 % leichter durch den konsequenten Einsatz von Aluminium als Werkstoff. Zudem sind sie kaum zu hören: Der Schalldruck liegt je nach Baugröße zwischen 63 und 69 dB(A).
Für einen zuverlässigen und wartungsarmen Betrieb bei minimalem Energiebedarf stehen der Permanentmagnetmotor und die luftgelagerte Antriebswelle. Die Impeller sorgen im Verbund mit Diffusor und Spiralgehäuse dafür, dass die Geschwindigkeitsenergie besonders effektiv in Druckenergie umgewandelt. Ein durchdachtes Kühlkonzept sorgt für effektive Abkühlung der Luft nach jeder Verdichtungsstufe, und mit den integrierten Frequenzumrichtern lässt sich der Volumenstrom stufenlos an den Druckluftbedarf anpassen.
Wie effizient die Geräte arbeiten, zeigt sich am deutlichsten im Leerlaufbetrieb: Hier liegt der Energiebedarf bei unter 1,9 % der Nennleistung. Ein Grund dafür ist, dass kein Lüftermotor zusätzliche Energie aufnimmt.
„Insgesamt können unsere Kunden durch diese Besonderheiten in der Konstruktion über den gesamten Lebenszyklus hinweg bis zu 30 Prozent der Kosten gegenüber herkömmlichen ölfreien Schraubenkompressoren einsparen“, so Meier. Auch die reinen Anschaffungskosten sind günstiger: Eine genaue Aussage wollte der Geschäftsführer nicht treffen – nur so viel: „Die Preise liegen deutlich unter denen anderer ölfreier Kompressoren – die Differenz liegt im zweistelligen Prozentbereich.“
Dennoch will Boge auch in Zukunft nicht auf ölfreie Schraubenkompressoren verzichten: Bei den HST-Modellen handelt es sich um wassergekühlte Varianten; für luftgekühlte sind Schraubenkompressoren weiterhin das Mittel der Wahl. Außerdem kann man zunächst nur drei HST-Modelle mit einem Standarddruck von 7,5 bar anbieten: Der HST 55 liefert 7,97 m3 Druckluft pro Minute und ist die bislang kleinste Baugröße. Im mittleren Segment steht der HST 110 mit einer Leistung von 17,97 m3/min zur Verfügung. Der HST 220 ist mit 36,57 m3/min das Modell mit der größten Liefermenge. Doch Meier kündigte bereits an, die Baureihe bald erweitern zu wollen. •

Ferndiagnose in der vernetzten Fabrik

Flüsterleise
Bei ölfreien Kompressoren setzt Boge nicht ausschließlich auf die neuen HST-Kompressoren. Vorgestellt wurde auf der Hannover Messe auch die neue EO-Baureihe, die besonders für Anwender interessant ist, die einen leisen und kompakten Kompressor für die Positionierung nahe am Arbeitsplatz benötigen. Deren Scroll-Verdichter arbeiten extrem leise und vibrationsarm. Diese operieren jeweils mit zwei Spiralen, von denen eine fest steht, während die andere exzentrisch rotiert. Die beiden Spiralen greifen zwar ineinander, berühren sich aber nicht. Kontinuierlich wird die angesaugte Luft in den immer enger werdenden Innenraum gedrückt, wodurch pulsationsfreie, absolut ölfreie Druckluft erzeugt wird. Auch ein Öl-Wassertrenner ist nicht erforderlich. Mit einer zweistufigen Nachkühlung wird die Effizienz zusätzlich gesteigert. Bis zu vier Verdichter lassen sich in einem Gehäuse unterbringen, wenn besonders hohe Liefermengen gefragt sind. Scroll-Verdichter kommen ohne Ölschmierung aus, weil die Aluminiumspiralen in der Verdichtungskammer nicht aneinander reiben. •
Unsere Webinar-Empfehlung
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 4
Ausgabe
4.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Tipps der Redaktion

Unsere Technik-Empfehlungen für Sie

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Aktuelle Whitepaper aus der Industrie

Unsere Partner

Starke Zeitschrift – starke Partner


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de