Einen Blick in die technologische Zukunft des Spritzgießens gewährte Maschinenbauer Engel auf der Fakuma: Automobil-Spritzgussteile dienen zugleich als Schaltflächen. Dünnflüssige Monomerschmelzen polymerisieren erst in der Form zum Kunststoff aus.
Dass sich Autos in Zukunft noch komfortabler als Smartphones durch Berühren, Fühlen und Interagieren bedienen lassen, davon konnten sich die Messebesucher am Stand der Engel Austria GmbH, Schwertberg, in einer Cockpitsimulation überzeugen. Über die Mittelkonsole in der nachgebauten Fahrerkabine ließen sich verschiedene Bedienfunktionen durch bloßes Berühren aktivieren, ohne dass dafür Knöpfe oder Schalter nötig waren.
„Im Vergleich zum Smartphone mit seiner glatten, zweidimensionalen Oberfläche gehen wir sogar einen Schritt weiter“, erklärt Dr. Georg Steinbichler, Forschungs- und Entwicklungsleiter bei Engel. „Die Konsolenoberfläche ist dreidimensional geformt, so dass sich die Positionen der Funktionstasten erspüren lassen. Der Autofahrer wird durch die Bedienung nicht mehr abgelenkt und kann seine Augen und Aufmerksamkeit durchgehend auf die Straße richten.“
Den Kernprozess in der Herstellung solcher sensitiven Teile präsentierte Engel auf der Messe: Induktionsspulen und kapazitive „Touchskin“-Folien werden hinterspritzt und anschließend im „Clearmelt“-Verfahren auf einer Spritzgießmaschine mit Wendeplatte und Kombinationswerkzeug in Etagentechnik mit Polyurethan überflutet. Dabei entsteht eine widerstandsfähige, hochglänzende und zugleich funktionale Bauteiloberfläche.
Magna beteiligte sich an der Präsentation auf dem Engel-Stand. Der Automobilzulieferer nennt die Technik „sensitivesurface“ und bereitet Serieneinführungen vor, vielleicht schon in fünf Jahren. Nach der Vision von Magna wird „die intuitive, intelligente Oberfläche zur Navigation durch die Bedienebenen des Bordcomputers verwendet“ werden. Doch bei der sensitiven Funktion allein bleibt es nicht. „Smart Plastics“ werden Aktuatoren, Sensoren, Solarzellen, Displays und Batterien in sich integrieren.
Nicht weniger Erstaunen erntete Engel mit neuen Ansätzen, um trockene Verstärkungsgewebe in der Spritzgießmaschine zu imprägnieren – und zwar über leichtfließende Monomer-Schmelzen, die erst in der Kavität polymerisieren, beispielsweise zu Polyamid. Aufgrund der bis um den Faktor 20 niedrigeren Viskosität der Reaktionspartner gegenüber Epoxidharzen sollen auch feinste Faserstrukturen leichter und ohne Faserschädigung infiltriert werden können. os
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