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Thermisches Fügen: Mit Fronius Stahl und Aluminium sicher schweißen

Thermisches Fügen
Stabile Verbindung bei wenig Wärme

Der Autozulieferer Magna Steyr entwickelt mit dem Fronius-Schweißprozess CMT eine Lösung, um Stahl und Aluminium stabil und kostengünstig zu verbinden.

Matthias Reiser
Fachjournalist bei A1kommunikation in Filderstadt

Die Automobilindustrie setzt beim Karosseriebau immer mehr auf die Kombination verschiedener Werkstoffe – und das aus guten Gründen: Das Gewicht der Fahrzeuge lässt sich durch den Einsatz von Materialien wie Aluminium oder faserverstärkten Kunststoffen deutlich reduzieren, was sich positiv auf die Leistung und den Kraftstoffverbrauch auswirkt. Auch die immer strengeren Abgasvorschriften könnten ohne die Fortschritte im Leichtbau nur schwer eingehalten werden. Moderne Fahrzeuge zeichnen sich daher durch einen ausgetüftelten Materialmix aus, jedes einzelne Teil ist auf optimale Funktion bei minimalem Gewicht ausgelegt. Die Werkstoffe mit ihren unterschiedlichen Eigenschaften miteinander zu verbinden, stellt jedoch eine große Herausforderung dar: Hochwertige und stabile Ergebnisse zu erzielen ist schwierig und die weitere Verarbeitung der Halbfertigteile deutlich eingeschränkt.

Die Lösung bietet ein Schweißverfahren mit reduziertem Wärmeeintrag – der von Fronius entwickelte Prozess Cold Metal Transfer (CMT). Die geringe Spritzerbildung sowie der gleichbleibende und besonders stabile Lichtbogen ermöglichen optimale Ergebnisse. Der Automobilzulieferer Magna Steyr hat damit eine Technologie entwickelt, mit der es möglich ist, die Fertigung von Karosserieteilen deutlich wirtschaftlicher zu gestalten und Gewichtseinsparungen zu erzielen.

Zu den häufigsten Kombinationen zählt die Verbindung von Stahl mit Aluminium. Um Kosten zu sparen, verschweißen Hersteller Bauteile aus Aluminium im Flanschbereich mit verzinkten Stahlblechen, so dass sie in der Rohbaulinie mit dem herkömmlichen und günstigen Punktschweißverfahren gefügt werden können. Dabei gilt es jedoch zu beachten, dass die beiden Materialien sehr unterschiedliche physische und chemische Merkmale aufweisen, zum Beispiel bei der thermischen Ausdehnung, Wärmeleitung und Korrosionsbeständigkeit. Dies wirkt sich negativ auf die Qualität und Festigkeit der Schweißverbindung aus. Auch die Umformbarkeit in anschließenden Fertigungsprozessen ist stark eingeschränkt.

Intermetallische Phase ist anfällig für Risse und Poren

Der Grund dafür liegt in der sogenannten intermetallischen Phase, die sich beim Schweißen von Stahl und Aluminium an der Stelle bildet, wo sich die beiden Materialien berühren und miteinander verschmelzen. Die Schicht ist spröde sowie anfällig für Risse und Poren – das beeinträchtigt die Stabilität der Verbindung. Mit diesem Problem befasste sich auch der internationale Automobilzulieferer Magna Steyr. Das Unternehmen mit Hauptsitz im österreichischen Graz entwickelt und produziert Einzelkomponenten sowie komplette Fahrzeuge und setzt bei seinen Karosserien ebenfalls auf Leichtbau. Um die Kosten für die Fertigung von Stahl-Aluminium-Schweißteilen zu senken, untersuchte das Unternehmen den Fügeprozess und kam zu dem Ergebnis, dass die Temperatur einen entscheidenden Einfluss auf die Nahtqualität hat.

Der Wärmeeintrag während des Schweißens bestimmt maßgeblich die Dicke der intermetallischen Phase. In Versuchen stellte sich heraus, dass diese idealerweise nicht mehr als 10 µm betragen sollte, um eine stabile Verbindung sicherzustellen. Dafür mussten die Experten den Temperaturverlauf optimal steuern – oberhalb der Schmelztemperatur von Aluminium, aber unter der Verdampfungstemperatur der auf den Stahlblechen aufgebrachten Zinkschicht. Bei den meisten Lichtbogenverfahren ist dies jedoch nicht umsetzbar. Die Lösung fand Magna Steyr im „kalten“ Schweißprozess CMT.

Das CMT-Verfahren reduziert den Wärmeeintrag im Vergleich zu anderen MIG/MAG-Prozessen deutlich. Das Geheimnis liegt in der digitalen Prozessregelung, die Kurzschlüsse selbstständig erkennt und durch das Rückziehen des Drahtes die Tropfenablöse unterstützt. Beim Schweißen bewegt sich der Draht vor – und sobald der Kurzschluss erfolgt, wird er wieder zurückgezogen. Dadurch wird die Lichtbogen-Brennphase sehr kurz gehalten und der Wärmeeintrag reduziert. Das Verfahren ermöglicht zudem eine stufenlose Anpassung des Energieeintrags in das zu schweißende Bauteil.

Der Anwender profitiert von einem spritzerfreien Werkstoffübergang und optimalen Schweißergebnissen. CMT eignet sich damit ideal zum Schweißen von Stahlverbindungen mit CO2 und anderen Schutzgasen. Auch für das Fügen von Stahl mit Aluminium ist es prädestiniert, weil das Stahl-Grundmaterial bei diesen Schweißlötungen nicht aufgeschmolzen, sondern nur benetzt wird. Somit bietet es für den Einsatz in der Automobilindustrie die perfekten Voraussetzungen. Im Vergleich zum bisher angewandten Verfahren bietet CMT zudem den Vorteil, dass nicht mehr beidseitig, sondern nur noch einseitig geschweißt werden muss. Zusätzliche und teurere Fügeprozesse wie etwa Stanznieten können entfallen.

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