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Fertigung: Stefan Zecha, VDMA Präzisionswerkzeuge, zur Branchenlage

Messe EMO 2019: Präzisionswerkzeuge
Stefan Zecha, Vorsitzender des VDMA Präzisionswerkzeuge, über Entwicklungen in der Branche

Stefan Zecha, Vorsitzender des VDMA Präzisionswerkzeuge, über Entwicklungen in der Branche
„Die Frage, wie sich die Präzisionswerkzeug-Industrie durch die digitale Vernetzung verändern wird, treibt die Branche um. In dieser spannenden Zeit stellen wir die Weichen für unsere Zukunft“, sagt Stefan Zecha. Er ist seit Juli Vorsitzender des VDMA-Fachverbands Präzisionswerkzeuge und damit Nachfolger des langjährigen Vorsitzenden Lothar Horn. Bild: Zecha
Präzisionswerkzeughersteller erleben gerade spannende Zeiten. Stefan Zecha, neuer Vorsitzender des VDMA Präzisionswerkzeuge, sagt, wie die Branche auch künftig erfolgreich sein will und wie die Geschäfte derzeit laufen. ❧

Mona Willrett

Herr Zecha, wie fühlen Sie sich als frischgebackener Vorsitzender des Fachverbands Präzisionswerkzeuge im VDMA?

Für den großen Vertrauensvorschuss der Unternehmerkollegen bin ich sehr dankbar. Das Amt des Vorsitzenden des VDMA Präzisionswerkzeuge empfinde ich als eine äußerst reizvolle persönliche Herausforderung und ich freue mich auf die Gestaltungsmöglichkeiten, die es mit sich bringt.

Welche Ziele haben Sie sich für Ihre erste Amtszeit gesetzt?

Ich komme aus einem typischen familiengeführten mittelständischen Unternehmen. Da liegt es nahe, dass ich mich besonders für die Belange dieser Unternehmen engagieren möchte. Den großen Beitrag für Industrie und Gesellschaft, den die KMU leisten, müssen wir auch bei der Politik stärker sichtbar machen. Denn nur wenn die politischen Rahmenbedingungen passen, können wir unsere Aufgaben erfüllen. Hier kann ich nahtlos an die Arbeit meines Vorgängers Lothar Horn anknüpfen. Auch er hat wiederholt daraufhin gewiesen, dass ein umfangreicher Bürokratieabbau überfällig ist.

Mit welchen Erwartungen blicken Sie auf die diesjährige EMO?

Die EMO in Hannover ist natürlich als Weltleitmesse für die Metallbearbeitung auch für die Präzisionswerkzeuge extrem wichtig. Und an eine EMO darf man ja traditionell besonders hohe Erwartungen haben, insbesondere in punkto Innovationen. In diesem Jahr bin ich besonders gespannt, welche Technologien wir passend zum Messemotto „Smart technologies driving tomorrow‘s production!“ zu sehen bekommen.

Welche technischen Entwicklungen werden die EMO im Werkzeugbereich prägen?

Die EMO ist dafür bekannt, dass auf ihr bahnbrechende Weltneuheiten präsentiert werden. Das sind allerdings bis zum Messestart wohlgehütete Geheimnisse. Die Präzisionswerkzeughersteller werden viele tolle Innovationen präsentieren, die für die Herstellung neuer klimafreundlicher Produkte benötigt werden.

Welche technischen Trends sehen Sie in der Werkzeugtechnik darüber hinaus?

Etliche: den Datenaustausch über Cloud-Plattformen, standardisierte Daten auch für die Werkstückspannmittel, serientaugliche Bearbeitung von Hybridwerkstoffen…

Wie verändert die digitale Vernetzung das Angebot und die Produkte der Branche?

Sie sprechen da ein wichtiges Thema an. Wir stehen erst am Anfang einer Entwicklung, deren großes Potential sich aktuell nur erahnen lässt. Die Frage, wie sich die Präzisionswerkzeug-Industrie durch die Vernetzung verändern wird, treibt viele Geschäftsführerkollegen und auch mich selbst um. Wir leben in einer spannenden Zeit, in der die Weichen für die industrielle Produktion von morgen, die Arbeit von morgen, ja sogar der Welt von morgen gestellt werden. Wir nehmen das im VDMA Präzisionswerkzeuge zum Anlass, uns mit diesen wichtigen Zukunftsthemen intensiv zu beschäftigen.

2018 hatte die Branche ihr bislang erfolgreichstes Jahr. Zu Jahresbeginn prognostizierte der Fachverband ein Wachstum von 1 %. Wie hat sich 2019 bislang entwickelt?

Bislang blieb der Auftragseingang hinter den Erwartungen aus dem Januar zurück, allerdings unterschiedlich stark in den verschiedenen Teilbranchen und Firmen. Wir arbeiten daher im Fachverband intensiver an unserem Prognosesystem und werden uns auf der EMO zusammensetzen, damit wir ein klareres Bild der Lage bekommen. Danach werden wir entscheiden, ob es notwendig wird, unsere Prognose anzupassen.

Welche Erwartungen haben Sie an die zweite Jahreshälfte und mit Blick auf 2020?

Die Umsätze entwickelten sich im ersten Halbjahr in etwa planmäßig. Bei den Auslandsmärkten zeigte sich China schwächer, dafür legten die USA zu. Bei den Neuaufträgen war eine Zurückhaltung zu spüren. Das zweite Halbjahr wird spannend. In wichtigen Kundenbranchen wurden Prognosen zurückgenommen und der sich verschärfende Handelskonflikt zwischen den USA und China, sowie die gestiegene Gefahr eines NoDeal-Brexits lassen mich mit einer gewissen Sorge auf die nächsten Monate sehen. Andererseits steht die EMO Hannover vor der Tür. Ihr trauen wir zu, positive Impulse für die konjunkturelle Entwicklung zu geben. Die Prognose für das nächste Jahr werden wir auf unserer Jahres-Pressekonferenz im Januar 2020 veröffentlichen.

Wo sehen Sie Handlungsbedarf, um den Erfolg der Branche weiterhin zu sichern?

Ein Beispiel: Die EU-Entsenderichtlinie behindert aktuell schnelle Service-Einsätze im europäischen Binnenmarkt unnötig. Für die Unternehmen entsteht ein zusätzlicher bürokratischer Aufwand und eine Zeitverzögerung, während beim Kunden die Produktion steht. Das ist für unsere stark exportorientierten Unternehmen ein echter Wettbewerbsnachteil bei Anfragen aus dem europäischen Ausland. Hier ist ein sofortiges Tätigwerden der Politik gefragt. Um die Mitgliedsunternehmen bei dieser leidigen Thematik soweit möglich zu unterstützen, hat der VDMA auf einer Themenseite im Internet alle wichtigen Informationen rund um die „A1-Bescheinigung“ zusammengestellt.

Machen sich die wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten bereits bemerkbar?

Im Juni haben wir für den Maschinenbau insgesamt die Meldung herausgegeben, dass die zahlreichen politischen und wirtschaftlichen Konfliktthemen zunehmend Bremsspuren in der Weltkonjunktur hinterlassen. Das belastet die für uns wichtige Kundenbranche Maschinenbau. Daneben macht sich die schwierige Situation in der deutschen Automobilindustrie in den Teilbranchen der Präzisionswerkzeuge unterschiedlich stark bemerkbar. Besonders hart sind aktuell Großwerkzeugbauten betroffen.

Welche weitere Entwicklung erwarten Sie?

Wir haben 10 Jahre permanenten Wachstums in der Präzisionswerkzeug-Industrie erlebt. Das ist eine sehr bemerkenswerte Entwicklung. In dieser Zeit ist die Produktion der Branchen von 9 auf 11,5 Milliarden Euro gestiegen. Hierfür war einerseits das phantastische Marktumfeld verantwortlich, andererseits aber haben die Unternehmen einen richtig guten Job gemacht. Jetzt erleben wir eine Phase des Wandels in maßgeblichen Technologiebereichen, aber auch im politischen Diskurs. Auch hier werden unsere Mitgliedsunternehmen die richtigen Entscheidungen treffen und wir unterstützen sie dabei mit den richtigen Informationen. Außerdem erwarten wir, dass sich bei den Kunden eine Erkenntnis durchsetzt: Verlässliche Lieferanten höchster Produktivität – und das sind die Unternehmen der Präzisionswerkzeug-Industrie – können besonders dann einen entscheidenden Beitrag zur Lösung leisten, wenn man sie partnerschaftlich einbindet. Hier möchte ich auch auf unsere neue Initiative Fairness+ hinweisen, in deren Mittelpunkt der gemeinsame Erfolg aller Partner in der Wertschöpfungskette steht.

Welche weiteren Herausforderungen muss die Branche in absehbarer Zeit meistern?

Heute befinden wir uns in einer hochspannenden Phase starker Umbrüche. Jetzt werden die Weichen für die Produktion der Zukunft, die Mobilität der Zukunft und die Arbeitsplätze der Zukunft gestellt. Digitalisierung, Industrie 4.0, Nachhaltigkeit der Produktion und Arbeit 4.0 sind alles aktuelle Themen im VDMA.

Wie kann es kleineren Werkzeugherstellern gelingen, auf einem internationalen Markt auch künftig erfolgreich zu sein?

Genau wie bisher mit absoluter Spitzentechnologie in allen Nischen. Und zukünftig verstärkt mit Services, die dem Kunden das Ausreizen der Bearbeitungstechnologien ermöglichen. Gleichzeitig ist es geboten, im Bereich der Gemeinschaftsforschung weiter aktiv zu sein, um die Basis für künftige Innovationen zu legen. Und natürlich die richtigen Informationen. Denn Informationen sind die Basis für unternehmerische Entscheidungen. Nehmen wir das Beispiel Marktinformationen. Marktdaten aus dem In- und Ausland sind einfach wertvolle Entscheidungsgrundlagen. Wir betrachten uns die Entwicklungen in wichtigen Kundenbranchen, sehen, wie sich internationale Märkte speziell für unsere Branche entwickeln, erstellen Sonderstatistiken im Verband und erhalten letztlich einen wichtigen Baustein um unsere Unternehmen weltweit wettbewerbsfähig aufzustellen.

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