Für eine intensivere Kommunikation zwischen den Herstellern von Fertigungstechnik, vor allem aber auch zwischen den Anbietern und ihren Kunden wirbt Lothar Horn. Der Geschäftsführer der Paul Horn GmbH in Tübingen ist seit September Vorsitzender des Fachverbands Präzisionswerkzeuge im VDMA.
Herr Horn, wie geht es der Branche, die Sie seit Kurzem repräsentieren?
Wir erleben im Moment eine der kritischsten Phasen der Nachkriegszeit. Die Betriebe mussten im Schnitt einen um knapp 50 Prozent geschrumpften Auftragseingang verkraften. Inzwischen ist die Talsohle zwar erreicht, aber man muss die Teilbranchen differenziert betrachten. Bei den Zerspanwerkzeugen, die ja Verschleißteile sind, spüren wir seit dem Sommer eine leichte Belebung. Messtechnik und Spannmittel sind Investitionsgüter. Hier erwarte ich eine deutlich positive Entwicklung erst ab 2011.
Woran liegt dieser Unterschied und wie steht´s um den Werkzeug- und Formenbau?
Der Grund ist einfach: Unsere Kunden haben inzwischen ihre Lagerbestände an Zerspanwerkzeugen aufgebraucht und benötigen Nachschub. Andererseits sind derzeit selbst die vorhandenen Fertigungskapazitäten nicht ausgelastet, so dass effizienzsteigernde Spann- und Messmittel gerade kein Thema sind. Der Werkzeug- und Formenbau ist im Moment noch relativ gut ausgelastet. Für viele neue Produkte, die sich in der Produktionsvorbereitung befinden, werden komplexe Werkzeuge benötigt. Deutsche Anbieter sind hier mit ihrer hohen Kompetenz gefragte Partner. Allerdings leiden viele unter dem enormen Preisdruck und unter Knebelverträgen. Speziell das Verhalten mancher Großkunden hat nicht mehr viel mit fairem Geschäftsgebaren zu tun.
Welche Ziele haben Sie sich für Ihre Amtszeit gesetzt?
Mein Vorgänger Dr. Dieter Kress hat die Wahrnehmung unserer Branche in der Öffentlichkeit wesentlich verbessert. Diesen Weg gilt es weiter zu beschreiten. Dabei müssen wir die Bedeutung der Präzisionswerkzeuge für den Zerspanprozess noch deutlicher herausstellen. Zerspaner müssen endlich erkennen und anerkennen, dass sich durch den cleveren Einsatz hochwertiger Werkzeuge ein Vielfaches von deren Mehrpreis einsparen lässt. Deshalb wünsche ich mir eine intensivere Kommunikation zwischen uns Werkzeugherstellern und den Kunden. Ein weiteres Ziel ist, den Unternehmen unserer überwiegend mittelständisch geprägten Branche den Weg in neue, internationale Märkte zu ebnen – etwa über gemeinsame Messeauftritte und Kooperationen. Außerdem ist mir der Kampf gegen Produktpiraterie ein besonderes Anliegen.
Halten Sie es für realistisch, dass Zerspaner den Einfluss der Werkzeuge auf die Produktivität honorieren? Die Hersteller kämpfen seit Jahren um diese Einsicht.
Wo der Einkauf einen technischen Hintergrund hat, stellt sich diese Frage eigentlich nicht. Auch einem klassischen Einkäufer kann man den Nutzen eines Qualitätswerkzeugs verdeutlichen – vorausgesetzt es ist ein Dialog möglich. Leider gibt´s aber auch Kunden, die hochwertige Werkzeuge aufs Preisniveau von Billigware drücken wollen. Und das, obwohl diese Werkzeuge im Jahr zuvor wesentlich dazu beigetragen haben, ihre Produktivität massiv zu steigern. Das ist kaum eine Basis für eine tragfähige Partnerschaft. Anwender sollten immer berücksichtigen, ob ein Anbieter lediglich ein Werkzeug liefert oder eine Lösung. Bei Bedarf jederzeit ansprechbar zu sein und das eigene Know-how zur Verfügung zu stellen, dieser Aufwand muss honoriert werden.
Gibt es aus Ihrer Sicht Bereiche, in denen für die Werkzeugbranche besonderer Handlungsbedarf besteht?
Wir sollten Interessensgemeinschaften forcieren. Betriebe, die in ihrem Segment führend sind und sich ergänzen, können gemeinsam viel mehr erreichen als für sich alleine. Das gilt für die Grundlagenforschung ebenso wie für den Auftritt in neuen Märkten oder den Aufbau entsprechender Vertriebsstrukturen. Ganz besonders gilt das, wenn´s darum geht, nicht nur ein Produkt, sondern eine Lösung zu bieten. Das jeweilige Know-how zu bündeln, ist unsere Chance im internationalen Wettbewerb.
Haider Willrett haider.willrett@konradin.de
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