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Fertigung: VDW will Sprache für digitale Vernetzung schaffen

Fertigungstechnik
VDW-Initiative will einheitliche Sprache für digitale Vernetzung schaffen

Unterschiedlichste Maschinen sollen sich künftig über eine Schnittstelle an übergeordnete IT-Systeme anbinden lassen. Der VDW stellte den Stand seiner Brancheninitiative vor. ❧

Mona Willrett

Die Digitalisierung und Vernetzung von Fertigungsprozessen war auch auf der Metav 2018 wieder ein großes Thema. Industrie-4.0-Lösungen wurden im gleichnamigen Themenpark präsentiert und spielten auch auf vielen Ständen der rund 560 Aussteller eine zentrale Rolle. Der Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW) nutzte das Messeumfeld und informierte über seine Brancheninitiative zur Entwicklung einer gemeinsamen, herstellerneutralen Schnittstelle für die Anbindung von Maschinen an übergeordnete IT-Systeme. Dr. Heinz-Jürgen Prokop, Vorsitzender des VDW, sagte: „Im September vergangenen Jahres hatte ich anlässlich unserer Leitmesse EMO das ehrgeizige Ziel formuliert, gemeinsam einen Standard zu erarbeiten und softwaretechnisch zu implementieren, um unterschiedlichste Maschinen mit einer gemeinsamen Schnittstelle an übergeordnete IT-Systeme, wie ERP, MES oder Cloud-Infrastrukturen anzubinden.“

Ein knappes halbes Jahr später sieht Prokop die Initiative auf Kurs. Als größten Erfolg wertet er, dass es gelungen ist, auch die Steuerungshersteller mit ins Boot zu holen. Das sei wichtig, damit die von der Initiative erarbeiteten Standards möglichst flächendeckend direkt in künftige Steuerungsversionen integriert werden und damit offen am Markt zur Verfügung stehen.

Mit vereinten Kräften zum Standard

„Auch wenn bereits in Kürze ein erster Parametersatz für den gemeinsamen Schnittstellenstandard definiert wird, ist der Weg noch steinig und verlangt allen Beteiligten Durchhaltevermögen und den Willen zur Zusammenarbeit ab“, betonte Prokop. Eine einheitliche und exakte Auswertung über Maschinen und Anlagen verschiedener Hersteller hinweg werde unter anderem durch unterschiedlich definierte Signale erschwert. Trotz aller Hürden wisse das Projektteam um die Notwendigkeit des Schnittstellenstandards. Das Kernteam der Initiative bilden die VDW-Mitglieder Chiron, DMG Mori, Emag, Grob, Heller, Liebherr-Verzahntechnik, Trumpf und United Grinding. Seit November 2017 ist zudem das Institut für Steuerungstechnik der Werkzeugmaschinen und Fertigungseinrichtungen (ISW) der Universität Stuttgart Kooperationspartner.

„Das Thema bewegt die Branche“, sagte Prokop. Gerade kleine und mittlere Firmen würden sich zunehmend bewusst, dass der digitale Wandel neue Möglichkeiten erschließen könne – etwa in Form neuer Geschäftsmodelle. Doch selbst große Unternehmen werden auf lange Sicht scheitern, wenn sie nur auf proprietäre geschlossene Ökosysteme setzten. Im Gegensatz zum Endverbrauchermarkt besteht die industrielle Realität aus einer bunten Vielfalt an Systemen und teuren physischen Anlagen. Deshalb werde es keine umfassende Lösung für Industrie 4.0 geben, betonte der promovierte Ingenieur. Wichtig sei, Gleichanteile herauszuarbeiten und diese zur Grundlage gemeinsamer Aktivität zu machen.

Ein Projektteam entwickelt derzeit einen Konnektor, der unterschiedliche maschinen- oder steuerungsseitige Signale und Schnittstellen quasi übersetzt. Als einheitliche Sprache haben sich die Beteiligten auf OPC-UA verständigt. Die Herausforderung bestehe nun darin, herstellerspezifische Teile in einer möglichst einheitlichen Form anpassbar zu machen, erklärte Prokop. Ein weiterer Aspekt befasst sich damit, wie die Kommunikation des Konnektors etwa mit Plattformen ablaufen soll, die noch nicht in der OPC-UA-Welt beheimatet sind.

„Bei allen Betrachtungen ist für uns das Thema Sicherheit ein zentraler Aspekt“, unterstrich der VDW-Vorsitzende. „Authentifizierung oder Zugangsschutz müssen zu realisieren sein, denn die Hersteller sind für die Sicherheit ihrer Produkte im Sinne der EU-Maschinenrichtlinie verantwortlich.

Zu guter Letzt wird die erarbeitete Standardschnittstelle bei den in der Projektgruppe beteiligten Firmen erprobt, bevor sie auf den formalen Weg des Standardisierungsprozesses bei der OPC Foundation gebracht wird. „Die Entwicklung im Bereich der industriellen Digitalisierung ist so umfassend, dass sie von uns und unseren Mitgliedern nicht alleine bewältigt werden kann. Wir brauchen weltweit geeignete Partner, um hier für unsere Branche und unsere Kunden genügend bewegen zu können“, so Prokop.

Als Schritt hin zur Internationalisierung will die VDW-Initiative eine gemeinsame Arbeitsgruppe mit der OPC-Foundation bilden. Dann könnten in einer länderübergreifenden Joint-Working-Group alle Mitglieder der Foundation ihre Interessen einbringen und so den Standardisierungsprozess voranbringen. Zur internationalen Abstimmung hat der VDW unter anderem Kontakt zu den Schwesterverbänden AMT in Amerika und JMTBA in Japan aufgenommen. Auch Gespräche mit dem chinesischen Verband CMTBA sind geplant.

Mit der einheitlichen Lösung, die am Ende stehen soll, könnte jeder Maschinenhersteller künftig auf Basis neu gewonnener Daten und Datenanalysen für seine Kunden Mehrwerte schaffen und so auch neue Geschäftsmodelle erschließen – alles mit überschaubarem Aufwand. „Ist der Schnittstellenstandard als eine allgemein anerkannte Norm definiert, dann steht produzierenden Unternehmen ein Enabler zur Verfügung, der ihnen die Chance gibt, Maschinen und Arbeitsplätze an jedes kompatible IT-System oder an kompatible Plattformen anzubinden“, blickt Prokop in die Zukunft. Das schaffe die Voraussetzungen, die Produktivität erheblich zu steigern, Geschäftsfelder zu erweitern und im Zuge der weiteren Digitalisierung wettbewerbsfähig zu bleiben.

Metav leidet unter guter Konjunktur

Dass viele Metallbearbeitungsbetriebe ausgelastet sind, sei für die Branche sehr gut, sagte VDW-Geschäftsführer Dr. Wilfried Schäfer. Die gute Konjunktur bringe für den Verband als Veranstalter der Metav aber auch einen Wermutstropfen mit sich: „Es war absehbar, dass viele Firmen ihre Mitarbeiter kaum entbehren können. Als Folge kamen statt der erwarteten rund 30 000 nur 26 500 Fachbesucher zur 20. Internationalen Messe für Technologien der Metallbearbeitung.“ Die deutschen Besucher kamen erwartungsgemäß zu drei Vierteln aus West- und Norddeutschland. Der Auslandsanteil der Fachbesucher lag bei rund 11 %. Der größte Anteil reiste aus den Niederlanden, der Schweiz, Belgien und Österreich an.

Nach wie vor sei jedoch die hohe Qualität der Besucher ein besonderes Merkmal der Düsseldorfer Branchenschau, betonte Schäfer. Gezielte Gespräche mit kompetenten Besuchern auf hohem Niveau, teils unerwartete Maschinenverkäufe und das Erschließen neuer Kundengruppen – diese Aspekte spiegelten sich in zahlreichen Berichten der Aussteller wider. So sagte Reiner Hammerl, Geschäftsführer Vertrieb bei den Esslinger Index-Werken: „Die Besucher kommen heute sehr bewusst auf Messen. In der Regel ist man schnell in Fachgesprächen.“ Und Hedelius-Geschäftsführer Matthias Funk ergänzte: „Unsere Kunden haben immer weniger Zeit in der Produktion. Das heißt, dass wir zu ihnen kommen müssen, nicht sie zu uns. Die Metav ist deswegen als regionale Messe für uns wichtig.“

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