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Visitenkarten der E-Mobility

Schaufenster Elektromobilität: Vier deutsche Regionen sollen den Markt bereiten
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Komfortables Stromladen wird neben dem Batteriepreis und dem Wissen darum, was der Verbraucher eigentlich will, darüber entscheiden, wie zügig Stromer auf den Straßen sichtbar werden Bild: Industrieanzeiger
In vier deutschen Schaufenster-Regionen für Elektromobilität fördert die Bundesregierung die Entwicklung neuer Technologien, Nutzungsformen und Geschäftsmodelle. Die Erlebniswelten sollen nachhaltigen Mobilitätskonzepten Schub geben.

Die Automessen in Genf und Peking in diesem Frühjahr haben es deutlich gezeigt: die E-Euphorie ist merklich abgekühlt. Von derlei Stimmungsschwankungen lässt sich die Autoindustrie jedoch nicht irritieren. Die Hersteller und ihre Zulieferer wollen laut dem Branchenverband VDA in den nächsten drei bis vier Jahren zwischen 10 und 12 Mrd. Euro in die Entwicklung investieren, davon 40 % in alternative Antriebe. Die Elektrifizierung des Antriebsstrangs gilt ihnen als Stellhebel, um die CO2-Vorgaben der EU bis 2015 von 130 g CO2 pro Kilometer zu erreichen.

Zugleich müssen elektrische Fahrzeuge „Teil einer umfassenden Energie- und Verkehrswende sein“, forderte Andreas Knie, DB-Bereichsleiter Intermodale Angebote, kürzlich auf dem VDA-Kongress in Stuttgart. Systemisches Verständnis ist also erforderlich, damit die elektrische Revolution schnell in Gang kommt, bevor China als kommender Leitmarkt die Standards setzt.
Hierzulande waren zum Jahreswechsel gerade 4541 Autos mit Elektroantrieb zugelassen, weniger als 1 Promille des Gesamtbestands. Jetzt sollen groß angelegte Schaufenster-Projekte die für die Öffentlichkeit kaum wahrnehmbare Stärke Deutschlands auf diesem Gebiet sichtbar machen. Aus 23 Bewerbungen kürte eine Jury aus Wissenschaftlern und Fachverbänden im Auftrag von Bundesregierung und Nationaler Plattform Elektromobilität vier deutsche Regionen zu Schaufenstern der Elektromobilität (siehe Kasten).
Baden-Württemberg, Berlin/Brandenburg, die Metropolregion Hannover sowie Bayern/Sachsen erhielten den Zuschlag. Die deutschen Vorzeigestandorte sollen zeigen, welche Potenziale in der Elektromobilität stecken. Ihre Aufgabe ist es, einen funktionierenden Markt für Elektrofahrzeuge vorzubereiten, die Alltagstauglichkeit der Elektromobilität zu erproben und tragfähige Geschäftsmodelle zu entwickeln. In insgesamt mehr als 230 Projekten klären die Teilnehmer Fragen wie Ladeinfrastruktur, Bezahlmöglichkeiten, Verkehrsführung oder Unfallforschung.
Gefördert werden die Demonstrations- und Pilotvorhaben mit Bundesmitteln in einem Zeitraum von drei Jahren. Insgesamt stellt die Regierung bis 2015 rund 180 Mio. Euro in Aussicht. Zu einem Großteil werden die Projekte von den teilnehmenden Unternehmen mitfinanziert, allen voran die heimischen Automobilhersteller, aber auch von den Ländern. Von diesem Schulterschluss versprechen sich die Initiatoren eine erhebliche Hebelwirkung. Überdies sollen die einzelnen Regionen untereinander zusammenarbeiten und ihre Ergebnisse teilen.
Den Zuschlag erhielten diese Regionen wohl auch, weil sie mit Daimler/Porsche (Baden-Württemberg), BMW/Audi/MAN (Bayern/Sachsen) und Niedersachsen (Volkswagen) überragende Zugpferde vorweisen können. Und Berlin-Brandenburg als Hauptstadtmetropole und -region wiederum sei „die Elektromobilität wie auf den Leib geschneidert“, befand Gernot Lobenberg, Leiter der Berliner Agentur für Elektromobilität eMO, die Berlin zur E-City machen will. Immerhin sitzen bei dem Großprojekt der autokonzernfreien Stadt neun der zehn weltweit größten Automobilhersteller mit im Boot.
Und die schwäbische Modellregion konnte wohl deshalb mit dem Schaufenster-Zuschlag rechnen, weil das von der e-mobil BW gemanagte Cluster „Elektromobilität Süd-West“ beim Spitzencluster-Wettbewerb des Bundesforschungsministeriums diesen Januar den Sieg davon getragen hat. Für e-mobil BW-Geschäftsführer Franz Loogen ergänzen sich Schaufenster und Spitzencluster „in ihrer Wirkung perfekt“. Sie würden dem Südwesten eine „einmalige Chance bieten, im Spitzencluster die Grundlagen für die Industrialisierung der Elektromobilität zu legen und zukünftige Produkte zu erzeugen sowie gleichzeitig im Schaufenster die Alltagstauglichkeit zu zeigen und tragfähige Geschäftsmodelle zu entwickeln“.
Während in Baden-Württemberg eine große Zahl ineinandergreifender Projekte den systemischen Ansatz verfolgt, will das bayerisch/sächsische Schaufenster die Herausforderungen der Elektromobilität in städtischen und ländlichen Regionen parallel angehen, betonten unisono die Wirtschaftsminister Martin Zeil (Bayern) und Sven Morlok (Sachsen). Beide Freistaaten bilden etwa ein Viertel der Gesamtfläche Deutschlands mit mehreren Metropolregionen und einem großen ländlichen Raum. Ihre Vertreter sehen deshalb das Projekt als prädestiniert an, gemeinsam ein breites Spektrum von Verkehrssituationen und Nutzergruppen für E-Mobilität abzubilden.
Für die Metropolregion Hannover spricht laut Wirtschaftsminister Jörg Bode, dass sie die gesamte Wertschöpfungskette der E-Mobilität „ideal abbildet“. Das Vorhaben stütze sich auf die Stärke von VW und anderer Firmen der Autobranche, die hohe Forschungsdichte in Wirtschaft und Hochschulen – und die Aufgeschlossenheit der Bürger, die die Auto-Region zum „idealen Testmarkt“ mache.
Ob Schaufenster allein dafür ausreichen, damit bis 2020 eine Million Stromautos auf deutschen Straßen rollen, wird sich erst in einigen Jahren zeigen. Der Batteriepreis samt komfortablen Lademöglichkeiten jedenfalls wird dabei ebenso eine Rolle gewichtige spielen wie das Wissen darum, was der Verbraucher eigentlich will.

Die Schaufenster auf einen Blick

„Elektromobilität verbindet“ (Bayern/Sachsen)
  • 82 Projekte, 150 Partner
  • 200 Mio. Euro Gesamtvolumen, davon 30 Mio. Euro aus Landesmitteln
  • Fokus: Langstreckenmobilität, Urbane Mobilität, Ländliche Mobilität, Internationale Verbindung, Aus-/Weiterbildung
„Internationales Schaufenster der Schaufenster“
(Berlin/Brandenburg)
  • 74 Projekte, 257 Partner
  • 165 Euro Gesamtvolumen, davon 25 Mio. Euro aus Landesmitteln
  • Fokus: Vielfalt, Erfahrbarkeit, Vernetzung, Internationale Sichtbarkeit
„LivingLab BW mobil“
(Baden-Württemberg)
  • 41 Einzelprojekte, 120 Partner
  • 153 Mio. Euro Gesamtvolumen, davon 93 Mio. Euro von der öffentlichen Hand
  • Fokus: Systemischer Ansatz aus Technologien, Transferprozessen und Geschäftsmodellen, Ausbildung und Qualifizierung
„Unsere Pferdestärken werden elektrisch“
(Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen-Wolfsburg)
  • 35 Einzelprojekte, 200 Partner
  • 120 Mio. Euro Gesamtvolumen, davon bis zu 10 Mio. Euro aus Landesmitteln
  • Fokus: Gesamtsystem Fahrzeug – Energie – Infrastruktur
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