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Werkzeugbau: Aachener Kolloquium im Zeichen der Digitalisierung

Werkzeugbau
Werkzeugbau-Kolloquium im Zeichen der Digitalisierung

Der deutschsprachige Werkzeugbau traf sich zum Erfahrungs- und Know-how-Austausch. Dabei wurde auch der Branchenprimus gekürt.

„Der deutsche Werkzeugbau muss kreative neue Geschäftsmodelle schaffen, um das nächste Wertschöpfungslevel zu erreichen, sagte Prof. Günther Schuh anlässlich des Kolloquiums „Werkzeugbau mit Zukunft“. Dazu müssten sich die Betriebe durch das Angebot digitaler Dienstleistungen vom Produktionsbefähiger zum Produktionsoptimierer entwickeln, um sowohl für den Kunden als auch für sich selbst Mehrwerte zu generieren“, fuhr der Wissenschaftler fort, der den Direktorien der veranstaltenden Institute Fraunhofer IPT und WZL angehört. Durch die Aufnahme und Analyse von Daten während der Fertigung und später im Einsatz der Werkzeuge könne der Formenbauer nicht nur seine Produkte und Prozesse verbessern, sondern auch Optimierungsmaßnahmen für den Kunden ableiten, etwa indem er durch präventive Wartung eine Abnahme der Bauteilqualität oder Produktionsausfälle verhindert oder im Lauf der Zeit die Ausbringungsmenge steigert.

Das 17. Aachener Werkzeugbau-Kolloquium stand ganz im Zeichen der Digitalisierung und Vernetzung. So referierten Experten aus Forschung und Industrie unter anderem über die Einsatzmöglichkeiten und den Nutzen von Smart Glasses, über Smart Manufacturing, vernetzte Forschung und Entwicklung oder über additive Verfahren und deren Potenziale sowie darüber, wie sich die Zeit bis zur Auslieferung verkürzen und die Schnelligkeit als Wettbewerbsvorteil nutzen lässt. Markus Löffler, Global Molding Engineering Manager bei der Corning Optical Communication GmbH & Co. KG, sagte in seinem Vortrag, wer schneller im Markt sei, erziele höhere Umsätze und eine bessere Position im Kundenranking und könne so Premiumpreise durchsetzen.

Festo Polymer ist Werkzeugbau des Jahres

Am Vorabend des Kolloquium fand bereits zum 14. Mal die Preisverleihung des Wettbewerbs „Excellence in Production“ statt. Sieger und damit „Werkzeugbau des Jahres 2017“ wurde die Festo Polymer GmbH mit Sitz in St. Ingbert. Zu den herausragenden Stärken des internen Werkzeugbaus der Festo-Unternehmensgruppe zählte die Jury das schlüssige Automatisierungskonzept. Großes Lob erhielt auch das weiterentwickelte Geschäftsmodell, das durch Einrichten eines „Polymer-Offices“ und die Fertigung von Rapid Tools eine frühe Integration des Werkzeugbaus in den Prozess der Produktentwicklung sicherstellt. Tadellose Ordnung, Sauberkeit und Ergonomie des vollklimatisierten Shopfloors habe das ohnehin sehr gute Gesamtbild bestätigt, so die Jury.

Der Werkzeugbau von Festo Polymer besteht seit 1970 und beschäftigt aktuell 42 Mitarbeiter und vier Auszubildende. Sein Ziel ist es, die Kompetenzen in der Kunststoff- und Elastomerverarbeitung zu bündeln und weiter auszubauen, um so dem wachsenden Anteil an Kunststoffartikeln im Unternehmensportfolio Rechnung zu tragen. Formgebende Werkzeugteile werden in einer automatisierten Fertigungszelle hergestellt.

Dr. Sven Holsten, Leiter des Werkzeugbaus beim Vorjahressiegers Phoenix Contact, übergab den begehrten Pokal an die Vertreter der Festo Polymer GmbH. Er hob in seiner Laudatio aber auch hervor, dass Automation in allen vier Wettbewerbskategorien innerhalb der letzten drei Jahre zum Standard geworden sei.

Neben dem Gesamtsieg ging auch die Auszeichnung in der Kategorie „Interner Werkzeugbau unter 50 Mitarbeiter“ an Festo Polymer. Als weiteren Finalisten zeichnete die Jury hier die FWB Kunststofftechnik GmbH aus Pirmasens aus. Dr. Christof Bönsch, Geschäftsführer der Komet Group, sagte als Laudator der beiden Kategorien für den internen Werkzeugbau: „Alle Finalisten des Wettbewerbs achten besonders auf ihre vor- und nachgelagerten Prozesse und alle haben überzeugende Digitalisierungskonzepte umgesetzt.“

Gewinner in der Kategorie „Interner Werkzeugbau über 50 Mitarbeiter“ ist die Takata AG in Aschaffenburg. Die Jury würdigte hier vor allem die Reduktion des Konstruktionsaufwands um bis zu 30 % durch definierte Standardwerkzeugtypen, die hohe Datendurchgängigkeit zwischen Konstruktion, Arbeitsvorbereitung und mechanischer Fertigung im Sinne einer „Single Source of Truth“ sowie den Aufbau der internen Ausbildung für Mitarbeiter am Standort in Rumänien.

Als weitere Finalisten in der Kategorie „Interner Werkzeugbau über 50 Mitarbeiter“ wurden die Gealan Fenster-Systeme GmbH aus dem oberfränkischen Oberkotzau bei Hof, die Sona AutoComp Germany GmbH aus Remscheid sowie die TE Connectivity Germany GmbH aus dem schwäbischen Wört ausgezeichnet.

Der Sieg in der Kategorie „Externer Werkzeugbau unter 50 Mitarbeiter“ ging erneut an W. Faßnacht Werkzeug- und Formenbau aus Bobingen bei Augsburg. Das Unternehmen stand bereits zum siebten Mal im Finale, davon viermal als Kategoriesieger, und 2007 sogar als Gesamtsieger. Die Jury lobte bei Faßnacht besonders die große Umsicht in Bezug auf das Unternehmenswachstum: Obwohl der Werkzeugbaubetrieb ausgesprochen erfolgreich agiere, achte Faßnacht auf eine familiäre Unternehmenskultur, die in keinerlei Gegensatz zum hohen Automatisierungsgrad mit verfahrensgemischten Zellen stehe. Die Mitarbeiter tragen hohe Eigenverantwortung für die fristgerechte Auftragsabwicklung und nutzen dazu moderne Werkzeuge zur Fernüberwachung. Das Unternehmen wurde 1990 vom Inhaber Wolfgang Faßnacht gegründet und stellt heute mit 19 Mitarbeitern und drei Auszubildenden komplexe Spritzgießformen für Kunden aus der Automobil- und Medizinbranche, aus der Verpackungs- und Haushaltstechnik sowie für die Bau- und Elektroindustrie her.

Als weitere Teilnehmer haben es die Hanns Engl Werkzeugbau O.H.G. aus Bozen in Südtirol, die Lotec Loh GmbH & Co. KG aus Arnsberg und die Wefa
Inotec GmbH aus Singen ins Finale geschafft.

Bester „Externer Werkzeugbau über 50 Mitarbeiter“ wurde die Haidlmair GmbH aus dem oberösterreichischen Nußbach, die in der Vergangenheit ebenfalls bereits zweimal im Finale stand, einmal davon als Kategoriesieger. Auch bei Haidlmair zählt der hohe Automatisierungsgrad zu den Stärken, hier vor allem in der Fräsbearbeitung für die Kleinteilefertigung, die durch den Einsatz von Handling-, Werkzeug- und Werkstückspeichersystemen erzielt wird. Indem Haidlmair auch weitere Partner aus der Werkzeugbaubranche und Softwaredienstleister in seine Geschäftstätigkeiten einbezieht, kann das Unternehmen seine Kapazitäten und Kompetenzen strategisch erweitern. Die Haidlmair GmbH ging 1979 aus einer Schmiede hervor, die vom Großvater des heutigen Inhabers gegründet wurde. Das Unternehmen zählt heute 220 Mitarbeiter und 40 Auszubildende.

Weitere Finalisten in dieser Kategorie waren die Summerer Technologies GmbH & Co. KG aus Schechen bei Rosenheim, die weba Werkzeugbau Betriebs GmbH aus Dietach/Österreich und die Werkzeugbau Siegfried Hofmann GmbH aus Lichtenfels in Oberfranken.

Das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT und das Werkzeugmaschinenlabor WZL der RWTH Aachen veranstalten den Wettbewerb „Excellence in Production“ auch in diesem Jahr. Interessenten können sich unter www.excellence-in-production.de informieren und registrieren. Alle Teilnehmer erhalten eine individuelle Auswertung ihrer Stärken und Verbesserungspotenziale. (mw)


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Quelle: Zusatz Detailinfo


Jahrestreffen der WBA

Im Vorfeld der Preisverleihung des Wettbewerbs „Excellence in Production“ trafen sich die Mitglieder der WBA Aachener Werkzeugbau Akademie GmbH. Das Community-Treffen findet zweimal im Jahr statt – einmal zur Jahresmitte wechselnd bei einem der Mitglieder und zum Jahresende bei der WBA in
Aachen. Zum 7. Jahrestreffen kamen rund 150 Vertreter von 72 der 79 Mitgliedsunternehmen zusammen. Das Treffen soll die Zusammenarbeit vertiefen und einen nachhaltigen Austausch etablieren. Neben den aktuellen Entwicklungen der Akademie wurden die Ergebnisse der Projekte aus dem Jahr 2017 sowie die zehn Projektvorschläge für 2018 präsentiert. Ein Hauptaugenmerk lag dabei auf den Themenfeldern digitale Vernetzung und Prozessverkettung.

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