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Bestandsführung in Echtzeit

Stahlbau, Fördertechnik und SAP-Materialflusssteuerung aus einem Guss
Bestandsführung in Echtzeit

Für das Distributionszentrum des Schreinerei-Vollsortimenters Rudolf Ostermann hat SSI Schäfer den Materialfluss auf beleglose Prozesse im manuellen Lager umgestellt. Zudem werden jetzt die automatisierten Prozesse rund um die Ein- und Auslagerungen im neuen Hochregallager direkt aus SAP gesteuert.

Prozessoptimierung und höhere Verfügbarkeit sind in der Intralogistik nicht allein vom Automationsgrad der Logistikanlage abhängig. Wesentliches Element hinter der Dynamik der Automationskomponenten ist die eingesetzte IT. Anwendungsgerechte Lösungen und eine schnittstellenreduzierte IT-Infrastruktur bilden dabei die Basis für eine intelligente Prozesssteuerung und einen durchgängigen Informationsfluss im Lager. Vor diesem Hintergrund plante die Rudolf Ostermann GmbH, ein Vollsortimenter für Schreinerei und Innenausbau mit Sitz in Bocholt und Versandhändler von Kanten und Beschlägen, eine Neustrukturierung ihres europäischen Distributionszentrums. Die bislang manuellen Prozesse sollten zunächst mit einer SAP-Datenfunk-Lösung optimiert werden. Eine zweite Projektphase zielte darauf, die Warenflüsse mit einem umfassenden Materialflusskonzept und durch ein neues Hochregallager (HRL) nebst Fördertechnik zu automatisieren und direkt aus SAP WM/TRM zu steuern. Den Zuschlag für das Gesamtprojekt erhielt nach einer umfangreichen Ausschreibung SSI Schäfer, Neunkirchen, als Generalunternehmer. „Mit dieser Entscheidung bekamen wir Konzeption, Stahlbau, Fördertechnik und die Integration in unser SAP-System aus einer Hand“, begründet Ostermann-Logistikleiter Johannes Deckers die Auftragsvergabe.

Rund 12 000 verschiedene Kanten (Umleimer) und 15 000 weitere Artikel wie Griffleisten, Arbeitsplatten, Leuchten oder Rollladen stehen im Distributionszentrum in Bocholt auf Abruf bereit. Das Sortiment richtet sich hauptsächlich an Tischlereien, Laden- und Innenausbaubetriebe, Objekteure und Montageschreiner. Kennzeichnend für Ostermann sind dabei die Lieferung von Kleinmengen und die Belieferung innerhalb von 24 Stunden. „Was bis 16 Uhr im Auftragseingang erfasst wird, verlässt noch am gleichen Tag das Lager“, schwört Deckers. Für dieses breite Artikelspektrum waren die vorhandenen 12 000 Palettenstellplätze und die manuellen Prozesse nicht mehr ausreichend. Das neue Materialflusskonzept von SSI Schäfer sollte das Distributionslager fit für die Zukunft machen.
Die SAP-Spezialisten von SSI Schäfer in Giebelstadt entwickelten für Ostermann eine Lösung im Umfeld des bestehenden SAP WM. Zur durchgängigen Prozessunterstützung wurde die Komponente Task & Ressource Management (TRM) aktiviert, im Customizing konfiguriert und mit einer speziellen Erweiterung auf den Datenaustausch mit unterlagerten Steuerungen zugeschnitten. Innerhalb von zehn Wochen wurde das Pflichtenheft für die IT-Lösung erstellt, das HRL errichtet und angebunden und das Konzept in einer Simulation erfolgreich geprüft. In der Realisierungsphase erfolgte die Umstellung der Lagerprozesse auf Datenfunk mit Online-Materialflusssteuerung. Die Integration und Steuerung der Prozesse aus SAP WM/TRM ermöglicht dabei die Online-Verarbeitung und eine wegeoptimierte Koordination von Einlagerung, Kommissionierung und der Nachschubversorgung nebst Staplerführung. „Mit der TRM-Komponenten und ihrer Anpassung an die physischen Gegebenheiten des Distributionszentrums sind die Grundlagen für die Anbindung weiterer automatischer Anlagenbereiche gelegt“, erläutert Martin Fröschl, SAP-Projekt-Manager bei SSI Schäfer.
Die Fördertechnik und das neue HRL wurden in der zweiten Projektphase erstellt und eingerichtet. Nach achtmonatiger Bauzeit konnte das neue Lager den Betrieb aufnehmen. Mit mehr als 10 000 zusätzlichen Palettenstellplätzen hat Ostermann seine Lagerkapazität am Standort auf insgesamt 22 000 fast verdoppelt. Das von SSI Schäfer in Silobauweise realisierte, zweigassige und doppeltiefe HRL ragt 24 m in die Höhe, hat eine Länge von 120 m und eine Breite von 15 m. Und es wird komplett aus SAP WM/TRM gesteuert. „Eine nahtlose Integration in unser bestehendes SAP-System“, freut sich Johannes Teriete, IT-Leiter bei Ostermann. „Und alles ohne Zwischenkomponenten, denn die sind erfanfällig für Schnittstellenkonflikte.“
Die Prozessteuerung beginnt bereits mit den Warenflüssen aus dem Wareneingang. An zwei Auf- und Abgabestationen erfolgen die Konturenprüfung und eine Verwiegung der angelieferten Paletten. Die Messungen und die Erfassung in SAP WM sind erforderlich, weil die Paletten mit den Umleimern bis zu 50 mm Überstand aufweisen. Die Maße und Palettengewichte bis zu 1000 kg werden von der installierten Systemtechnik toleriert. Nach dem Scannen der Barcodes werden die Paletten von einer Förderstrecke entweder zur Einlagerung in das HRL, zu einem Depalettierer oder in die Kommissionierung transportiert.
Zur Einlagerung im HRL ermittelt nun SAP WM/TRM die optimalen Lagerplätze und steuert den Materialfluss über einen Verschiebewagen auf die erste oder zweite Gasse des HRL. Die Übergabeplätze an das HRL befinden sich im Erdgeschoss. Dort übernehmen zwei Regalbediengeräte (RBG) die Paletten. Die Einlagerung in den 10 000 Palettenstellplätzen erfolgt doppeltief. Die in SAP hinterlegten Restriktionen sichern dabei eine optimale Gewichtsverteilung des Lagerguts im HRL. Dadurch konnte das HRL ohne Aufklotzung realisiert werden.
Für die Transporte der Wareneingangspaletten oder der Auslagerungen aus dem HRL in die Kommissionierung übernehmen die RBG die Funktion von Liften. Sie führen die Paletten in ein Obergeschoss. Die Übernahme und Abgabe an die Aufgabestation erfolgt ebenerdig, weil die Paletten bei Ostermann in der 5-m-Ebene mit Hubwagen transportiert werden. Hier werden sie auch mit Hubwagen übernommen und anschließend den Schneidemaschinen zugeführt. Hier werden auch die Aufträge konfektioniert. Die verbleibenden Anbruch- und gegebenenfalls Versandpaletten werden über die RBG wieder in das Erdgeschoss geführt oder im HRL eingelagert. Zur Auftragszusammenstellung werden die ausgelagerten Paletten von den Verschiebewagen auf zwei Auslagerungsbahnen geleitet. Dort nehmen Stapler die Paletten ab und verfahren sie in das Blocklager oder in den Versandbereich, wo sie mit den anderen Auftragsposten aus einem Kleinteilelager und einem Langgutlager zusammengeführt werden. Inzwischen kommissionieren die Mitarbeiter in dem neuen Distributionszentrum jeden Tag rund 3000 Aufträge. Die hohe Flächennutzung und die automatisierten Prozesse haben nach eigenen Angaben die Lieferbereitschaft gesteigert.
Katharina Jung Mitarbeiterin bei der SSI Schäfer Fritz Schäfer GmbH, Neunkirchen
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