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Grün wird der Stapler

Flurförderzeuge: alternative Antriebe und Ergonomie sind gefragt
Grün wird der Stapler

Mit umweltfreundlichen Techniken und ergonomischen Finessen grenzen sich die Staplerhersteller in einem hart umkämpften Markt voneinander ab.

Bei den Flurförderzeugen sieht sich der Anwender mit einer kaum überschaubaren Produktvielfalt konfrontiert. Für jede erdenkliche Aufgabe in der Intralogistik scheint es einen zugeschnittenen Staplertyp zu geben. Funktionieren tun sie alle, davon kann man ausgehen. Doch welches technische Merkmal soll in Zukunft die Entscheidung des Kunden beeinflussen? Was gibt den Ausschlag für den Kauf eines bestimmtes Modells? Ergonomie und Umwelt sind die neuen Zauberformeln. Damit wollen die Hersteller neue Kunden gewinnen und ihre Produkte von denen der Mitbewerber abgrenzen. Der grüne Stapler hat Konjunktur.

Der Hamburger Staplerhersteller Jungheinrich AG hat mit dem neuen Bedienkonzept „Jetpilot“ ein Zeichen gesetzt hinsichtlich Ergonomie in der Intralogistik. Das im letzten Herbst vorgestellte Multifunktionslenkrad für Elektro-Gegengewichtsstapler zeigt klar, wohin die Reise geht. Das Produkt stand in diversen Feldtests bei Kunden ausgiebig auf dem Prüfstand und hat so die Serienreife erreicht. Das Design des Jetpilot erinnert mehr an das Lenkrad eines Formel-1-Boliden. Über das Lenkrad werden alle wesentlichen Funktionen des Gabelstaplers bedient: Heben, Senken, Mastneigung, Seitenschieber, Fahrtrichtung und Hupe, um einmal die wichtigsten zu nennen. Die üblicherweise seitlich angeordneten Bedienhebel für Mast und Gabel entfallen. „Dadurch wird der Arbeitsplatz für den Fahrer angenehmer“, weiß Ralf Baginski, Leiter der Grundlagenentwicklung bei Jungheinrich.
Das Thema „Mensch und Umwelt“ zieht sich wie ein roter Faden durch alle Forschungs- und Entwicklungsabteilungen des Hamburger Unternehmens. So ist Jungheinrich auch bei alternativen Antriebstechniken gut aufgestellt. „Derzeit entwickeln wir zusammen mit dem Forschungszentrum Jülich die Direkt-Methanol-Brennstoffzelle, kurz DMBZ“, so Vertriebsvorstand Dr. Helmut Limberger. Im Gegensatz zu den auf Wasserstoff basierenden Brennstoffzellen, die derzeit zum Beispiel in der Automobilbranche erforscht werden, handelt es sich bei der DMBZ um eine Anwendung im so genannten kleinen Leistungsbereich. „Die Technik könnte, wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stimmen, nach entsprechender Entwicklungszeit künftig in Elektrohubwagen zum Einsatz kommen“, so Limberger. Zielgruppe seien die Betreiber von kleinen, deichselgeführten Elektrostaplern und Elektrohubwagen. Große Investitionen in die Infrastruktur wie bei der Wasserstoff-Brennstoffzelle seien für den Einsatz der DMBZ nicht nötig.
Mehr Schutz für Mensch und Umwelt hat sich auch die Linde Material Handling GmbH für die Zukunft auf die Fahnen geschrieben. In dem Thema stecken die Aschaffenburger nicht erst seit gestern, doch jetzt wurde dafür eigens ein neues Programm aufgesetzt: Mit PureMotion strebt der Hersteller von Gabelstaplern und Lagertechnikgeräten nun das Optimum an. Künftige Produkte sollen bei Linde stark unter den Aspekten Umweltverträglichkeit und Ergonomie entwickelt werden. „Wir wollen unsere technologische Kompetenz zum Schutz des Menschen und der Umwelt bündeln“, so Theodor Maurer, Mitglied der Geschäftsführung bei Linde Material Handling. „Wir sind davon überzeugt, dass sich durch PureMotion der innerbetriebliche Materialfluss verbessern lässt. Mit PureMotion wurde das gesamte unternehmerische Handeln der Aschaffenburger auf den Prüfstand gestellt. Die Ergebnisse ziehen sich durch alle Bereiche. Stark betroffen ist die Entwicklung mit den Themen Humanschwingungen, Antriebskonzepte und Ergonomie.
Nach Ansicht der Aschaffenburger lassen sich die betriebswirtschaftliche Rechnung und technische Produktmerkmale der Stapler nicht mehr trennen. So beeinflusse zum Beispiel die Gestaltung des Fahrerarbeitsplatzes in nicht geringem Maß die Höhe der Personalkosten. Diese seien mit rund 80 % zudem der größte Kostenblock über die gesamte Einsatzdauer eines Staplers. „Ein ergonomisch gestalteter Stapler entlastet den Fahrer bei der Arbeit und ermöglicht so eine höhere Umschlagleistung“, so Maurer. „Zudem macht die Konstruktion des Staplers das Fahren sicherer und mildert die auf den Fahrer einwirkenden Humanschwingungen ab.“ Um die Effizienz des Staplereinsatzes messbar zu machen, hat Linde den so genannten Effizienz-Indikator entwickelt. Demnach errechnet sich die dimensionslose Kennzahl „Effizienz“ aus der Formel „bewegte Last geteilt durch das Produkt aus Zeit und Energieverbrauch“. Dabei ist die bewegte Last in Tonnen, die benötigte Zeit in Minuten und der Kraftstoffverbrauch beziehungsweise Energieverbrauch in Litern angegeben.
Vor dem Hintergrund einer anhaltenden Klimadiskussion ist für den Staplerhersteller Still GmbH umweltverträgliche und sparsame Antriebskonzepte wichtiger denn je. „Wir untersuchen seit längerem die Möglichkeiten eines Brennstoffzellenantriebs“, berichtet Bert-Jan Knoef, Mitglied der Geschäftsführung bei Still in Hamburg. „Mit Partnern wie den Flughäfen München und Hamburg erproben wir diese zukunftsweisende Technologie an Staplern und Schleppern.“ Die ergonomische Ausgestaltung des Fahrerarbeitsplatzes hatte schon immer einen hohen Stellenwert für Still. Auf der Fahrzeugseite werden alle Voraussetzungen erfüllt, um Schwingungen und ihre Auswirkungen auf den Menschen möglichst gering zu halten.
„In Zukunft werden zusätzliche Fahrerassistenzsysteme, wie sie zum Teil aus dem herkömmlichen Fahrzeugbau bekannt sind, noch stärker Einzug in Flurförderzeuge halten“, prophezeit Knoef. Derartige Lösungen erfüllen nahezu immer auch einen Sicherheitsaspekt. So wird zum Beispiel die Fahrgeschwindigkeit automatisch in Abhängigkeit vom Einschlagwinkel der Lenkung verringert, damit der Stapler nicht kippen kann.
Matthias Fischer, Geschäftsführer der Toyota Material Handling GmbH mit Sitz in Langenhagen, übt sich im Vorfeld der Leitmesse Cemat in Hannover mit dem Verkünden von Trends in Zurückhaltung. „Zu den technischen Trends, die wir in diesem Jahr möglicherweise setzen, werden wir uns zu einem späteren Zeitpunkt äußern“, so Fischer. In den Bereichen Sicherheit, Ergonomie, Schutz von Mensch und Umwelt sowie Antriebstechnik ist Toyota schon seit Jahren tätig. Diese Segmente spielen bei Neuentwicklungen eine entscheidende Rolle. Das Thema Umwelt hat für das Unternehmen sogar einen besonderen Stellenwert und wird deshalb nicht nur in Zusammenhang mit alternativen Antriebstechniken, sondern als Gesamtprojekt betrachtet. Sicherheit und Ergonomie spielen allerdings auch eine immer größere Rolle. „Durch aktive Sicherheitssysteme und ein ergonomisches Staplerdesign lassen sich Unfälle vermeiden, die für den Betreiber zusätz- liche Kosten und Personalausfälle nach sich ziehen würden.“
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