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„Knappe Ressourcen fordern neue Konzepte“

Linde-Manager Theodor Maurer setzt auf PureMotion und den grünen Stapler
„Knappe Ressourcen fordern neue Konzepte“

Mit PureMotion wollte der Staplerhersteller Linde MH zunächst Humanschwingungen vermeiden. Inzwischen ist daraus eine Managementstrategie geworden. Das Ziel für Theodor Maurer, Mitglied der Geschäftsführung bei Linde MH, ist die Entwicklung zukunftsfähiger Fahrzeugkonzepte.

Die Energieeffizienz der Flurförderzeuge rückt immer stärker in den Vordergrund. Welche Anstrengungen unternimmt Linde MH in diesem Bereich?

Ein Schlüssel zu mehr Effizienz liegt in der konstruktiven Verbesserung der Stapler. Ein Beispiel ist unsere aktuelle Elektrostaplerbaureihe E12 bis E20. Die verschiedenen Modellvarianten leisten mehr bei geringerem Energieverbrauch. Erreicht wurde dies durch die Entwicklung einer wartungsfreien, gekapselten Antriebsachse, die alle wesentlichen Komponenten wie Leistungsteile, Fahrmotoren und Hubmotor integriert. Hinzu kommt das Energiemanagement mit exakter Batterie-Entladeanzeige, integriertem Ladegerät und den insgesamt fünf Optionen für einen schnellen Batteriewechsel.
Lässt sich Effizienz messen?
In der Tat. Dafür haben wir vor zwei Jahren den so genannten Effizienzindikator geschaffen. Diese dimensionslose Kennzahl setzt die bewegte Last in Beziehung zum Produkt aus Zeit und Energiebedarf. In Arbeitsspielen erreichen unsere Gegengewichtstapler beste Werte. Der Grund dafür liegt auch bei den verbrennungsmotorischen Staplern nicht zuletzt im Antriebskonzept. Neben sparsamen Motoren sorgt der kontinuierlich weiterentwickelte Hydrostatikantrieb für mehr Feinfühligkeit, Präzision und damit Umschlagleistung. Denn letztlich geht es darum, mit hohen Umschlagleistungen und kraftstoffsparenden Antriebslösungen die Gesamtkosten eines Staplers über seine Einsatzzeit so gering wie möglich zu halten.
Auf der letzten Fachmesse Cemat in Hannover zeigten vor allem die großen Hersteller zahlreiche Konzepte für zukünftige Antriebstechnologien. Wo legt Linde MH die Schwerpunkte?
Kein zweiter Hersteller hat auf der Cemat eine so große Bandbreite an möglichen Zukunftskonzepten gezeigt, die zudem alle im Einsatz demonstriert werden konnten. Schwerpunkte unserer Forschungsarbeit, die in enger Abstimmung mit Partnern erfolgt, liegen bei Flurförderzeugen mit Hybridtechnologie einerseits sowie Wasserstoffverbrennungsmotor und Brennstoffzelle andererseits. Alle drei Technologien wollen wir parallel weiterentwickeln.
Welche Strategie verfolgt Linde MH dabei?
Knappe Ressourcen und strengere Umweltauflagen werden in Zukunft zu einer Neuordnung der Antriebstechniken führen. Doch wann welche Lösung die effizienteste sein wird, lässt sich heute noch nicht mit Sicherheit sagen. Deshalb treiben wir die Entwicklung entsprechender Fahrzeuge in den nächsten Jahren parallel voran. Unser Ziel dabei ist, zu einem bestimmten Zeitpunkt die jeweils wirtschaftlichste Technik anbieten zu können. Doch wir haben auch Strategien und Lösungen für die nähere Zukunft. Unsere Entwickler arbeiten daran, die bisherigen Antriebe mit Verbrennungs- und Elektromotoren weiter zu optimieren. Mit diesem Vorgehen wollen wir unsere Technologieführerschaft weiter ausbauen.
Wann wird es das erste Serienflurförderzeug mit alternativem Antrieb geben?
Voraussetzung für die Serienfähigkeit ist neben der technischen Machbarkeit die Wirtschaftlichkeit einer Innovation. In den kommenden Jahren wollen wir 50 Flurförderzeuge mit Wasserstoff-Technik in einen Feldversuch schicken. Dabei werden in mehr als 20000 Betriebsstunden alle relevanten Daten aufgezeichnet. Die Ergebnisse dieses bis 2015 laufenden Testprogramms fließen kontinuierlich in den Entwicklungsprozess ein und entscheiden, wann und ob welche Technik in Serie geht.
Welche Vorzüge bietet der Hybrid-Antrieb?
Bei der von Linde MH gewählten Mild-Hybrid-Lösung bildet der Verbrennungsmotor weiterhin die Basis des Antriebsstrangs. Zusätzliche Energiepotenziale werden durch den Synchronmotor, eine 400-Volt-Lithium-Ionen-Batterie sowie ein Energiemanagement im Fahrzeug erschlossen. Die Voraussetzungen für einen Hybrid-Antrieb sind beim Stapler sehr günstig. Denn anders als beim Auto arbeiten Stapler in einem dynamischen Betrieb mit häufigem Bremsen und Anfahren. Da lohnt sich die Energierückgewinnung. Zudem verlangt der Staplerbetrieb eine hohe Leistung nur kurzzeitig – und zwar beim Beschleunigen des Fahrzeugs und beim Heben der Last. Da der Elektromotor bereits ab dem Leerlauf über ein hohes Drehmoment verfügt, kann er den Verbrennungsmotor sinnvoll ergänzen. Gleichzeitig kann die Verbrennungskraftmaschine durch die unterstützende Funktion des Elektromotors geringer dimensioniert sein. Für den Hybrid-Antrieb sprechen ebenfalls die zum Teil hohen Leerlaufanteile im Staplerbetrieb, die bis zu 30 Prozent betragen. Dies legt eine Start-Stopp-Automatik nahe.
Welche Hürden müssen noch genommen werden, um den Wasserstoffantrieb wirtschaftlich zu machen?
Die größte Hürde sind sicher die Kosten. Erstens sind die Komponenten des Wasserstoffmotors und der Brennstoffzelle noch sehr teuer. Zweitens ist die entsprechende Infrastruktur im Unternehmen mit beachtlichen Investitionen verbunden. Man denke zum Beispiel an die Wasserstofftankstelle. Da auch die Kosten der Wasserstoffherstellung im Vergleich zu anderen Energieträgern noch recht hoch sind, ist der Einsatz der Technik heute insgesamt noch nicht wirtschaftlich. Mit zunehmendem Angebot an Wasserstoff und ausgereifterer Technik kann sich dies in Zukunft aber ändern.
Werden die neuen Antriebe die konventionellen langfristig verdrängen?
Auf absehbare Zeit werden die konventionellen Antriebe ihre starke Stellung behalten. Langfristig – und hier sprechen wir von Jahrzehnten und nicht Jahren – ist zunächst die parallele Existenz von konventionellen und alternativen Antriebstechniken wahrscheinlicher.
Auf welche Kriterien legen die Anwender besonderen Wert – abgesehen von der Energieeffizienz?
Die Wirtschaftlichkeit der Flurförderzeuge spielt eine herausragende Rolle. Maßgebliche Faktoren sind neben der Energieeffizienz die Umschlagleistung der Geräte. Hinzu kommen Fahrkomfort, Sicherheit, Zuverlässigkeit und Servicequalität. Entscheidend ist für viele Nutzer das Gesamtpaket.
Welche Rolle spielt der Umweltschutz?
Ohne Umweltschutz entziehen wir uns langfristig unsere Lebensgrundlage. Doch Umweltschutz gibt es nicht zum Nulltarif. Für Unternehmen müssen sich die Investitionen rechnen, da sonst die Wettbewerbsfähigkeit leidet. Wir wollen Fahrzeuge entwickeln, die den Kriterien der Nachhaltigkeit entsprechen. Dabei kommt uns zu Hilfe, dass Umweltziele und betriebswirtschaftliche Ziele zum Teil in die gleiche Richtung wirken. Umweltfreundliche Produkte kommen mit geringeren Materialmengen und Ressourcen aus, verbrauchen im Einsatz weniger Energie und stoßen weniger Emissionen aus. Das entlastet Klima und Kostenrechnung gleichermaßen. Die Anwender sind dieser Argumentation gegenüber aufgeschlossen.
Was verbirgt sich hinter der Managementstrategie PureMotion? Welche Ziele verfolgt Linde MH damit?
Als der Name PureMotion vor knapp zwei Jahren aus der Taufe gehoben wurde, stand er vor allem für unsere Aktivitäten, die Humanschwingungen zu vermeiden. Inzwischen wurde das Programm erweitert und zur Managementstrategie erklärt. PureMotion ist unsere Philosophie und Leitlinie für die Entwicklung zukunftsfähiger Fahrzeugkonzepte, die den Kriterien der Nachhaltigkeit entsprechen. Erreichen wollen wir dieses Ziel durch die Vernetzung von Know-how und einem konsequent bereichsübergreifenden Denken in unserem Unternehmen.
Können Sie ein Beispiel für PureMotion nennen?
Ein Beispiel sind unsere verbrennungsmotorischen Stapler H14 bis H80. Der Nutzen für den Menschen ist Fahrkomfort, funktionales Bedienkonzept, Sicherheit und geringe Geräuschbelastung. Die Umwelt profitiert von Abgaswerten, die deutlich unterhalb der aktuellen Emissionsrichtlinie liegen. Zudem erfüllen die Fahrzeuge das dritte Kriterium: Mit hohen Umschlagleistungen und geringen Lebensdauerkosten sind die Modelle wirtschaftlich.
Was könnte PureMotion bis zum Jahr 2015 bewirkt haben?
Idealerweise haben wir Fahrzeuge im Angebot, die den Fahrer noch stärker als heute entlasten, schonen und unterstützen. Die Umwelt wird nur noch mit sehr geringen oder gar keinen Emissionen mehr belastet. Und dies alles gelingt gleichzeitig bei guter Wirtschaftlichkeit.

Neue Technologien
Die Anforderung an den Stapler der Zukunft scheinen sich zu widersprechen: Mehr Leistung bei weniger Energieverbrauch ist angesagt. Dieses vermeintliche Perpetuum Mobile lässt sich allerdings realisieren. Alternative Antriebstechniken und Energierückgewinnung sind die entsprechenden Lösungsansätze. Sie entlasten Klima und Kostenrechnung gleichermaßen.
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