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Massenproduktion von Einzelstücken

Identtechnik: Laser beschriftet Fernbedienungen nach Bedarf
Massenproduktion von Einzelstücken

Ein Lasermarkiersystem beschriftet universelle Fernbedienungen schnell und hochwertig. Alle Bediengeräte für Fernseher, CD-Player und Co. lassen sich so auf der Basis weniger Grundmodelle nachbilden. Und der Clou: Die Herstellungskosten von Einzelstücken liegen auf dem Niveau der Serienfertigung.

Die Vertriebs- und Vermarktungsmöglichkeiten des Internets und eine flexible Produktion auf Anfrage – Wallis Universal hat einen Weg gefunden, beides zu verbinden. Das im französischen Meximieux ansässige Unternehmen stellt Ersatzfernbedienungen für Fernseher, Video-Rekorder, DVD-Player und Co. her. Kunden aus aller Welt können über die Firmen-Website bestellen, egal ob sie eine einzelne Fernbedienung brauchen oder Tausende. Philippe Moransais, Sohn des Unternehmensgründers Charles Moransais, erklärt warum die Herstellungskosten pro Stück stets die gleichen bleiben: „Unser Geheimnis heißt modulare Produktion. Nach unserer Schätzung gibt es etwa 300 000 verschiedene Geräte auf dem Markt, die per Fernbedienung gesteuert werden. Wir können all diese Bedienungen auf der Basis der Grundmodelle herstellen, die mein Vater entwickelt hat.“

Fürs Beschriften der verschiedenen Geräte verwenden die Franzosen das kompakte Lasermarkiersystem TD410 der Ludwigsburger Technifor GmbH. Es ist in eine kleine, autonome Arbeitszelle integriert und wird von einem Arbeiter bedient. Mit Unterstützung der schwäbischen Techniker hat Philippe Moransais das System eingerichtet und programmiert.
Wallis hat eine Reihe eigener Softwareprogramme entwickelt. Eines heißt Remote Maker und wurde speziell für das Markiersystem konzipiert. Es soll Produktionsflexibilität, Leistung und vor allem Markierqualität auf einem Höchstmaß sicherstellen. Der Markiervorgang beginnt mit dem Erstellen einer Liste von Bestellungen, die über Nacht eingegangen sind. Sobald die Strichcodes gescannt werden, erscheint eine Abbildung der angeforderten Ware auf dem Bildschirm neben der Markierstation. Das entsprechende Grundmodell wird vom Lasermarkiersystem mit den erforderlichen Symbolen, Formen und Seriennummern beschriftet.
Der Lasermarkierer TD410 besteht aus einer luftgekühlten Markiereinheit und einer wartungsarmen, fasergekoppelten Diode. Die Einheit hat einen einstellbaren, um 360° drehbaren Kopf, der eine flexible und vielseitige Anwendung ermöglicht. Das Lasermodul und der Kopf sind nur 770 mm x 140 mm x 236 mm groß und lassen sich sowohl in eine Fertigungsstraße integrieren als auch als Einzelplatzlösung nutzen. Die Markiersoftware T700W Windows erleichtert das Programmieren einzelner Jobs und damit das Markieren von Texten, Strichcodes, DataMatrix-Codes und Logos. Die für die Rückverfolgbarkeit relevanten Daten, wie Datum, Zeit, Seriennummer und Schichtcodierung können mit externen Datenbanken gekoppelt werden.
Die Markiersysteme von Technifor unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht von anderen Geräten. Die wichtigsten Vorteile sind ihre Schnelligkeit, ein Fokusbereich von 5 mm und die Möglichkeit, unebene Oberflächen zu kennzeichnen. „Trotz der unregelmäßigen Konturen unserer Fernbedienungen dauert das Lasermarkieren nur Sekunden“, bestätigt Philippe Moransais. Die Station kann bis zu 400 Fernbedienungen am Tag beschriften. Bei Bedarf ist es aber genauso gut möglich, eine einzelne herzustellen. Sobald der Markiervorgang beendet ist, wird die Fernbedienung aus dem System genommen und zusammen mit einer Rechnungskopie in einer Blisterverpackung verschickt.
Das Familienunternehmen Wallis, das 1962 gegründet wurde, hat ursprünglich Tonabnehmernadeln für HiFi-Systeme entwickelt. Als dann jedoch die CD die Schallplatte vom Markt verdrängte, schwenkte die Firma auf Fernbedienungen um – ebenso wie ihr ursprüngliches Produkt müssen auch diese relativ oft ersetzt werden.
„Wenn man bedenkt, wie viele Fernbedienungen existieren, ist es nicht schwer auf den Bedarf an Ersatzgeräten zu schließen. Weil die Produkte der Originalhersteller ziemlich kostspielig sind, gibt es auch eine entsprechende Nachfrage nach universellen Fernbedienungen, die alle Funktionen des Originals für einen Bruchteil der Kosten erfüllen“, erzählt Moransais.
Wallis Universal verfügt über eine Datenbank, in der rund zwei Drittel aller Fernbedienungen gespeichert sind. Bei Anfragen für ein Gerät, das nicht in der Datenbank aufgelistet ist, erwerben die Franzosen das Original, um dessen Eigenschaften und Funktionen reproduzieren zu können. Das Unternehmen entdeckt durchschnittlich 50 neue Fernbedienungen pro Woche. „Die Originalhersteller wollen nicht, dass wir ihre Produkte kopieren. Aus diesem Grund ändern sie sie ständig“, erklärt Moransais. „Für uns ist es eine echte Herausforderung, da mitzuhalten.“
Zu den bekanntesten Kunden des Unternehmens gehören Carrefour aus Frankreich und Radio Shack aus den USA. Aber auch Nischenmärkte, wie Krankenhäuser, die Fernbedienungen mit nur wenigen oder extra großen Tasten benötigen, sind lukrative Auftraggeber. „Ausgehend von sieben verschiedenen Grundmodellen können wir jede beliebige Fernbedienung, die auf dem Markt existiert, nachempfinden. Dazu wird das passende Grundmodell einfach on-the-fly umprogrammiert und entsprechend beschriftet“, beschreibt Moransais den Ablauf. „Wir lagern lediglich ein Minimum an Grundgeräten, und unsere Prognosen für den nächsten Produktionstag basieren jeweils auf der Nachfrage vom Vortag. Am Tag nach dem Auftragseingang wird die fertige Ware verschickt.“
Matt Bailey Journalist in Norwich/England
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