Schaut man sich die aktuelle Infrastruktur in den Industrieländern an, gibt es viel zu tun: Brücken sind porös und der Zustand vieler Straßen macht Autofahrern zu schaffen. Schwellenländer sind hier noch am Anfang und neue Infrastrukturen wie Schienen, Straßen, Tunnel und Brücken müssen teilweise erst noch gebaut werden.
Bis zum Jahr 2025 wird die Weltbevölkerung auf fast zehn Milliarden Menschen angewachsen sein – das sind zwei Milliarden mehr Menschen als heute. 75 % werden in Großstädten leben und fast die Hälfte wird zur Mittelschicht gehören. Um diese Herausforderung zu meistern, müsse die Baubranche in Großstädten im Schnitt jeden Tag 13.000 Gebäude bauen, so sagt eine Studie des Forschungsunternehmens Statista.
Steigende Nachfrage bei immer weniger Ressourcen
Wir müssen der Realität ins Auge sehen: Bei gleichzeitig steigender Nachfrage gibt es immer weniger Ressourcen und verfügbaren Wohnraum. Zudem erzeugt die Baubranche fast ein Drittel der weltweiten Abfallmenge – bis 2025 soll sich das Volumen verdoppeln. Davon entfallen fast 70 Prozent auf Ersatzteile, die innerhalb der Fertigungslieferkette nicht zum Einsatz kommen.
Theoretisch ist die Lösung einfach: Wir müssen unsere Prozesse verbessern und dabei deren negative Auswirkungen auf unsere Erde und Umwelt reduzieren. Eine große Herausforderung, aber gleichzeitig auch die bisher größte Chance für Architekten und Ingenieure.
Mithilfe von Automatisierung können neue Konstruktions- und Fertigungsprozesse mit weniger Abfall und besseren Ergebnissen umgesetzt werden. Moderne Technologie führt Informationen zusammen, fördert innovative Ideen und unterstützt bei der Entscheidungsfindung.
Virtuelle Modelle führen zum Optimum
Ein mögliches Szenario könnte sein: Architekten, Ingenieure und Bauunternehmer kooperieren bei der Entwicklung eines Bauprojekts in einem virtuellen Modell, bevor der eigentliche Umsetzungsprozess beginnt. Ausgehend davon können sie bereits in der frühen Entwurfsphase Dutzende von Optionen identifizieren, um die Ideenfindung und Zusammenarbeit vor dem Bau zu erleichtern und Ressourcen zu schonen. In der Umsetzung kann dann direkt mit einem optimal abgestimmten Modell gearbeitet werden – dies spart Zeit sowie Ressourcen und verbessert gleichzeitig das Endergebnis.
Der neuen Ära der Automatisierung steht allerdings ein signifikanter Fachkräftemangel gegenüber – Arbeitsplätze und Aufgaben gibt es genug, allerdings nicht die dafür ausgebildeten Fachkräfte. Arbeitnehmer müssen sich daher an ein technologisch anspruchsvolleres Arbeitsumfeld anpassen.
Darüber hinaus arbeiten Menschen und Maschinen zunehmend zusammen. Hierdurch entstehen ganz neue Möglichkeiten und Potenziale. Zum Beispiel könnten künftig Roboter, die momentan an den Produktionsanlagen eingesetzt werden, auch auf Baustellen zu finden sein. Fachkräfte müssen diese Roboter entwickeln, bauen und warten sowie Projekte planen und koordinieren und die Roboter auf den Baustellen entsprechend einrichten. Allein in China werden bis 2020 über drei Millionen Fachkräfte benötigt, die diese Aufgaben übernehmen können.
Automatisierte Tools bringen Kreativität
Automatisierung unterstützt Unternehmen dabei, wettbewerbsfähig zu sein. Aber sie fördert gleichzeitig auch Kreativität und eröffnet ganz neue Möglichkeiten. Ein Beispiel von General Motors (GM) zeigt, welche Veränderungen Automatisierung vorantreiben kann: GM nutzt dafür die Technologie für Generatives Design von Autodesk.
Die Ingenieure von GM konzipierten und gestalteten den Prototyp einer Sitzkonsole neu. Diese Halterung bestand bisher aus acht Teilen und kann nun dank Generativem Design aus einem einzigen Teil gefertigt werden. Außerdem ist das Ergebnis 20 % stabiler und 40 % leichter als das Vorgängermodell. GM plant nun auf dieser Technologiebasis, die Kraftstoffeffizienz der Fahrzeuge zu verbessern und die mechanische Komplexität der Produktionsprozesse zu reduzieren. Solche innovativen Planungs- und Fertigungsprozesse produzieren weniger Abfall und resultieren in besseren, langlebigeren Produkten.
Auch das Design- und Ingenieurbüro SNC-Lavalin Atkins setzt auf Automatisierung und damit kostengünstigere Planungs- und Bauprozesse. Es entwickelte eine App, die einfache Ideen-Scribbles in reale Gebäude umsetzt. Damit sind Gebäudeentwürfe simulierbar, bevor sie gebaut werden. Das Ergebnis: Gebäude, die schneller und kostengünstiger umgesetzt werden als ursprünglich geplant.
Es geht auch um Gemeinschaft
Was wäre, wenn dieses Modell auf ganze Städte angewandt werden könnte? Was wäre, wenn Bürger in den Ideenprozess einbezogen werden könnten? Dies erfordert eine neue Denkweise und eine klare Vision, kann aber möglich sein, wenn wir die Art und Weise, wie wir arbeiten, neu denken würden. Anpassungsfähigkeit, Belastbarkeit und Gemeinschaft sind hierbei der Schlüssel zum Erfolg. Denn schlussendlich können wir nur in der Kooperation zwischen Mensch und Automatisierung der steigenden Nachfrage nach mehr Lebensraum bei gleichzeitigem Ressourcenmangel sowie dem Streben nach optimalen Ergebnissen gerecht werden.
Links und Fakten
Andrew Anagnost hat seinem Plädoyer vertiefende Fakten und Autodesk-Links hinzugefügt. In der Online-Version (https://bit.ly/2Vx3CuP) lassen sie sich anklicken, doch es geht auch manuell:
- Gebäudebedarf 2025: https://autode.sk/2P32Y4S
- Abfallmenge: https://bit.ly/2HsJ3s0
- Ersatzteile: https://autode.sk/2TXJ79l
- Generatives Design: https://autode.sk/2AyseJU
- Bessere Produkte: https://autode.sk/2I4ln1E
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