Der Durchbruch der Elektromobilität lässt weiter auf sich warten. Eine Ursache ist die dünne Ladeinfrastruktur. Ein Ausweg könnte das so genannte Mode-2-Laden sein, also das Laden an einer Haushaltssteckdose, etwa wenn das Fahrzeug zuhause in der Garage steht oder auf einem Stellplatz mit Steckdose in der Nähe. Doch über den Status einer Notlösung kam das Mode-2-Laden bisher nicht hinaus – die Ladeleistung war zu gering, der Ladevorgang zu unkomfortabel.
Die Lapp Systems GmbH, Spezialist für Ladesysteme und Fertigkonfektionen innerhalb der Lapp Gruppe, macht mit dieser Einschränkung Schluss. Das Mode-2-Ladesystem mit „In Cable Control and Protection Device“, kurz IC-CPD, steigert den Komfort deutlich. „Aus dem Notladekabel wird ein vollwertiges Ladesystem“, sagt Karl Knezar, Leiter Automotive Business bei Lapp Systems. Produziert wird es zusammen mit dem Industriepartner Heidelberger Druckmaschinen AG, der die ausgeklügelte Elektronik im Inneren der Box entwickelt hat.
Ladesystem erfüllt IEC 62752
Das IC-CPD kommt den Wünschen der Automobilhersteller und ihrer Kunden entgegen: Sicherer Ladevorgang, Kontrolle über das Laden auch aus der Ferne, Kompatibilität für Fahrten in andere Länder. Und wer ein Smart Home mit Photovoltaikanlage hat, kann die Batterie des Fahrzeugs darin integrieren. Lapp ist der erste Hersteller, der die IEC 62752 erfüllt, die von 2018 an gilt. Die Norm legt die Schutzfunktionen beim Mode-2-Laden fest, darunter die Ableitströme am Fahrzeug. Dazu enthält die Control-Box einen Differenzstromsensor, der einen zu hohen Ableitstrom über die Karosserie erkennt und bei Gefahr für den Nutzer ein mechanisches Relais in wenigen Millisekunden trennt. Zwei Temperatursensoren erkennen zudem die Erwärmung der Steckdose über einen Temperatursensor und verhindern so eine Überlastung des Stromnetzes beziehungsweise der Steckdose.
Auf der Netzseite besitzt das neue Lapp-Ladesystem ein austauschbares Kabel, das 30 bis 60 cm lang ist und für alle gängigen Steckdosentypen in Europa und weltweit verfügbar ist. Eine Variante mit CEE-Stecker gibt es auch, also zum schnelleren Laden mit Drehstrom. Auf der Fahrzeugseite gibt es weltweit drei unterschiedliche Steckertypen, je nach Region, wo das Fahrzeug ausgeliefert wird. Die Einzelkomponenten des IC-CPD sind weltweit nach allen gängigen Normen zertifiziert, genauso wie auch das Gesamtsystem.
Üblicherweise schaffen Standardladesysteme über eine Haushaltssteckdose maximal 3,7 kW. Das Lapp-Ladesystem liefert dagegen bis zu 32 Ampere einphasig und 16 Ampere dreiphasig. Das entspricht Leistungen bis zu 11 kW und verspricht entsprechend verkürzte Ladezeiten.
Steuerung per Lapp-App
Ab dem 3. Quartal 2018 wird Lapp dazu eine App fürs Smartphone anbieten. Sie zeigt den Ladezustand der Batterie an sowie eine Prognose, wie lange das Laden noch dauert. Denkbar ist, dass die App beim Laden immer den günstigsten Stromtarif nutzt. Auch kann die App eine Tankkarte ersetzen, wenn der Fahrer eines Elektro-Dienstwagens zuhause laden und den Strom automatisch dem Arbeitgeber in Rechnung stellen möchte.
Das Ladesystem wird 2018 auf den Markt kommen und zunächst ausschließlich an Automobilhersteller vertrieben. Später sollen es auch Privatkunden kaufen können, von Lapp oder anderen Vertriebspartnern. Ein erster Großauftrag kam von einem traditionsreichen Premium-Automobilhersteller, weitere Hersteller haben bereits großes Interesse signalisiert.
Individuelles Design
Das Ladesystem überrascht mit einem durchdachten Design. Die Control-Box hat abgerundete Kanten, eine abgesenkte Bedienfläche sowie einen Arretierungsmechanismus für die austauschbaren Netzpeitschen, lässt aber dennoch Raum, damit die Automobilhersteller ihr eigenes Markenimage einbringen können, etwa durch unterschiedliche Farben oder Zierelemente. Das Ladesystem mit IC-CPD wurde sogar für den German Design Award 2018 nominiert: „Allein schon in der engeren Auswahl zu sein, ist eine Ehre“, freut sich Sven von Boetticher vom Stuttgarter Designbüro ID AID, das bereits mehrere Projekte mit Lapp entwickelt hat. Karl Knezar sieht sich durch die Nominierung bestätigt: „Das bestärkt uns in unserem Kurs, großen Wert auf das Design zu legen.“
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