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Messe Techtextil legt Fokus auf „Smart Textiles“ und Nachhaltigkeit

Smarte Textilien und Nachhaltigkeit im Fokus
Techtextil 2022 bringt Intelligenz ins Auto

Lassen sich Klimaanlage und Medien bald über textile Oberflächen auf der Mittelkonsole steuern? Geht es nach Ettlin, dann ja. Die Spinnerei und Weberei entwickelt interaktive Stoffe, die im Autoinnenraum künftig auch Schalter ersetzen können. Dies und etliche Neuheiten mehr präsentierte die Techtextil 2022 – alleine mit Automotive-Innovationen trumpften 350 der über 1000 Aussteller von 21. bis 24. Juni in Frankfurt auf.

» Ronny Eckert, Fachjournalist in Berlin

„Seit Infineon 2002 einen MP3-Player in Kleidung integrierte, hat sich bei der Funktionalisierung von Textilien sehr viel getan“, sagt Richard Müller, Entwicklungsleiter bei Ettlin im baden-württembergischen Ettlingen. Vieles von dem, was damals undenkbar schien, sei heute technologisch umsetzbar – auch für den Einsatz im Auto.

Ettlin hat nach eigenen Angaben bereits smart-textile Showcar-Projekte mit großen Automobilherstellern aus Deutschland und Asien umgesetzt. Auf der Techtextil, Weltleitmesse für technische Textilien und Vliesstoffe, präsentierte das Unternehmen unter anderem ein neuartiges Stickgewebe mit interaktiver Elektronik.

Touch-textile Steuerung im Auto

Es sollte die Möglichkeiten von Näherungs- und Touch-basierten Steuerungen auch für Autoinnenräume demonstrieren. „Textilien sind im Auto seit jeher Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine, da ist es nur naheliegend, dass sie auch smarte Funktionen übernehmen“, so Müller. Er sieht bei Automobilherstellern ein wachsendes Interesse an solchen smarten Textilien: „Entwickler, Designer, Konstrukteure und Einkäufer namhafter Automobilhersteller gehören inzwischen zu häufigen Besuchern an unserem Messestand.“ Zwar seien während der Corona-Pandemie viele Projekte pausiert worden, doch Müller zeigt sich überzeugt, dass in den nächsten Jahren neue smart-textile Funktionen im Auto auftauchen werden.

Nachhaltige Beschichtung aus Zuckerrohr

Ob Mittelkonsole, Sitzbezug oder Fußmatte: Kommen Textilien im Auto zum Einsatz, sind sie in der Regel beschichtet. Hersteller von Beschichtungen und Textilveredler zeigten auch auf der Techtextil wieder Neuheiten aus diesem Bereich. Darunter die Carl Meiser GmbH aus Albstadt in Baden-Württemberg. Das Unternehmen beschichtet im Auftrag von Zulieferern (TIER 1–3) textile Materialien und Kunstleder für Sitze, Türverkleidungen und Kopfstützen. „Unsere Produkte stecken in den Fahrzeugen vieler Premiumhersteller“, sagt Geschäftsführer Jens Meiser.

Auf der Techtextil 2022 zeigte das Unternehmen eine innovative Beschichtung auf Zuckerrohr-Basis. Die mit Automobilzulieferern entwickelte nachhaltige Neuheit soll laut Meiser bis zu 50 % klassischer Beschichtungen ersetzen können. „Die Herausforderung bei der Entwicklung besteht vor allem darin, das gleiche Eigenschaftsprofil wie mit petrochemisch basierten Beschichtungen zu erreichen“, erklärt Meiser. So müsse auch eine Beschichtung auf pflanzlicher Basis in Sachen Hydrolyse- und Alterungsbeständigkeit so zuverlässig sein wie herkömmliche Alternativen.

Aktuell werde die „grüne“ Beschichtung in unterschiedlichen Kombinationen mit klassischen Beschichtungen in Prototypen verschiedener Autohersteller getestet. „Unser Ziel ist die Serie“, sagt Meiser. Laut ihm habe das Interesse an nachhaltigen textilen Materialien aufgrund zunehmender Umweltschutz- und Nachhaltigkeitsforderungen zuletzt deutlich zugenommen.

Recycelbarer Unterboden aus PET

Aussteller Freudenberg Performance Materials aus Weinheim setzte auf der Techtextil vor allem auf das Thema nachhaltigen Leichtbau im Auto. „Immer strengere Abgasgrenzwerte in vielen internationalen Automärkten und die zunehmende Elektrifizierung des Verkehrs zwingen Hersteller, ihre Flotten abzuspecken“, sagt Angela Weik, Strategic R&D Manager bei Freudenberg. Das Unternehmen präsentierte deshalb in Frankfurt/Main unter anderem einen sortenreinen Polyestervliesstoff mit geprägter Oberfläche für Gepäckraumabdeckungen – laut Freudenberg „eine der leichtesten Lösungen auf dem Markt“.

Auch eine neuartige Unterbodenverkleidung aus PET wurde auf der Messe vorgestellt. Sie soll pro Quadratmeter 700 g leichter sein als ein gleiches Bauteil aus Spritzguss. Laut Weik beweise Freudenberg damit, dass Fahrzeugkomponenten einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leisten können. So bestünden die Unterbodenverkleidungen für Pkw aus dem Hause Freudenberg zu 100 % aus PET-Fasern mit einem Recyclinganteil von 50 %. Am Ende seiner Nutzungsdauer lasse sich der Unterboden deshalb vollständig recyceln.

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