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Warum Arburg sich immer mehr dem 3D-Druck annähert

Arburg-Gesellschafterin Juliane Hehl zum Kauf von 3D-Drucker-Hersteller German RepRap
„Unsere Systeme ergänzen sich“

Die Arburg-Inhaberfamilien Hehl und Keinath haben den 3D-Drucker-Hersteller German RepRap übernommen, lassen ihm aber seine Unabhängigkeit. Der Spritzgießmaschinenbauer Arburg baut selbst schon additiv fertigende Anlagen. Was steckt hinter dem Kauf? Wir haben Juliane Hehl befragt. ❧

Olaf Stauß

Als Arburg-Gesellschafterin haben Sie die German RepRap GmbH übernommen, lassen ihr aber die Eigenständigkeit. Wieso haben Sie die junge Firma nicht unter das Arburg-Dach geholt?

Das war ich nicht alleine (lacht). Mein Bruder Michael Hehl, meine Cousine Renate Keinath und ich haben das Unternehmen gemeinsam gekauft. Dabei haben wir uns bewusst dafür entschieden, dieses als eigenständiges Unternehmen weiterzuführen. Die Dynamik und Flexibilität eines kleinen Unternehmens sollen erhalten bleiben. Durch die hierbei gewonnenen Erfahrungen und auch die Unterschiede zwischen German RepRap und Arburg erhoffen wir uns wertvolle Hinweise für zukünftige Unternehmensentscheidungen.

Wollten Sie so auch vermeiden, dass dem Freeformer von Arburg eine Konkurrenz im eigenen Unternehmen erwächst?

Nein, so kann man das nicht sagen. In erster Linie unterstreicht die Entscheidung, German RepRap zu kaufen, unsere Einschätzung hinsichtlich der wachsenden Bedeutung der additiven Fertigung. Vor mehr als 15 Jahren hatten wir ja schon den richtigen Riecher, als wir mit der Entwicklung des Freeformers und des Arburg Kunststoff-Freiformens als vollkommen neuem Verfahren begonnen haben. Die Maschinen von German RepRap sind mit Sicherheit keine Konkurrenz für den Freeformer, sondern decken ein weiteres, spannendes Teilspektrum der additiven Fertigung ab.

Die additiven Technologien des Freeformers und von German RepRap, also FFF und LAM, unterscheiden sich stark. Welche Stärken bietet die Verbindung? Konkurrieren sie auch?

Wie bereits gesagt, ergänzen sich aus unserer Sicht die beiden Systeme. Das war auch ausschlaggebend für den Kauf von German RepRap. Das Unternehmen entwickelt und fertigt 3D-Systeme auf Basis der FFF-Technologie, Fused Filament Fabrication. Besonders erwähnenswert ist die 2016 neu entwickelte und unseres Wissens nach weltweit einzigarte Liquid Additive Manufacturing Technologie LAM, womit Materialien wie Liquid Silicon Rubber, LSR, verarbeitet werden können. Gemeinsam decken Arburg und German RepRap einen großen Bereich der additiven Kunststoff-Fertigung ab. So breit aufgestellt wollen wir in Zukunft ein noch bedeutenderer Partner für unsere Kunden und die Kunststoffbranche sein.

Plötzlich haben Sie ein sehr breites Additiv-Portfolio in der Hand. Welche Bedeutung messen Sie dem 3D-Druck zukünftig für die Industrie bei?

Der additiven Fertigung messen wir für die Zukunft eine hohe Bedeutung bei. Dabei sehen wir sie nicht als Konkurrenz zum Spritzgießen, sondern als sinnvolle und notwendige Ergänzung. Ein schönes Beispiel, wie beide Verfahren sich ergänzen, ist unser Corona-Projekt „Mund-Nasen-Maske“, bei dem wir mit dem Freeformer die Prototypen optimiert haben, um dann in kürzester Zeit mit dem Spritzgießen der Komponenten in Großserien starten zu können.

Doch zurück zur Bedeutung der additiven Fertigung: Ein großes Potenzial liegt für uns im Realisieren von neuer konstruktiver Gestaltung und von funktionalen Bauteilen wie Kinematikmodellen, die sich auf herkömmliche Weise nicht herstellen lassen.

Als Arburg-Gesellschafterin haben Sie sicher eine klare Sicht, wie sich der 3D-Druck vom Spritzgießen abgrenzt?

Ich würde das Wörtchen „Abgrenzen“ gerne durch „Ergänzen“ ersetzen. In der konstruktiven Umsetzung der additiven Bauteile in Verbindung mit Funktionalität und Komplexität sind wir erst am Anfang. Die Aufgabe aller ist es, durch Schulung und Ausbildung eine breite Basis dafür zu schaffen, das neue Verfahren optimal zu nutzen.

Wird der Arburg-Kunde eines Tages leichter (als andere) entscheiden können, ob er 3D-druckt oder spritzgießt?

Durch die umfassenden Kenntnisse im Spritzgießen und auch in der additiven Fertigung ist Arburg ein idealer Partner, der seine Kunden übergreifend und rundum beraten kann. Dabei sind Losgröße, Material und Anforderungen wichtige Aspekte, um das jeweils richtige Verfahren zu finden.

Zu den Stärken des Freeformers gehört, dass er Spritzgießgranulat verarbeitet. Welche besonderen Stärken haben die 3D-Drucker von German RepRap?

Bevor ich auf die Stärken der German-RepRap-Maschinen eingehe, möchte ich nochmals die Unterschiede zum Freeformer erwähnen – und die daraus resultierende Ergänzung. Der Freeformer verarbeitet Standard-Kunststoffgranulat, die Maschinen von German RepRap vorgefertigtes Filament und Flüssigkunststoff. Die daraus resultierende Bandbreite an Material führt – gekoppelt mit der Möglichkeit des Freeformers, bis zu drei Komponenten zu verarbeiten – zu einem sehr breiten Anwendungsspektrum.

Doch nun zu den Stärken: Die LAM-Technologie von German RepRap zur Verarbeitung von LSR ist nahezu ein Alleinstellungsmerkmal. Und der Filamentdrucker German RepRap x500pro ermöglicht einen kostengünstigen Einstieg in die industrielle additive Fertigung mit wenig Vorkenntnis.

Verfolgen Sie eine Strategie, wie Sie additive Produktlinien künftig gezielt neben der Spritzgießtechnik weiterentwickeln?

Bei den wichtigen Fragen, die aus den täglichen Kontakten und Gesprächen mit Kunden und Interessenten resultieren, geht es um die Themen Bauteilgröße, Bauzeit, Bauteilgenerierung und Konstruktionsunterstützung. Wir arbeiten gemeinsam und zielstrebig daran, diese Fragen und Wünsche zu realisieren und unsere Lösungen diesbezüglich zu optimieren. Unsere Strategie und Vision lautet: Wir wollen den Begriff „Allrounder“ für die gesamten Möglichkeiten der Kunststoffteilefertigung in Anspruch nehmen.

Kontakt:

German RepRap GmbH

Kapellenstr. 7
85622 Feldkirchen
Tel.: +49 89 2488986–0

www.germanreprap.com

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