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Energiemanagement: Unternehmen reduzieren Energiekosten

Hannover Messe: Energiemanagement
Unternehmen reduzieren Energiekosten

Wer Energie einsparen will, muss wissen, wo und mit welchen Maßnahmen er dies tun kann. Dafür braucht er Energiemanagement-Software, die Verbrauchsdaten sammelt und analysiert. ❧ Markus Strehlitz

Rund 30 % ihres Energiebedarfs können Unternehmen durch typische Effizienzmaßnahmen einsparen, so eine Schätzung der Deutschen Energie-Agentur (Dena). Ein intelligenter Umgang mit Energie ist also nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll. Dafür ist jedoch zunächst ein Überblick über die tatsächlichen Verbräuche notwendig. Das Wissen über die Energieströme im eigenen Unternehmen ist die Voraussetzung, um handeln zu können. Dafür brauchen Firmen ein gezieltes Energiemanagement. Mit diesem können sie den Energieverbrauch erfassen, Einsparpotenziale aufdecken und die nötigen Maßnahmen dann realisieren. Wichtiges Werkzeug dafür ist Software, die alle Energiedaten von verschiedenen Medien wie Strom, Gas oder Wasser bündelt und für den Anwender anschaulich aufbereitet.
Diagramme bringen Übersicht
Auf der Leitmesse Energy zeigen zahlreiche Hersteller ihre Lösungen für ein solches elektronisches Energiemanagement. Dazu gehört unter anderem der Anbieter KBR (Halle 13, Stand E26). Dessen Software sammelt die Informationen von den Messwertaufnehmern und stellt diese in Grafiken und Diagrammen dar. „Dazu gehören nicht nur die klassischen Strom- und Wasserzähler. Unser System wertet auch die Messergebnisse von Druckluft und diversen Prozess- und Betriebsmittelleitungen aus“, erklärt Christian Wiedemann, Vertriebsleiter bei KBR.
Die Messstellen müssen dafür nicht alle in das System eingebunden sein. Und die Daten können daneben sowohl per Hand als auch mobil über eine App eingetragen werden. Der Energiebeauftragte des Unternehmens ist dadurch laut Wiedemann immer über die aktuellen Verbrauchsdaten informiert und kann sich diese in unterschiedlichen Zeiträumen anzeigen lassen. Zudem würden Lastspitzen einfach erkannt, sodass schnell Gegenmaßnahmen eingeleitet werden können, so der Vertriebsleiter.
Auch Econ (Halle 27, Stand L79/1) bietet Unternehmen eine Software-Lösung, um Energiedaten zu analysieren. Neben den gängigen Auswertungen wie ABC- und Profil-Analysen sowie Lastgang- und Verbrauchsdarstellungen, Sankey-Diagrammen und Spektralanalysen ermöglicht das System auch Tagesprofilanalysen – zum Beispiel für die Ertragsbewertung von PV-Anlagen oder Blockheizkraftwerken. Außerdem bietet die Software erweiterte Exportmöglichkeiten für Zählerstandsdaten.
In die Analysen fließen sowohl Messdaten unterschiedlicher Energieträger als auch Produktions- und Prozessdaten aus bestehenden Systemen wie etwa ERP- oder BDE-Lösungen ein. So lassen sich die Wechselwirkungen von Energie- und Produktionsdaten aufzeigen. Energiemanagement gehe Hand in Hand mit Prozessoptimierungen, heißt es dazu von Herstellerseite.
Ins gleiche Horn stößt Weidmüller (Halle 11, Stand B58). „In Bezug auf eine energieeffiziente Produktion geht es um die Frage, wie mit den gesammelten Energiedaten Produktionsprozesse verbessert werden können“, sagt Michael Piekarzewitz, Leiter Energiemanagement bei der Weidmüller-Gruppe. Bislang habe man dabei häufig noch historische Daten mit geringer Auflösung gesammelt. „Doch der Trend geht zur Bereitstellung einer Infrastruktur für die Sammlung von Energiedaten in Echtzeit auf Sekundenbasis. Dazu muss in erster Linie die Erfassung funktionieren und es muss eine Übertragungsverbindung vorhanden sein, die mit großen Datenmengen umgehen kann“, sagt Piekarzewitz.
Sein Unternehmen stellt eine Lösung aus verschiedenen Software-Tools zur Verfügung, mit der verschiedene Anforderungen abgebildet werden. „Wir können zum einen Energiedaten von Verbrauchern im Hinblick auf Anomalien analysieren“, erklärt Piekarzewitz. „Zum anderen können damit Verbrauchsprognosen auf Fabrikebene dargestellt werden.“ Es gehe immer darum, Stellhebel zu identifizieren und zu erkennen, welche Einflussmöglichkeiten sich bieten und ökonomisch sinnvoll sind.
Transparente Fabrik bei Weidmüller
Als Spezialist für Elektronik und elektrische Verbindungstechnik hat Weidmüller seine Lösung auch in der eigenen Produktion implementiert. Ziel des Pilotprojekts „Transparente Fabrik“ war es, sämtliche Energieströme im Werk offenzulegen und steuerbar zu machen.
Alle Maschinen bei Weidmüller können durchgängig miteinander kommunizieren. Die Energiedaten werden nicht nur in eine Richtung erfasst, sondern auch wieder zurück in die Produktion gegeben, um die Anlagen aus Prozess- und Energiesicht zu optimieren.
Monitoring-Instrumente zeichnen nun die Energieströme auf. Eine Analyse der erfassten Werte ermöglicht es, die Grund- und Spitzenlast zu optimieren und die Energieeffizienz zu verbessern. Darüber hinaus lässt sich der Energieverbrauch auf Basis von Echtzeit-Informationen exakt steuern und minimieren.
Neben dem digitalen Management seiner Maschinen hat das Unternehmen aber noch weitere Maßnahmen getroffen, um Energie effizienter zu nutzen. Dazu zählt zum Beispiel der Einsatz von Technik zur Wärmerückgewinnung am Produktionsstandort. So spart sich Weidmüller eine eigenständige Heizungsanlage. Darüber hinaus optimieren intelligent positionierte Trafos und Kompressoren die Druckluft- und Stromversorgung.
Der Aufwand zahlt sich aus. Laut eigenen Angaben spart das Unternehmen durch seine transparente Fabrik unterm Strich jährlich über 2,1 GWh Energie.
Elektronisch unterstütztes Energiemanagement kann somit dazu beitragen, konkret Energie zu sparen und auch Kosten zu reduzieren. Unternehmen profitieren aber noch aus einem anderen Grund vom Einsatz eines entsprechenden Systems: Mittlerweile sind alle Firmen, die nicht zu kleinen und mittleren Unternehmen gerechnet werden, dazu verpflichtet, alle vier Jahre ein Energieaudit durchzuführen. Doch es gibt eine Alternative: Wer ein Energiemanagementsystem nach ISO 50001 installiert hat, ist von den Audits befreit.
Trotz der Vorteile solcher Lösungen machen noch nicht alle Unternehmen davon Gebrauch. Ein Grund dafür könnte sein, dass eine funktionierende Energiemanagement-Software die Unterstützung durch entsprechende IT-Systeme verlangt. Um die Daten in Echtzeit zu erfassen und zu verarbeiten, bedarf es geeigneter Messsensorik, Datenübertragungslösungen und der zielgerichteten Auswertung von Big Data.
Die Einführung eines elektronischen Energiemanagements muss also strategisch angegangen werden. Sie benötigt ein Digitalisierungskonzept, das sich über das gesamte Unternehmen erstreckt – und das fehlt in vielen Firmen noch.

Sonderschau Digital Energy
Energiemanagement im industriellen Umfeld steht auch im Mittelpunkt der Sonderschau Digital Energy (Halle 12, Stand D45), die im Rahmen der Leitmesse Energy stattfindet.
Gezeigt werden unter anderem Messtechnik und Sensorik, Cloud Computing, Datensicherheit, Displaytechnologie, IoT-Lösungen, Gebäudesteuerungstechnik- und -automation, Energietechnik und -automation sowie intelligente Lichtsteuerung. Zu den Ausstellern zählen zum Beispiel General Electric mit der Sparte Digital Energy sowie der Energietechnologie-Anbieter Restore, der sich auf automatisiertes Lastmanagement spezialisiert hat.
„Mit dem neuen Ausstellungsbereich bieten wir insbesondere energieintensiven Unternehmen die Möglichkeit, sich über DIN-Vorgaben oder Energieaudits zu informieren“, sagt Benjamin Low, der als Abteilungsleiter für die Energiethemen der Hannover Messe zuständig ist. Neben den Betreibern von industriellen Anlagen und Gebäuden werden Anlagen- und Maschinenbauer sowie Technical-Facility-Manager und Elektroinstallationshandwerker als Besucher erwartet.
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