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Drehen: Vibrationsverfahren löst Problem mit langspanenden Werkstoffen

Drehtechnik
Vibrationsverfahren löst Problem mit langspanenden Werkstoffen

Komplexe Teile und anspruchsvolle Materialien sind das Metier von FHB in Gutach. Seit vielen Jahren setzen die Schwarzwälder auf Maschinen von Citizen.

Seit 2015 erweitern eine zweite Cincom M32 sowie eine Cincom M16 die Produktionsmöglichkeiten der Fassondreherei Hermann Blum. Zur Philosophie von FHB gehört es, den Maschinenpark stets auf einem modernen Stand zu halten. Pro Jahr werden zwei oder mehr Maschinen gegen leistungsfähigere Varianten ausgetauscht. „Als Citizen sein LFV-Verfahren vorstellte, dachten wir gleich an eine aktuelle Herausforderung – an Wellen für aggressive Medien“, erzählt Geschäftsführer Thomas Albrecht. „Dort werden oft Edelstähle eingesetzt, die nicht gerade Drehers Liebling sind.“

Späne, die schlecht oder gar nicht brechen, sind dabei das Hauptproblem. Die Folge sind häufige Maschinenstopps – auf Kosten der Laufleistung. Das Low frequency vibration cutting, kurz LFV, sorgt dafür, dass auch hier die Späne kontrolliert brechen. „Also orderten wir die neue Cincom L20 LFV, die tatsächlich den erhofften Erfolg brachte“, berichtet Martin Moser, seit 2011 Technischer Leiter bei FHB. Allerdings wolle er nicht verschweigen, dass LFV prozessbedingt zuerst einmal die Bearbeitungszeit des Werkstücks verlängere. Dafür entfallen aber die häufigen Stopps zum manuellen Entspänen der Werkzeuge und des Maschinenraums. Unter diesen Umständen lohne es sich, nicht nur die Stückzeit, sondern die Gesamtauslastung der Maschine mit in die Effizienzrechnung einzubeziehen. „Außerdem stellten wir fest, dass sich der Werkzeugverschleiß reduzierte und gleichzeitig die Qualität und Maßhaltigkeit der Teile mitunter erheblich besser ausfiel.“

FHB setzt im Lang- wie im Kurzdrehen auf je zwei Maschinenhersteller. „Somit hatten wir bei einem Teil den direkten Vergleich zwischen der Cincom L12 und dem äquivalenten Modell eines anderen namhaften Anbieters. Die L12 brachte uns dabei 20 Prozent Stückzeitvorteil bei gleichem Werkstück. Bedingt durch den schnelleren Prozessor sowie kürzere Verfahrwege bei der Cincom verkürzt sich unsere Span-zu-Span-Zeit“, erläutert Thomas Albrecht.

Mit viel Know-how die Kunden beraten

Bei vielen Kunden sind Albrecht und Moser schon ab der Zeichnung eingebunden. So können sie schon früh ihr Know-how einbringen. „Unser Ziel ist die optimale Lösung für beide Seiten. So hinterfragen wir zum Beispiel die Toleranzgebung oder andere Parameter des Werkstücks, um Kosten bei der Fertigung einzusparen – stets mit der Prämisse ‚So gut wie nötig‘“. sagt der Chef. Danach gehe es an die Musterteile, Testphasen und Optimierungen – so lange, bis der Kunde die Gewissheit hat, seine Teile in der Qualität zu bekommen, die er sich wünscht. Und zwar zu einem guten Preis und in akzeptabler Zeit.

Der Trend geht allgemein zu komplexeren Drehteilen und schwerer zerspanbaren Materialien. Einfache Teile fallen immer öfter weg. Drehteilefertiger müssten sich deshalb mehr und mehr nach Nischen umschauen. „So bearbeiten wir beispielsweise den thermoplastischen Kunststoff PEEK, für den wir unter anderem eine separate Waschanlage angeschafft haben, um den Standards der Medizintechnik zu entsprechen.“ Zudem erweitert FHB den Fokus in Richtung kleinerer Baugruppen. Daneben suchen die Schwarzwälder nach Lösungen für die Verzahnung. „Wo anspruchsvolle, neue Materialien gefragt sein, haben wir das nötige Equipment und Wissen. Wir wollen mehr bieten als ‚Zeichnung rein, Angebot raus‘. Das überlassen wir gerne anderen“, resümiert Thomas Albrecht.

1948 von Hermann Blum senior in Gutach gegründet, fertigte der Betrieb anfangs noch in der Scheune des Wohnhauses auf konventionellen Drehmaschinen. Nach dem Tod seines Vaters übernahm 1972 Hermann Blum junior das Unternehmen. „Ich war damals Anfang 20 und hatte das Einrichten von Drehautomaten gelernt. Hauptsächlich waren es DIN-Teile, Kegel- und Zylinderstifte, die wir fertigten und über den Handel vertrieben“, erinnert er sich. 1998 investierte Blum in seine erste CNC-gesteuerte Drehmaschine, einen Langdreher des Typs Citizen B12. Zum Einstieg habe er eine einfach zu bedienende und dennoch robuste und leistungsfähige Maschine gesucht. Ab da ging die Entwicklung rasch voran, und es kamen bald neue Maschinen von Citizen hinzu, etwa die Cincom L20 und die L32, die den Durchmesserbereich und das Teilspektrum erweiterten.

„Anspruchsvolle Branchen wie die Medizingeräteindustrie, der Maschinenbau oder die Steuerungs- und Regelungstechnik verlangen komplexe Teile mit engen Toleranzen, wobei es hinsichtlich der Qualität nichts zu diskutieren gibt“, betont Albrecht. Zwei führenden Bürostuhlherstellern liefert FHB beispielsweise eine Sechskantwelle mit Bohrung und Einstichen für die Verstellmechanik – von der Maschine direkt ans Fertigungsband des Kunden.

Nach der L-Serie von Citizen kam der nächste Innovationsschub mit den M-Maschinen nach Gutach. „Wir hatten eine der ersten M32-VIII in Deutschland. Sie war ausgerüstet mit einem Revolver, was bis dahin aus Stabilitätsgründen auf einem Langdreher nicht möglich war, und sie hatte eine schwenkbare B-Achse“, berichtet Albrecht. (mw)

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