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FMB-Messe:Innovationen im Blickfeld

FMB-Messe
Zuliefermesse findet viel Beifall

Eine positive Bilanz zum Messeende ist gewissermaßen schon Tradition bei der Zuliefermesse FMB in Ostwestfalen (OWL). Bad Salzuflen, mitten in der Maschinenbau-Hochburg OWL gelegen, ist als Veranstaltungsstandort gut gewählt und von der überwiegenden Mehrzahl der Besucher und der Aussteller positiv beurteilt worden. Jedenfalls war die dreizehnte Ausgabe der Messe für alle Beteiligten kein Missgeschick.

Hans-Ulrich Tschätsch
Journalist in Essen

Wer die Zuliefermesse FMB in Bad Salzuflen, und hier ganz besonders die Ausstellerstruktur, genauer unter die Lupe nimmt, kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Landstrich Ostwestfalen-Lippe auch von der Fläche her immer größer wird. Besucher und Aussteller aus der gesamten Nordhälfte Deutschlands und auch aus den angrenzenden Ländern gaben sich ein Stelldichein. Insbesondere aus den Niederlanden war eine starke Fraktion vor Ort.

Bei seiner Manöverkritik, die Christian Enßle als Portfolio Manager FMB bei der Clarion Events Deutschland GmbH schon zum Start der Messe abhielt, hatte er allen Grund zur Freude. Er konnte wieder einmal Zuwachs bei den ausstellenden Unternehmen melden. Mit 553 Ausstellern waren beide Messehallen komplett ausgebucht. Auch der leichte Rückgang bei den angereisten Besuchern auf rund 6500 konnte die positive Stimmung des Messe-Managers nicht trüben. Den zwischenzeitlichen Rückgang erklärte Christian Enßle plausibel: „Wenn die Konjunktur gut läuft und die Auftragsbücher voll sind, gilt bei vielen Maschinenbauern die Devise: ,Keine Experimente‘. Die Suche nach neuen Zulieferern hat dann geringere Priorität. Insofern ist diese Entwicklung weder eine Überraschung noch ein Grund zur Besorgnis. Im Gegenteil: Viele Aussteller, die wir zum Messeende befragt haben, zeigten sich sehr zufrieden mit Anzahl und Qualität der Gespräche. Sie hatten mit weniger Besuchern gerechnet als tatsächlich gekommen sind.“

Smart Factory als Modell

Die Besucher konnten wieder einmal registrieren, dass es sich lohnt, in Bad Salzuflen nach Innovationen Ausschau zu halten. Ein Beispiel dafür war in diesem Jahr die Firme Pilz, die mit dem Modell einer Smart Factory aufwartete. Mit Hilfe dieses Modells konnte erklärt werden, wie sich individualisierte Produkte flexibel, kosteneffizient und anwenderfreundlich fertigen lassen. Das vorgestellte Modell besteht aus insgesamt drei miteinander vernetzten Modulen, die den Anwender in die Lage versetzen, auf intelligenten Produktionsstraße personalisierte Produkte herzustellen. Vom Sensor über den Antrieb bis hin zur Steuerung stammen alle benötigten Komponenten von Pilz. Ebenso integriert ist der elektrisch betätigte Not-Halt-Taster PITestop active. Mit ihm lassen sich bei Bedarf Maschinen- und Anlagenteile der Smart Factory gemäß ISO 13850 sicher aktiv oder inaktiv schalten. Damit sind nach Aussage der Pilz-Experten flexible Automatisierungs- und Sicherheitskonzepte, wie sie vor allem auch die Intelligente Fabrik fordert, einfach umsetzbar.

Die Natur als Vorbild

Die Igus GmbH ist längst als Hersteller von Kunststoffgleitlagern und Energieführungsketten bekannt. Nun haben die Ingenieure des Kölner Unternehmens auch noch dem Adler genau auf seine Krallen geschaut. Das Ergebnis sind wartungsfreie 3D-gedruckte Greifer, die Verpackungsmaschinen effektiver machen sollen. Bisher konnte es bisweilen schon mal Wochen dauern, bis für Handling-Aufgaben ein passender Greifer gefertigt war. Sollen beispielsweise Bauteile gegriffen oder Dosen aufgeschraubt werden, kann dieses nun wesentlich schneller geschehen. Das liegt daran, dass notwendige, robuste und sehr leichte Kunststoffgreifer direkt aus dem 3D-Drucker kommen. Diese aus Igus-Tribo-Filamenten gefertigten „künstlichen Hände“ stehen jetzt zu 85 % kostengünstiger und 70 % schneller zur Verfügung. Auch sind die Hochleistungskunststoffe von Igus nach Firmenangaben im Vergleich zu Standardmaterialen wie Polylactid (PLA) bis zu 50 Mal verschleißfester und können auf allen handelsüblichen 3D-Druckern verarbeitet werden.

Funk-Lichtsensor

Zur berührungslosen Detektion des Füllstandes, beispielsweise von Behältern in E-Kanban-Regalen, hat Steute eine wesentlich verbesserte Version des Funk-Lichtsensors RF 96 LT vorgestellt. Zur Erinnerung: E-Kanban-Regale sind unentbehrlich für die Versorgung von Montage-Arbeitsplätzen. Der Sensor ist ein netzwerkfähiger Funk-Lichtsensor und als berührungslose Alternative zum Positionsschalter geeignet. Das kompakte rechteckige Gehäuse lässt sich leicht in Regalsystemen und an Maschinen montieren. Eine weitere mögliche Anwendung des Funksensors ist auch die Belegungserkennung von Fahrerlosen Transportsystemen (FTS) mit Fördergut, wie es zum Beispiel Transportkästen sind. Der maximale Schaltabstand bei der Detektion etwa eines roten Lagerkastens beträgt 120 mm, bei blauen Kästen sind es 90 mm.

Flurförderfahrzeuge

Während der Messe wurde von der Torwegge Intralogistics GmbH & Co. KG aus Bielefeld der Start der Serienproduktion von autonom navigierenden Transportfahrzeugen gemeldet. Ein erster Kaufvertrag für mehrere Fahrerlose Transportsysteme (FTS) vom Typ Torsten sei bereits mit einem deutschen Automobilhersteller unterzeichnet worden. Damit beginnt nun in Bielefeld die Serienproduktion des FTS. Was mit einem handgesteuerten Hubfahrwagen mit Deichsel begonnen hatte, ist nun zu einem hochtechnologischen, durch Roboterbefehle gesteuertem FTS weiterentwickelt worden, das auch in einer Mensch-Maschine-Interaktionsumgebung mit anderen Einheiten kooperieren kann.

Der Automobilhersteller hat gleich mehrere Torsten-Exemplare bestellt, um damit eine weitere Teilstrecke des Materialflusses in der Produktion zu automatisieren. Bei der Erledigung ihrer Aufgaben arbeiten alle Einheiten zusammen. Dabei suchen sich die wendigen Fahrzeuge autonom den kürzesten und damit effizientesten Weg durch die Halle. In Bad Salzuflen hatten die Besucher Gelegenheit, sich über diese modernen Fahrzeuge zu informieren. So konnten sie erfahren, dass mit diesem modularen Unterfahr-FTS-Ladungsträger und Einzelbauteile mit bis zu 7 t Gewicht autonom durch ihre Lager- und Produktionshallen bewegt werden können.

Stapler mit Lithium-Kraft

Dass ein Unternehmen zum ersten Mal auf der Messe Gabelstapler präsentiert, ist zwar nicht neu. Doch was Jörg Ehrenbrink von der Schlüter Gabelstapler-Vertrieb GmbH aus 49176 Hilter zu berichten hatte, lässt aufhorchen: Auch Schlüter setzt zukünftig gemeinsam mit seinen Lieferanten auf Lithium-Ionen-Batterien. Das gilt sowohl für die Stapler von Toyota als auch für die schwereren Maschinen der neuen ECG-Serie von Kalmar. Wie der Vertriebsleiter in diesem Zusammenhang erklärte, bringt die Lithium-Ionen-Technologie auch bei Staplern enorme Vorteile mit sich. Ehrenbrink: „Die Akkus können schnell und emissionsfrei aufgeladen werden. Batteriewechsel, teure Ersatzbatterien und geschützte Ladestationen gehören nun der Vergangenheit an. Die Anwender bleiben flexibler und arbeiten zudem auch noch energieeffizienter.“ Das gilt auch für die Schwerlastgabelstapler, die für Lasten von 5 bis 52 t Tragkraft konstruiert sind.

Innovationen bringen Erfolg

Auf großes Besucherinteresse stieß wieder einmal der Gemeinschaftsstand des Spitzenclusters „Intelligente technische Systeme – it´s OWL“. Dort präsentierten mehrere Forschungseinrichtungen aktuelle Projekte, die aus der Zusammenarbeit mit Zulieferern und Maschinenbauern resultieren. So präsentierten die Lemgoer Forschungsinstitute Fraunhofer IOSB-INA und das Institut für Industrielle Informationstechnik (inIT) der Hochschule OWL neueste Innovationen aus ihren Forschungslaboren: Gemeinsam demonstrierten mehrere Assistenzsysteme für manuelle Montageprozesse. Für die Lemgoer Wissenschaftler und Ingenieure sind computergestützte Assistenzsysteme der Schlüssel, um die steigende Komplexität der industriellen Anlagen zu reduzieren und gleichzeitig den Menschen im Produktionsumfeld zu unterstützen.

Intelligente Automatisierung entlastet Werker

So sollen zukünftig intelligente Assistenzsysteme die Kompetenz des Werkers in den Mittelpunkt einer wandlungsfähigen Montageumgebung stellen. Dabei wird dieser optimal unterstützt und durch intelligente Automatisierung entlastet. So gewinnt sozusagen ganz nebenbei sein Arbeitsplatz an Bedeutung. Möglich wird dies durch modernste Verfahren maschinellen Sehens, die die Vorgänge des Werkers beobachten und anonymisiert erkennen, in welchem Arbeitsschritt er sich befindet, um eine individuelle und situationsbezogene Unterstützung zu ermöglichen. Wolfgang Marquardt, der Leiter „Innovation und Wissen“ bei „it‘s OWL“, berichtete in diesem Zusammenhang von der Umsetzung von 47 Forschungsprojekten mit einem finanziellen Gesamtumfang von rund 100 Mio. Euro.

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