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Energiewende auf zwei Rädern

E-Bikes und Pedelecs erobern die deutschen Straßen
Energiewende auf zwei Rädern

Bei der Elektromobilität denken die Meisten zuerst an Elektroautos. Die damit verbundenen Erwartungen sind hoch und weit davon entfernt, erfüllt zu werden. Bei den Zweirädern dagegen ist die Elektrifizierung bereits voll im Gange.

Es sieht aus wie eine Kreuzung aus Mountainbike, Mofa und Motocross-Rad. Ein kurzes Drehen am Gasdrehgriff und das Zweirad fährt los. In wenigen Sekunden beschleunigt es auf über 30 km/h. Zu hören ist nicht mehr als ein leises Surren und das Geräusch von Reifen auf dem Schotterweg. Auch stinkende Abgase sind nicht zu riechen. Bei dem Gefährt handelt es sich nicht um ein Motorrad mit besonders leisem und sparsamem Verbrennungsmotor, sondern um das E-Bike Elmoto HR-2.

Das pedallose Elektrorad ist eines von rund 3000, welche die Stuttgarter ID-Bike GmbH seit dem Markteintritt 2009 produziert und verkauft hat. Das junge, zwölfköpfige Elmoto-Team unter der Führung von Stefan Lippert legte bei der Entwicklung des HR-2 großen Wert auf ein geringes Gewicht. So wiegt das komplette Rad inklusive Antrieb und Akkublock nur 47 kg. „Aus der Leichtbauweise ziehen wir eine enorme Effizienz“, erklärt Chefentwickler Björn Bergfelder. „So erreichen wir mit einem kleinen und leichten Akku eine Reichweite von 65 Kilometern und mehr.“
Das HR-2 wird allein von einem 2 kW starken, elektrischen Radnabenmotor angetrieben und erreicht in der Spitze nach L1E-Zulassung eine Geschwindigkeit von 45 km/h. Abseits der öffentlichen Verkehrswege sind sogar 60 km/h möglich. Die Energie nimmt der Antrieb aus einem Lithium-Ionen-Akku mit einer Kapazität von 32 Ah. Der wird innerhalb von sieben bis acht Stunden über die herkömmliche Haushaltssteckdose geladen. Wer es eilig hat, schließt das Elmoto an ein 8- beziehungsweise 10-A-Schellladegerät an. Dann ist der Akku bereits in zwei bis vier Stunden wieder voll.
Zu haben ist das Elmoto HR-2 für rund 4000 Euro, etwa 1000 mehr, als ein Premium-Roller mit Verbrennungsmotor kostet. Für den Massenmarkt ist das noch zu teuer. „Für den großen Durchbruch müssen wir das Bike für 3500 oder besser 3000 Euro verkaufen können. Das ist das Ziel“, sagt Bergfelder. Hauptkostenfaktor ist der Energiespeicher: Der Lithium-Ionen-Akku macht gut ein Drittel des Gesamtpreises eines E-Bikes aus.
Aktive Förderungen durch die Regierung würden helfen, die Absatzzahlen zu steigern und die Verbreitung von E-Fahrzeugen voranzubringen, meint Bergfelder. „Aber auch passive Fördermaßnahmen wären wünschenswert. Hierzu zählen die Freigabe von Rad- und Waldwegen, Bus- und Taxi Spuren sowie die Duldung von E-Mopeds auf Kraftstraßen, die mit einer Geschwindigkeitsbeschränkung von 50 km/h belegt sind. Hier könnten dann deutliche Weg- und Zeiteinsparungen den höheren Kaufpreis relativieren ohne im Bundeshaushalt Mehrkosten zu produzieren.“
Pedelecs, also Elektrofahrräder, bei denen ein Elektroantrieb den Fahrer bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h beim Treten unterstützt, haben dagegen den Durchbruch bereits geschafft. Nach Angaben des Zweirad-Industrie-Verbands ist der Absatz von Elektrorädern aller Art in Deutschland von 2006 bis 2011 von 40 000 auf 310 000 gestiegen. Pedelecs machen davon einen Anteil von 95 % aus. Der Anteil am gesamten Fahrradmarkt soll bereits bei rund 10 % liegen. Zum Vergleich: Gerade einmal 2300 Elektroautos waren im Jahr 2011 auf den deutschen Straßen unterwegs.
Wie beliebt Pedelecs unter den deutschen Fahrradfahrern sind und welches Potenzial in ihnen steckt, zeigt auch eine Umfrage des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) aus dem Jahr 2011: Demnach wollen 24 % der Befragten sich beim nächsten Fahrradkauf für ein Modell mit elektronischer Tretunterstützung entscheiden. Unter den über 60-jährigen sind es sogar 54 %. So beeindruckend diese Zahlen sind, so klein wirken sie, wenn man sie mit dem chinesischen Markt vergleicht. So sollen im Reich der Mitte nach Medienberichten allein im Jahr 2010 über 30 Mio. Elektrofahrräder verkauft worden sein. Über 150 Mio. seien insgesamt auf den chinesischen Straßen unterwegs gewesen.
Zwar sind Pedelecs hierzulande beim Discounter bereits für einige hundert Euro zu haben; wer mit dem Gedanken spielt, sich eines zu kaufen, sollte jedoch eher 2000 Euro oder mehr für ein höherwertiges Rad einplanen. Bei vielen Modellen, besonders bei den preiswerteren, sparen einige Hersteller an der Sicherheit: Bei einem Test des ADAC und Stiftung Warentest im Mai diesen Jahres (siehe Tabelle) fielen mehr als die Hälfte aller Pedelecs durch. 9 von 16 Modelle erhielten die Note „mangelhaft“, nur 2 beurteilten die Tester als „gut“. Viele Modelle wiesen demnach im Test Rahmen- oder Lenkerbrüche oder schlechte Bremsen auf. Auch die Strahlungsemission der Elektroantriebe sei zum Teil kritisch. Für die fünf am besten bewerteten Modelle werden zwischen 2000 und 2500 Euro fällig. Doch weder der Preis, noch die Marke sei ein verlässlicher Indikator für die Qualität, so der ADAC.
Beim Pedelec-Kauf dürfe man sich auch nicht allein auf das Fahrgefühl verlassen. Interessenten sollten sich unbedingt umfassend informieren und beraten lassen, empfiehlt der ADAC. Kaufkriterien seien zum Beispiel eine Mindestreichweite von wenigstens 50 km, ein nicht zu hohes Gewicht und ein leiser Antrieb, da er sonst mit der Zeit stören könnte. Der Akku sollte in drei bis vier Stunden geladen sein und sich einfach am Fahrrad montieren lassen. Absolute Pflicht sind zudem gut funktionierende Bremsen und die vorhandene CE-Kennzeichnung.
Auch das Elmoto-Team arbeitet an einem Pedelec. Das HR-1 seven-S im Design eines Mountainbikes soll 2014 auf den Markt kommen. Sein bürstenloser Radnabenmotor soll den Fahrer bis 25 km/h unterstützen. Nach rund 100 km muss aus eigener Kraft weitergetreten werden. Über einen Bordcomputer mit 2,4“-TFT-Display sollen sich unter anderem Fahrdaten speichern und die Kraftunterstützung steuern lassen.
Industrieanzeiger
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