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Viele Steine auf dem Weg zur elektromobilen Gesellschaft

Forscherteam untersucht die Zukunft der Mobilität in Asien und Europa
Viele Steine auf dem Weg zur elektromobilen Gesellschaft

Viele Steine auf dem Weg zur elektromobilen Gesellschaft
In China existieren bereits zahlreiche Prototypen von Elektroautos – hier die Modelle eines Herstellers aus Peking. Sie erhalten jedoch keine Zulassung vom chinesischen Staat für die Massenproduktion (Bild: Doris Fischer)
Wie entwickeln sich grüne Technologien in China, Indien und Europa? Das erforscht ein internationales Team unter Leitung der Universität Würzburg. Die Wissenschaftler analysieren dabei insbesondere das Potenzial der Elektromobilität. Dabei zeigen sich viele Möglichkeiten, aber auch Hindernisse.

Bereits seit zwei Jahren arbeitet das Forscherteam um die Sinologie-Professorin Doris Fischer an dem Projekt „Klimatechnologische Innovationspfade in China, Europa und Indien“. „Wir untersuchen, wie innovativ Indien und China im Vergleich zu Europa sind“, erklärt Fischer. Dabei forscht das Team vor allem an Elektro- und Windkraftansätzen. Das Projekt hat Fischer, die an der Universität Würzburg dem Lehrstuhl für China Business and Economics vorsteht, von ihrer Arbeit am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik mitgebracht.

„Ein wichtiger Ansatzpunkt für uns war das Elektrofahrrad“, sagt Fischer. Im Unterschied zu Deutschland ist das strombetriebene Rad in China längst kein Geheimtipp mehr: Über 20 Millionen Exemplare werden dort jedes Jahr verkauft, mehr als 120 Millionen Fahrzeuge sind schon unterwegs. Die Räder sind billig, laufen ohne Benzin und fahren etwa 30 km/h schnell – eine gute Alternative zum Roller oder Auto. Der niedrige Preis und die leichte Handhabung machen das Gerät in China zum Verkaufsschlager. „Dort hat die Elektrofahrrad-Industrie dadurch einen deutlichen Wissensvorsprung“ erklärt Fischer.
Ob die chinesische Industrie dieses Wissenspotenzial auch für Autos nutzen kann, ist jedoch noch unklar: Obwohl bereits kreative Elektro-Prototypen auf Chinas Straßen fahren, werde das Potenzial nicht geschöpft, sagt Fischer. „Ich habe schon Elektroautos von chinesischen Hobbybastlern und kleineren Herstellern gesehen, die gut laufen.“ Denen verweigere der Staat jedoch derzeit die Lizenzen für eine Massenproduktion. Für die Herstellung hochwertiger Fahrzeuge ist China bisher auf Know-how aus dem Westen angewiesen.
In Deutschland sei die Lage übrigens nicht besser, so Fischer. Zwar blockiere hier nicht der Staat, dafür aber die Autoindustrie. „Die deutschen Autohersteller und die Verbraucher lassen sich bisher nicht ernsthaft auf den Wandel ein“, bilanziert die Professorin. „Das Elektroauto wäre eigentlich ideal für den Stadtverkehr, doch leider gilt es nicht als Statussymbol.“ Im Trend liegt deswegen das Gegenteil: prestigeträchtige Straßenkreuzer mit hohem Energieverbrauch. Auch deswegen setzt die deutsche Industrie weiterhin auf große Autos – sogar bei Hybrid- und Elektromodellen.
Die Elektro- und Hybridmodelle aus dem asiatischen Raum verbindet dagegen ein anderes Konzept. Die Autos sind klein, schlank und energieeffizient. Das kommt bei den Kunden an: Die meisten Hybridautos weltweit hat in den vergangenen Jahren der japanische Hersteller Toyota abgesetzt – deutsche Hybrid-Geländewagen lagen dagegen nicht im Trend.
Die Verweigerungshaltung deutscher Konzerne und Konsumenten basiere auf Mobilitätsgewohnheiten, glaubt die Sinologin. „Strombetriebene Autos stehen für ein neues Mobilitätskonzept“, erklärt sie. Die Vorstellung, jederzeit Strecken von 500 km fahren zu können, sei eng an Benzin- oder Dieselantriebe geknüpft. Dass die wenigsten Fahrer tatsächlich regelmäßig so weit fahren, spiele in der Vorstellung keine Rolle. „Die Autoindustrie weiß rational, dass diese Zeiten vorbei sind, will sich aber nicht darauf einstellen“, sagt Fischer.
An dem Projekt über klimafreundliche Technologien will das Team um Fischer noch bis Ende 2013 forschen. Ob die Chancen für Alternativ-Technologien bis dahin steigen, bezweifelt die Professorin. „Um klimafreundliche Techniken zu etablieren, braucht es Förderung von staatlicher Ebene. Die findet leider noch nicht ausreichend statt.“ (bö)
Quelle: Universität Würzburg
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