Der forcierte Ausbau der Offshore-Windenergie in Deutschland bringt in den kommenden zehn Jahren vor allem dem Mittelstand erhebliche Umsatz- und Beschäftigungszuwächse. Das ist das Ergebnis einer Studie des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) und der Windenergie-Agentur Bremen (WAB).
Im Jahr 2021 werden voraussichtlich über 33.000 Arbeitsplätze von der Offshore-Windkraft abhängen und damit rund 18.000 mehr als 2010. Die Zahl der Beschäftigten in kleinen und mittelgroßen Betrieben soll sich laut Studie von gut 13.000 auf 28.000 mehr als verdoppeln. Der Umsatz in der gesamten Wertschöpfungskette vom Planungsbüro über die Anlagenfertigung bis hin zu Spezialfirmen für Wartung und Rückbau dürfte von 5,9 Mrd. Euro (2010) auf 22,4 Mrd. Euro im Jahr 2021 steigen. Erlöse aus der Stromeinspeisung sind in dieser Summe nicht berücksichtigt.
Den Prognosen liegt die Annahme zu Grunde, dass bis 2021 vor Deutschlands Küste Offshore-Windparks mit einer Gesamtleistung von 8,7 GW errichtet sind. Die Bundesregierung hat im Rahmen der „Energiewende“ ein Ausbauziel von 10 GW bis 2021 vorgegeben. Heute in Betrieb sind Offshore-Windenergieanlagen mit einer Kapazität von 200 MW. „Die Zielmarken für die Offshore-Windenergie vor deutschen Küsten sind ambitioniert, aber zu erreichen. Das novellierte Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) hat sichere Rahmenbedingungen für Investoren und Anlagenbetreiber geschaffen. Jetzt geht es vor allem darum, Probleme bei der Finanzierung der Offshore-Windparks zu lösen“, betont Norbert Schwieters, Partner bei PwC und Leiter des Bereichs Energiewirtschaft.
Während das EEG seit Jahresanfang 2012 Projektentwicklern und Anlagenbetreibern eine feste Einspeisevergütung über mindestens zwölf Jahre garantiert, bleiben Finanzierungsrisiken weiter bestehen. Derzeit sind an der Finanzierung eines Windparks bis zu 16 Banken beteiligt, was häufig zu Abstimmungsschwierigkeiten und Verzögerungen führt. Zudem halten sich private Kapitalgeber wegen der schwelenden Euro-Schuldenkrise mit Zusagen zurück. „Zwar hat die KfW mittlerweile ein Offshore-Förderprogramm im Volumen von fünf Milliarden Euro aufgelegt, doch können mit dieser Summe nur etwa zehn Windparks realisiert werden. Weitere Initiativen der öffentlichen Hand wären daher wünschenswert, auch für Infrastruktur wie zum Beispiel Häfen“, kommentiert Ronny Meyer, Geschäftsführer der WAB.
Von der staatlichen Unterstützung für den Ausbau der Offshore-Windenergie würden nicht nur Unternehmen an küstennahen Standorten, sondern auch im küstenfernen Binnenland profitieren. Das gilt insbesondere für den Bereich Anlagenbau, auf den etwa 60 % der Erlöse in der Offshore-Wertschöpfungskette entfallen. So sind in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg mit knapp 40 % aller Offshore-Anlagenhersteller kaum weniger Unternehmen vertreten als in den Küstenländern, die zusammen auf einen Anteil von gut 42 % kommen. Dabei sind im Binnenland vor allem Zulieferbetriebe angesiedelt, während die Fertigung großer Komponenten wie beispielsweise Fundamente oder Rotorblätter aufgrund logistischer Herausforderungen und hoher Transportkosten an küstennahe Standorte gebunden ist.
„Investitionen in die Offshore-Windenergie kommen vor allem dem Mittelstand zugute“, sagt Thomas Ull, Mittelstandsexperte bei PwC. Derzeit würden rund 90 % der Wertschöpfung in der Branche auf kleine und mittelgroße Unternehmen entfallen. Vor allen im Bereich Projektentwicklung und der Zulieferindustrie sowie bei Bau- und Serviceleistungen seien die Wachstumschancen für den Mittelstand positiv, so Ull weiter.
Auch der Staat könnte von den Windrädern auf hoher See profitieren. „Der weitere Ausbau der Offshore-Windenergie ist ein Job-Motor für ganz Deutschland. Alleine die Gewerbesteuereinnahmen dürften unserer Prognose zufolge von aktuell rund 64 Millionen Euro auf bis zu 240 Millionen Euro im Jahr 2021 steigen“, sagt der PwC-Energieexperte Norbert Schwieters.
Quelle: PricewaterhouseCoopers
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