Erneuerbare Energien und eine zunehmend dezentrale Erzeugung fordern die Stromnetze. Gefragt sind intelligente Energiesysteme, die auf Daten und smarten Technologien basieren und sich vernetzen. Welche Möglichkeiten diese den involvierten Unternehmen bieten, zeigt sich auf der Leitmesse Energy, die im Rahmen der Hannover Messe stattfindet.
„Die effiziente Verzahnung von Energiesystemen und industriellen Prozessen birgt erhebliche wirtschaftliche Potenziale“, erklärt Matthias Zelinger, Geschäftsführer VDMA Power Systems. „Niedrigste Erzeugungskosten sind zur entscheidenden Größe im Markt geworden, wobei Einzelanlagen zunehmend zu aktiven Komponenten immer komplexerer Energiesysteme werden.“
Möglich wird dies laut Zelinger durch eine verstärkt datenbasierte, digitale Begleitung der Energieflüsse im Gesamtsystem, in das die Erzeugungsanlagen der Zukunft flexibel eingebunden sind. „In einem zunehmend dezentralen Energiemarkt werden innovative Technologien gebraucht, die das Stromsystem flexibler machen, Sektoren intelligent koppeln und neue Marktteilnehmer einbinden“, sagt der Experte.
Vorausschauende Steuerung
Innovative Technologien benötigen auch Unternehmen, welche die Energie für ihre Fertigungsprozesse nutzen. Sie können dabei auf Managementsysteme zurückgreifen, die in den vergangenen Jahren stetig weiterentwickelt wurden. Kommunikationstechnik und Automatisierungsfunktionen helfen Firmen in Verbindung mit solchen Systemen, ihre Maschinen und Anlagen zunehmend energieeffizienter arbeiten zu lassen.
So bietet zum Beispiel Seven2one Technologie an, um das gesamte Energiesystem vorausschauend zu steuern und zu optimieren. Das Unternehmen habe sich die intelligente Verzahnung von Erzeugung, Verbrauch und Speicher zur Aufgabe gemacht, so Marketing-Leiterin Christine Herdt. „Auf Basis eines Komponenten-Baukastens entwickeln wir dann maßgeschneiderte Softwarelösungen für ein ganzheitliches Echtzeit-Energiemanagement.“
Wie sich mithilfe von digitalen Lösungen die Nutzung von Energie verbessern lässt, zeigt auch die Sonderschau Digital Energy. Diese soll laut Messe das Schaufenster für Energiedatenerfassung, -visualisierung, -auswertung und -optimierung sein und die Brücke zwischen Energiemanagement und Industrie 4.0 schlagen. Zu den Ausstellern zählt etwa der Software-Anbieter Ingsoft, der seine Energiemanagement-Lösung zeigt. „Die Software kann unter anderem Zähler mit mehreren Vorzählern, komplexe Dampfzähler, Kraft-Wärme-Kopplung, Wärmepumpen und eigene Energieerzeugung abbilden“, erklärt Geschäftsführer Karsten Reese. Das Systeme erkenne dabei zum Beispiel Auffälligkeiten in einer großen Masse von Energieverbrauchsdaten automatisch. Eine manuelle Sichtung der Verbrauchsinformationen und eine detaillierte Definition von Soll- und Grenzwerten durch den Anwender seien nicht notwendig.
Außerdem ist das System selbstlernend. „Energiemanager werden systemgesteuert und zielgerichtet auf Auffälligkeiten hingewiesen und können so zeitnah die Ursachen identifizieren und beheben“, meint Reese.
Machine Learning hilft in der Datenflut
Die Lösung von Ingsoft zeigt damit, in welche Richtung die Entwicklung zur Zeit geht. Beim Energiemanagement kommen zunehmend Big-Data-Technologien und künstliche Intelligenz wie Machine Learning zum Einsatz.
Schließlich stehen zunehmend mehr Daten zu Verfügung, aus denen sich Erkenntnisse gewinnen lassen. Allein für das Energiemanagement von Gebäuden lassen sich Kennzahlen aus Versorgerrechnungen, sowie Daten von Stromzählern und Gebäudeautomationssystemen oder auch Informationen über das Wetter und den Energiemarkt nutzen. Für die Energieoptimierung der Maschinen können produzierende Unternehmen auf die Daten von einer Vielzahl von Sensoren zurückgreifen.
Grundsätzlich werde sich das Thema Energiemanagement künftig stark verändern, weil erneuerbare Energien und klimafreundlichere Mobilität immer weiter vorwärts drängen, glaubt Jörg Jungbauer, Bereichsleiter bei TQ-Automation. „Dadurch wird die intelligente Verteilung von Energie wichtig, sodass energieautarke Gebäude entstehen.“ Das gleiche gelte für die Energieeinspeisung. Auch diese müsse vom Verbraucher intelligent gesteuert wird, um den Eigenverbrauch zu optimieren, sagt Jungbauer. (ms)
Energieeffizienz in Gebäuden
Erstmals wird auf der Energy in Halle 27 die Gebäudeenergetik gesondert behandelt. In einem neuen Ausstellungsbereich zu dem Thema treffen Technologieanbieter, Berater und Dienstleister auf Betreiber und Nutzer von Nichtwohngebäuden. Besucher können sich an den Ständen der Aussteller und in einem Vortragsforum informieren. Die beteiligten Partner decken alle Phasen des Lebenszyklus eines energieeffizienten Büro- oder Produktionsgebäudes ab.