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Lackieren mit Köpfchen

Energieeffizienz
Lackieren mit Köpfchen

Automobil I Der Energieaufwand beim Lackieren ist extrem hoch. Bei der Karosserieherstellung etwa entfallen 45 % der Stromkosten auf die Lackierung. Dürr setzt hier den Rotstift mit Systemen zur Lacknebel-Abscheidung an. Das Resultat: Bis zu 60 % weniger Energiebedarf in der Lackierkabine.

Sabine Koll Journalistin in Böblingen

Laut Fraunhofer IPA entfallen 50 bis 70 % des gesamten Energieeinsatzes zur Herstellung von Produkten auf das Lackieren. Bis zu 15 % der Lackierkosten sind dabei Energiekosten. Um diese zu reduzieren, hat Dürr, Bietigheim-Bissingen, vor einigen Jahren bereits das Trockenabscheidesystem Ecodry Scrubber zur Overspray-Abscheidung am Markt eingeführt, mit dem sich 60 % der in der Lackierkabine benötigten Ener- gie einsparen lassen. Das System ist derzeit in mehr als 60 automobilen Produktionslinien im Einsatz ist. Nun erweitert der Hersteller dieses Portfolio um mehrere Produkte.
Bei dem auf Ecodry Scrubber basierenden Eco Rebooth hat Dürr die Lackierkabine komplett gestaltet. Neu bei Eco Rebooth ist, dass die Kanäle, die Luftkonditionierung und die Umluftanlage ebenso wie die Ecodry-Scrubber-Module unterhalb der Spritzkabine in den Kabinenquerschnitt integriert sind. Alle relevanten Komponenten sind auf einer Ebene angeordnet, sodass die Erreichbarkeit und die Wartungsmöglichkeit deutlich verbessert werden.
Das gebäudeunabhängige Konzept ist hochmodular und bietet die Möglichkeit, jede einzelne Lackierzone durch das integrierte Prozessluftsystem pro Kabineneinheit individuell zu konditionieren. Dies reduziert den Raumbedarf und sorgt für eine sehr hohe Energieeffizienz.
Das kompakte Layout ermöglicht eine modulare Anordnung der Lackierkabine in einer Linie ohne Störkonturen. Wegen der integrierten Prozesslufttechnik kann im Idealfall eine komplette Gebäudeebene, das sogenannte Penthouse, entfallen. Dadurch ist Eco Rebooth auch sehr gut geeignet für die Nachrüstung in bestehenden Lackieranlagen mit beengten Platzverhältnissen.
Das neue Kabinenkonzept hat seine Qualitäten bereits unter Beweis gestellt: Seit Jahresbeginn lackiert Porsche im Werk Leipzig sein neues Modell Macan mit der neuen Technologie.
Schnell und einfach austauschbare Einwegfilter
Daneben wurde das manuelle System Ecodry X für Anlagen mit wenig bis mittlerem Lacknebelanfall – bislang im Einsatz in der automobilen Zulieferindustrie – nun auch für die automobile Serienlackierung optimiert. Hierbei handelt es sich um ein mehrstufiges Filtersystem mit sehr einfach und schnell austauschbaren Einwegfiltern. Auch ungelerntes Personal kann diese Kartonfilter mit Hilfe von Schnellwechselwagen problemlos wechseln – bei Bedarf auch während der Produktion. Sind die Kartonfilter gesättigt, wird der Wechselwagen manuell abgedockt und durch einen vorbereiteten Wagen mit neuen Filtern ersetzt. An einem belüfteten Vorbereitungsplatz können dann die gesättigten Kartonfilter bequem in Containern entsorgt werden.
Durch von Dürr speziell adaptierte Abscheidefilter bietet es sich in der automobilen Serienlackierung als kostengünstige, einfach zu bedienende Technologie sowohl für Neuanlagen als auch für Umbauten an.
Auch Ecocry B – ein Trockenabscheidesystem für beliebige Lacknebelmengen – wurde jetzt für die Automobillackierung konzeptionell erweitert. Bei diesem System wird der Overspray wird rotierende Bürstenwalzen aufgefangen und dann in getrocknetem Zustand mittels Abstreifern wieder aus den Bürsten entfernt. Zur Entsorgung bleibt nahezu reiner Lack übrig. Auch diese Variante der Trockenabscheidung kommt völlig ohne Wasser und Chemikalien aus. Dadurch kann wie beim Ecodry Scrubber weitgehend mit Umluft gefahren werden. Das senkt den Energiebedarf und stabilisiert den Lackierprozess. Das Verfahren hat seine Reifeprüfung in der Serienlackierung für Kunststoffteile bereits bestanden.
Steinmehlrecycling im Wirbelschichtofen
Zur Abrundung der Abscheide-Familie dient das auf den Ecodry Scrubber zugeschnittene Wirbelschichtverfahren. Mit diesem Ofen kann das gesättigte Kalksteinmehl in der Lackiererei vom Overspray getrennt und somit für den erneuten Einsatz genutzt werden. Diese Aufbereitung vor Ort kann mehrfach erfolgen. Damit reduziert sich der Aufwand für Anlieferung und Entsorgung massiv.
Der Wirbelschichtofen kann problemlos in eine bestehende Trockenabscheidung eingebaut werden. Dabei wird nur das Förderkonzept verändert – der Ecodry Scrubber selbst wird nicht beeinflusst. Die Inbetriebnahme kann daher völlig autark vom Anlagenbetrieb erfolgen.
Eine Alternative zur Trockenabscheidung stellt das von Dürr weiterentwickelte Nassauswaschungssystem Eco Envirojet 3 dar. Dabei handelt es sich um eine Hochleistungs-Farbnebelabscheidung mit niedrigem Geräuschpegel durch intelligente Schallreflexion. Diese Technologie überzeugt durch ihren geringen Lackaufbau im Abscheidebereich, basierend auf einem strömungsoptimierten Design.
Die extrem flache Weiterentwicklung Eco Envirojet 3S eignet sich vor allem für Anwendungen unter stark eingeschränkten baulichen Bedingungen. Damit ist diese Technologie ideal für den Umbau von Bestandsanlagen oder für den Einsatz in der Kunststofflackierung. •

Effizient zu Eigenstrom und Wärme

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Zunächst für die Lackiertechnik-Kunden aus der Automobilbranche entwickelt, bietet der Dürr-Geschäftsbereich Clean Technology Systems mittlerweile auch anderen Branchen Lösungen zur Verbesserung der Energieeffizienz. Dabei geht es darum, überschüssige Prozesswärme, Abwärme sowie konventionelle und alternative Brennstoffe zu nutzen, um Energie zu speichern, zu verstromen, zu übertragen oder umzuwandeln. Neueste Entwicklung ist das Eco+Energy Compact Power System (CPS), ein auf Mikrogasturbinentechnik basierendes Kleinkraftwerk zur wirtschaftlichen und hocheffizienten Strom- und Wärmeerzeugung.
Neueste Brennertechnologie ermöglicht die Nutzung verschiedenster gasförmiger und flüssiger Brennstoffe mit unterschiedlichem Energiegehalt bei geringen Schadstoffemissionen. Das CPS ist ideal für Einsatzgebiete, die neben einem kontinuierlichen Strombedarf gleichzeitig Nutzwärme für Prozesszwecke benötigen, etwa für die Dampf-, Heiß- und Warmwassererzeugung oder Trocknungsaufgaben. Das System verfügt über eine elektrische Leistung von 100 kWel (netto), die im Bereich zwischen 30 und 100 kWel regelbar ist. Mit einem elektrischen Wirkungsgrad von bis zu 30 % (netto) und einer Gesamteffizienz von bis zu 98 % sind damit vielfach eine hohe Verzinsung des eingesetzten Kapitals sowie reduzierte Betriebskosten möglich.
In Ziegeleien etwa kann neben der Eigenstromerzeugung das sehr saubere Abgas (NOx <10 ppm, CO <15 ppm, 18 Vol.-% Restsauerstoff) ohne Nachbehandlung direkt in den begehbaren Trocknungsanlagen genutzt werden. Die kombinierte Strom- und Wärmeerzeugung erreicht eine Gesamteffizienz über 90%. Über Parallelschaltungen mehrerer CPS kann eine einfache zeitliche und kapazitive Anpassung an den Bedarf erfolgen. Und in Automobillackierereien lässt sich mit der Verstromung lösemittelhaltiger Abluft das Energiemanagement optimieren. •
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