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Wenn das Haus seinen Bewohner kommen sieht

Automatisierungtechnik, die das Wohnen bequemer und sicherer macht
Wenn das Haus seinen Bewohner kommen sieht

Die Automatisierungstechnik hat die Industrie in den vergangenen Jahrzehnten effizienter und produktiver gemacht. Auch in zahlreichen modernen Bürogebäuden hat sie inzwischen Einzug erhalten und steuert hier intelligent das Klima und hilft, die Sicherheit zu gewährleisten. Als nächstes steht die Er- oberung der privaten Wohnräume an, um den Menschen das Wohnen bequemer zu machen.

Wer einen Eindruck gewinnen will, wie das Wohnen der Zukunft aussehen könnte, muss sich auf den Weg zum Bodensee machen: In Konstanz steht ein kleiner Holzbungalow, der sich komplett selbst mit Energie versorgt, mit den Ansprüchen und Platzbedürfnissen seiner Bewohner mitwachsen kann und mit den modernsten, intelligenten Techniken vollgepackt ist, die den Bewohnern das Leben auf engstem Raum erleichtern sollen. Ecolar Home nennt sich das Forschungsprojekt von 40 Studenten der „Hochschule Konstanz Technik, Wirtschaft und Gestaltung“.

Bei dem Gebäude handelt es sich um den Prototypen eines modularen Fertigbauhauses, das nach dem Baukastenprinzip entworfen wurde. Einzelne Gebäudemodule von 4 x4 m können beliebig horizontal und vertikal kombiniert werden. Das Dach ist komplett mit Dünnschicht-Photovoltaik-Modulen belegt. Sie produzieren deutlich mehr Strom, als für das Haus benötigt wird. Die Klimatisierung des Innenraums erfolgt weitgehend passiv, um den Energiebedarf gering zu halten. Spezielle Fassadenelemente und angereicherte Lehmplatten an der Decke regulieren die Wärme und Luftfeuchtigkeit. Um die fensterlose Nasszelle mit Tageslicht zu versorgen, wird über einen Solarkollektor, der automatisiert dem Sonnenstand folgt (siehe Bild), über Lichtwellenleiter gebündelt in die Decke des Badezimmers geleitet. Die aufwändige Hausautomatisierungstechnik lässt sich zudem mobil per Smartphone steuern. Zwar ist der Prototyp des Ecolar Home mit Entwicklungs- und Baukosten von weit über 1 Mio. Euro noch längst nicht marktreif, zeigt aber anschaulich, wohin die Reise gehen könnte.
Das Smart Home, wie sich das heimische Pendant zur Industrie 4.0 genannt wird, fristet zurzeit noch ein Schattendasein. Bisher fehlen vor allem noch einheitliche Standards. Zudem sind die Kosten oft noch hoch und der Mehrwert für den Verbraucher nicht immer zu erkennen. Doch im Jahr 2025 soll die intelligente Heimvernetzung zum „gehobenen Lebensstandard“ gehören. Das verspricht zumindest der VDE in einer im Frühling veröffentlichten Studie. Bezahlbare, kompatible und intuitiv nutzbare Plug-and-Play-Anwendungen sollen demnach in den nächsten zehn Jahren den Durchbruch bringen und für deutlich mehr Komfort, Sicherheit und Energieeffizienz in den heimischen vier Wände sorgen. Den kumulierten Umsatz mit Smart-Home-Lösungen schätzt der VDE im Jahr 2025 allein in Deutschland auf 19 Mrd. Euro.
Bereits jetzt engagieren sich zahlreiche Hersteller im Smart-Home-Bereich und bringen immer mehr Produkte auf den Markt. Besonders Steuerungslösungen für Heizung, Lüftung, Beleuchtung oder der Multimedia-Technik sind im Fachhandel erhältlich.
Ein prominentes Beispiel ist das Thermostat „Nest“ des US-amerikanischen Computeringenieurs Tony Fadell. Der ehemalige Apple-Entwickler gilt als Erfinder des Konzepts des iPods und iTunes Stores. Im Jahr 2010 gründete er in Kalifornien sein eigenes Unternehmen Nest Labs, um intelligente Raumthermostate zu bauen, die dabei helfen sollten, Energie zu sparen. „Heizen und Kühlen macht in den US-Haushalten die Hälfte der Energierechnungen aus“, erklärt Fadell seine Ambitionen. „Jeder denkt ‚grün‘, schaltet das Licht aus. Doch das ist ein Tropfen auf den heißen Stein, verglichen mit den Einsparungen, die mit Thermostaten möglich sind.“
Herausgekommen ist ein lernfähiges Gerät, das sich laufend an die Gewohnheiten des Anwenders anpasst. Der Mini-Computer im Designer-Gehäuse ist mit WLAN ausgestattet und über das Internet mit dem Smartphone seines „Herrchens“ verbunden. Wenn der Bewohner morgens zur Arbeit fährt, dreht Nest die Raumtemperatur herunter. Ist er am Abend auf dem Heimweg, registriert das Thermostat über eine Smartphone-App das näher kommende Mobiltelefon seines Besitzers und heizt die Wohnung vor. Die Anschaffungskosten von rund 250 US-Dollar für Nest sollen sich nach Angaben einiger Nutzer von Nest durch die Energieeinsparungen innerhalb von wenigen Monaten amortisieren.
Ein weiteres Beispiel für intelligente Heimvernetzung ist die IP-Funkalarmanlage Secvest IP von Abus. Diese Lösung soll Einbrüche, Feuer und Wasserschäden registrieren und sendet im Alarmfall ein Notsignal an das Smartphone oder Tablet des Haus- beziehungsweise Wohnungsbesitzers. Zudem überträgt es per IP-Kamera ein Videobild des Geschehens. Auch in kleineren Bürogebäuden lassen sich damit teure IT-Geräte oder sensible Daten schützen.
Somfy ist im Bereich der Hausautomation besonders aktiv. Das Unternehmen entwickelt zahlreiche Lösungen zur Steuerung von Rollläden, Sonnenschutz und Garagentoren. Der Innensonnensensor Thermosunis Indoor etwa steuert Rollläden und Markisen gemäß der Lichtintensität und der Raumtemperatur. Der Sensor wird an der Fensterscheibe oder auf der Fensterbank angebracht. Dort misst er die Umgebungsbedingungen im Raum. Bei hoher Lufttemperatur und starker Sonneneinstrahlung funkt das Gerät ein Steuerungssignal, um den Sonnenschutz auszufahren. Andersherum schaltet sich bei einem Sonnentag im Winter die Energiesparfunktion ein: Der Sensor fährt Rollläden, Markisen oder motorisierte Innenjalousien erst dann in die Sonnenschutzposition, wenn die individuell einstellbare Wohlfühltemperatur erreicht ist.
Die eine Smart-Home-Komplettlösung gibt es nicht. Stattdessen müssen sich Nutzer je nach Anwendungspräferenz die gewünschten Lösungen zusammenstellen. Ob die hohen Erwartungen des VDE an den Erfolg der Smart-Home-Technologien erfüllt werden, hängt neben deren Mehrwert natürlich auch stark von der Zahlungsbereitschaft der Verbraucher ab. Laut einer Studie der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und des Kölner Hausvernetzungs-Spezialisten Greenpocket sind am ehesten junge, internetaffine Menschen bereit, für solche Anwendungen zu zahlen. Demnach würden 67 % der Befragten 150 Euro für ein Einstiegspaket ausgeben. Über 60 % wären bereit, eine monatliche Gebühr zwischen fünf und zehn Euro zu zahlen.
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