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Tipps zur Einführung von Industrie 4.0

Tipps zur Digitalisierung für Industrie 4.0-Nachzügler
Industrie 4.0 Einführung

Industrie 4.0 Einführung
Der richtige Zeitpunkt für den Einstieg in die Digitalisierung ist immer jetzt. Bild: Alexander Limbach/stock.adobe.com
Deutschland liegt auf Platz 18 von 63 untersuchten Ländern in puncto digitale Wettbewerbsfähigkeit – so eine aktuelle Untersuchung der IMD. Tendenz fallend: 2019 war es noch Platz 17. Für den Status quo gibt es eine Reihe von Gründen – angefangen bei der digitalen Infrastruktur bis hin zu den regulatorischen Rahmenbedingungen.

»Michael Grupp, freier Fachjournalist in Stuttgart

Inhaltsverzeichnis
1. Aller guten Dinge sind 4.0 – Gründe für den Einstieg in I 4.0
2. Wo Schatten ist, da ist auch Licht – Vorteile von Industrie 4.0
3. Starthilfe von Staat und EU
4. Wer berät bei der Einführung von Industrie 4.0-Anwendungen?
5. Rücken- und Gegenwind
6. Stephan Deuser, IHK Rhein-Neckar: „Den einen Zeitpunkt gibt es nicht“

Die guten Nachrichten der Studie „World Digital Competitiveness Ranking 2020“ der IMD Business School: Deutschland verfügt über eine vergleichsweise gut entwickelte Zusammenarbeit zwischen Forschung und Industrie. Auch in den Bereichen Know-how (Platz 12) und Zukunftsfähigkeit (Platz 16) schneidet Deutschland relativ gut ab. Die Autoren der Studie mahnen aber an: „Volkswirtschaften, in denen Einzelne auf neue Technologien und Branchen zurückgreifen und für Innovationen aufgeschlossen sind, belegen die führenden Plätze im digitalen Ranking“. Das sind aktuell auf Platz eins die USA – dort spielen die Big Five der IT-Branche in ihrer eigenen Liga. Auf Platz zwei folgt Singapur vor Dänemark. Die Länder mit dem stärksten Aufwärtstrend sind Hongkong (Platz 5), Südkorea (Platz 7) und Taiwan (Platz 11).

Aller guten Dinge sind 4.0 – Gründe für die Einführung in I 4.0

Dabei sprechen gerade auch hierzulande drei Fakten für einen Einstieg in Industrie 4.0:

  • Erstens fordern die großen Auftraggeber in Zukunftsbranchen wie beispielsweise Automobil, Elektronik und Energie zunehmend eine möglichst schnittstellenarme Anbindung an die eigenen digitalen Workflows – und das nicht nur in der Logistik, sondern mittelfristig für die gesamte Wertschöpfungskette von der Entwicklung über die Fertigung bis hin zur Qualitätssicherung.
  • Zweitens wird es immer schwieriger werden, qualifiziertes Personal für einen unzeitgemäßen Arbeitsplatz zu gewinnen.
  • Und drittens unterstützen Industrie 4.0-getriebene Prozesse Qualität, Wirtschaftlichkeit, Flexibilität und Resilienz.

Industrie 4.0 wird in Deutschland vor allem von den Branchenführern Hand in Hand mit Forschungsinstituten vorangetrieben – von der vollautomatischen BMW-Produktionsstraße bis hin zum privaten 5G-Netzwerk von Siemens. Laut einer Marktumfrage des Branchenverbands Bitkom sieht sich dagegen nur jedes dritte kleine und mittlere Unternehmen als digitaler Vorreiter, über die Hälfte (56 %) schätzen sich als Nachzügler ein. Allerdings glauben nur zwei Prozent, den Anschluss ganz verloren zu haben. Und in der Tat: Es ist nie zu spät für Industrie 4.0.

Wo Schatten ist, da ist auch Licht – Vorteile von Industrie 4.0

Wer sich jetzt für eine digitale Ausrichtung entscheidet, hat mehrere Vorteile auf seiner Seite:

  • Erstens existieren inzwischen zahlreiche Pilotprojekte, Best Practises und Vorzeige-Unternehmen. Die Anfängerfehler haben die anderen gemacht (allerdings auch die Vorteile für Pioniere genutzt).
  • Zweitens hat die Corona-Krise Entscheider und Anwender für digitale Werkzeuge und Prozesse geöffnet. 95 % aller Industrieunternehmen sagen laut Bitkom, dass im Zuge der Pandemie die Digitalisierung in ihrem Unternehmen an Bedeutung gewonnen hat.
  • Und nicht zuletzt unterstützt die Politik innovationsfreudige Unternehmen inzwischen mit massiven Subventionen.

Starthilfe von Staat und EU

Dazu zählen zum Beispiel „Digital-Jetzt – Investitionsförderung für KMU“ vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie BMWi. Im Rahmen des Programms fördert der Bund unter anderem die Ausbildung von Mitarbeitern und Investitionen in digitale Technologien. Die maximale Fördersumme pro Unternehmen beträgt 50.000 Euro. „go-digital“ und „go-INNO“, beide vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, richten sich an kleinere Unternehmen mit bis zu 100 Mitarbeitern und fördert Beratungsdienstleistungen rund um digitale Prozesse.

Das „Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM)“, ebenfalls vom BMWi, unterstützt kleine und mittlere Unternehmen bei der Erforschung innovativer Produkte und Dienstleistungen.

Insgesamt bezuschusst das Förderprogramm Projekte mit Kosten bis zu 380.000 Euro. Gefördert werden Einzel-, Kooperations-, und Netzwerkprojekte. Von der Europäischen Union stammt das Förderprogramm „Horizon 2020“. Es umfasst zahlreiche Projekte für verschiedene Branchen und Bereiche. Es wendet sich auch an kleine und mittlere Unternehmen; speziell zum Beispiel mit dem KMU-Programm „Fast Track to Innovation“.

Wer berät bei der Einführung von Industrie 4.0-Anwendungen?

Subventionen sind nur eine Seite der Medaille 4.0. Oft fehlt es nicht an den Mitteln, sondern an der Strategie und dem Know-how.

Um hier Abhilfe zu schaffen, hat das BMWi auch die Förderinitiative „Mittelstand 4.0“ ins Leben gerufen. Mittlerweile gibt es dafür in jedem Bundesland Kompetenzzentren, die in Zusammenarbeit mit Hochschulen oder Forschungseinrichtungen arbeiten. In Kaiserslautern beispielsweise zusammen mit der Technologie-Initiative SmartFactory KL e. V., in Stuttgart Hand in Hand mit dem Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO), in Chemnitz in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität.

Diese Kompetenzzentren sollen Digitalisierung, Anwendung und Vernetzung betrieblicher Prozesse in die Sprache des Mittelstandes übersetzen“, so die Zielvorgabe des BMWi. Die Zentren werden von „Mittelstand 4.0-Agenturen“ begleitet, welche verschiedene Schwerpunktthemen bearbeiten. So berät die „Cloud-Agentur“ beispielsweise bei Fragen rund um Cloud-Computing-Technologien.

Die Agentur „Prozesse“ unterstützt das digitale Prozess- und Ressourcenmanagement, die Agentur für Kommunikation behandelt Kommunikationsprozesse, Wissensmanagement und Innovationsmanagement. Darüber hinaus existieren in den einzelnen Bundesländern weitere Initiativen; in Baden-Württemberg zum Beispiel die „Allianz Industrie 4.0“.

Mit dem „Industrie-4.0-CheckUp“ bietet beispielsweise das Magdeburger Fraunhofer IFF eine inzwischen seit fünf Jahren bewährte Vorgehensweise. Der CheckUP untersucht zuerst einmal, wo 4.0-Technologien tatsächlich wertschöpfend eingesetzt werden können – und wo eben nicht. Auch die IHK ist in den jeweiligen Regionen aktiv (mehr dazu im Kurzinterview).

Rücken- und Gegenwind

Gemäß der Bitkom-Umfrage glauben 91 % der deutschen Manager, dass Industrie 4.0 zukünftig eine Grundvoraussetzung für Wettbewerbsfähigkeit darstellt. Hilfe wird von offizieller Seite dabei nicht erwartet: Nur 31 % der Entscheider schreiben der Politik ein ausreichendes Verständnis für die Bedeutung von Industrie 4.0 zu. Als Hemmschuhe auf dem Weg zur Smart Factory gelten vor allem der Datenschutz (45 %), gefolgt von Sicherheitsbedenken (39 %) und dem Fachkräftemangel (33 %). Als unabdingbare Voraussetzung sieht der Digitalverband eine moderne Managementkultur mit einem Verständnis für digitale Workflows. Industrie 4.0 ist nicht delegierbar, Digitalisierung kein IT-Projekt. Das Thema muss in der Chefetage gewollt, geplant und dann Top-down realisiert werden. Dabei müssen die Mitarbeiter mitgenommen werden: durch frühzeitige Einbindung, ausreichend Schulungen und Verständnis für Berührungsängste gegenüber neuen Technologien.

Kontakt:
IHK Rhein-Neckar

Matthias Schmitt
Bereichsleiter
Kommunikation und Marketing

Tel.: +49621 1709–210

Mail: Matthias.Schmitt@rhein-neckar.ihk24.de
www.ihk.de


Stephan Deuser ist Berater für Technologietransfer und -kooperationen in der IHK Rhein-Neckar.

„Den einen Zeitpunkt gibt es nicht“

Herr Deuser, für wen und wann lohnt sich Industrie 4.0?

Besonders relevant ist das für Produktionsunternehmen und Dienstleister im industriellen Umfeld. Die Betriebsgröße spielt dabei eine kleinere Rolle. Das Potenzial für Prozess- und Produktionsverbesserungen ist für kleine und mittlere Unternehmen ebenso vorhanden wie für große Konzerne. Den einen Zeitpunkt gibt es dabei nicht. Unternehmen sollten Industrie 4.0 immer mitdenken und permanent schauen, wo sie deren Potenzial sinnvoll nutzen können.

Reichen als Start ein paar Sensoren oder muss es gleich ein neues Geschäftsmodell sein?

Ein neues Geschäftsmodell kann ein Grund dafür sein. Häufiger jedoch geht es darum, bestehende Prozesse und Produkte zu optimieren und zu verbessern. Sollte sich daraus noch ein neues Geschäftsmodell entwickeln, umso besser. Unser Rat ist immer: Starten Sie mit geringem Aufwand, um zu sehen, wie sich Industrie 4.0 auswirkt. Besser ein kleiner Schritt heute als jahrelang den ganz großen Sprung zu planen.

Wie sehen die ersten Schritte in Richtung Industrie 4.0 aus?

Am Anfang sollte unbedingt eine Strategie stehen: Das Ziel muss klar sein und wie es erreicht werden soll. Auch dabei gilt, möglichst mit einem eher kleineren Pilotprojekt anzufangen, um Erfahrungen zu sammeln. Einfach ins Blaue zu starten, wird mit Garantie schief gehen.

Welche konkreten Vorteile bietet dabei die IHK?

Die IHKs unterstützen die Unternehmen vor allem dabei, die Partner aus Industrie, Hochschulen oder unter Start-ups zu finden. Besonders die Technologietransferberater der IHKs verfügen über ein exzellentes Netzwerk und stehen den Unternehmen zur Seite. Wir beraten aber auch über Fördermöglichkeiten, denn Geld vom Staat gibt es für Industrie-4.0-Projekte oftmals auch.

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