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Energiesparen ist mehr als heiße Luft

Facility Management: Hightech kühlt und heizt ein
Energiesparen ist mehr als heiße Luft

Intelligente Technologien wecken in Industriegebäuden die Lust am Stromsparen. Der Klimaschutz hat so die Facility-Management-Branche erreicht.

Ihre Mittagspause verbringen die Mitarbeiter von Boehringer Ingelheim in Biberach an der Riss gerne in luftiger Atmosphäre: Auf zwei Plattformen inmitten eines fünfstöckigen Glasverbindungsbaus entspannen die Forscher und Fachkräfte beim Lunch. Egal, ob außerhalb des Atriums die Sonne brennt oder ein eisiger Wind weht, innen drin ist die Temperatur konstant bei 20 °C. Und das ohne Klimaanlage.

Der Pharmakonzern hat sich nicht nur die 150 000 Euro für die Klimatechnik gespart. Auch die Betriebskosten sind gering. Grund: Bis zu 6000 m³ Frischluft strömen täglich in den 60 m langen und 40 m breiten Glasinnenhof über ferngesteuerte Fenster in den Giebelseiten und im Dach. Der Luftzug, den die Mitarbeiter in den Schwebecafés spüren, hat mit maximal einem halben Meter pro Sekunde Schrittgeschwindigkeit.
„Es fühlt sich an, als ob jemand an einem vorbeigeht“, beschreibt Wilhelm Wahl, Chef der Firma Heldele, die das Naturkühlsystem entwickelt hat.
Das Beispiel Boehringer Ingelheim zeigt, der Klimaschutz hat die Facility-Management-Branche erreicht. Energie zu sparen, ist gut für das Image, motiviert Mitarbeiter und das Beste: In vielen Firmengebäuden schlummert ein enormes Sparpotenzial. Torsten Henzelmann weiß, dass der Pharmakonzern an der richtigen Stelle ansetzt. Der promovierte Wirtschaftsingenieur, der bei der Münchner Unternehmensberatung Roland Berger arbeitet, sagt: 35 % des Energieverbrauchs fließen in die Gebäude. Ein Potenzial, das parallel mit dem rasant steigenden Ölpreis weiter wächst.
Der Automatisierungsspezialist Festo hat das erkannt und nutzt an seinen Produktions-Standorten im saarländischen St. Ingbert und schwäbischen Esslingen die Prozesswärme, die Maschinen im Betrieb abgeben, um Büros und Montagehallen zu heizen. Außerdem spart Festo bei der Verteilung Stromkosten: Zu Arbeitsbeginn, wenn Mitarbeiter alle Maschinen starten, schaltet sich die Lüftungsanlage für eine Stunde ab. Der so gedrosselte Verbrauch umgeht den Spitzensatz, den sich die Energieversorger extra bezahlen lassen.
Auch Boehringer Ingelheim setzt auf Hightech: Im Atrium ist ein natürliches Raumklima mit einer Hightech-Steuerung möglich. Heldele-Chef Wahl erklärt, wie der Glasbau ohne eine energiefressende Klimaanlage auskommt: „Hochsensible 2000-Euro-Fühler messen an der Außenseite des Gebäudes die Luftgeschwindigkeit, eine Steuerung öffnet automatisch die Fenster – ganz individuell. Die Luft strömt in den Verbindungsbau.“
Damit heiße Sonnenstrahlen nicht durch das Glasdach dringen, spenden motorisierte Rollos Schatten. Im Winter sorgt eine Fußbodenheizung für eine gleich bleibende Temperatur. Heizung, Regeltechnik und Fühler sind miteinander gekoppelt und werden zentral programmiert und gesteuert.
Damit diese Kommunikation innerhalb eines Gebäudes klappt, setzen Facility-Manager auf geschlossene Lon-Bus-Systeme. Diese Kommunikationstools verbinden die Jalousien, Messgeräte und Minimotoren mit einem Steuerungsgerät. Eine Studie des Lon-Mark Deutschland e.V., die von der Hochschule Biberach organisiert wurde, analysiert die Potenziale durch Gebäudeautomation. Fazit: Durch Präsenzregler, die Licht und Heizung nur dann ein- oder hochschaltet, wenn Menschen im Raum sind, lassen sich mehr als 30 % der Energiekosten sparen.
Viele Mittelständler haben das Thema Energiesparen längst zur Chefsache gemacht. So auch bei der Weidmüller-Gruppe. Geschäftsführer Ralf Hoppe erklärt: „Der verantwortungsvolle Umgang mit Energie und Rohstoffen ist bei uns Teil der Strategie.“ Diese Denkweise hat dem Detmolder Unternehmen den Energy Efficiency Award 2007 einbrachte. Die Jury des Preises, den die Deutsche Energie-Agentur (dena) verleiht, lobt die Wirtschaftlichkeit der Aktivitäten. Gemeinsam mit den Stadtwerken Detmold betreibt Weidmüller ein erdgasbetriebenes Blockheizkraftwerk, das nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung Strom und Wärme erzeugt. In nur vier Monaten amortisierten sich die 50000 Euro Investition, bei einer Kapitalrendite von 300 %.
Michael Sudahl Journalist in Stuttgart
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 4
Ausgabe
4.2024
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