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„Am Markenkern der Control wird nicht gerüttelt“

Messechef Paul E. Schall über 25 Jahre Control und die Entwicklung der QS-Branche
„Am Markenkern der Control wird nicht gerüttelt“

Als die Fachmesse Control 1987 in Sindelfingen mit 97 Ausstellern an den Start ging, gab es die Qualitätssicherungs-Branche, so wie man sie heute kennt, noch gar nicht. Die kleine Fachmesse entwickelte sich über die Jahre zur Leitmesse mit über 800 Ausstellern. Messechef Paul E. Schall blickt zurück auf 25 Jahre Control.

Herr Schall, wie viele Aussteller und Besucher erwarten Sie zur 25. Control?

Aktuell können wir exakt 806 Aussteller zählen, aber das dürfte noch nicht das Ende der Fahnenstange sein. Die Unternehmen entscheiden sich immer später und melden sich bis zum letzten Tag an. Das hat mit der Rezession der letzten Jahre zu tun, die für manche Firmen doch große Unsicherheiten mit sich brachte. Nun aber geht es wieder aufwärts und auch darauf führen wir das gute Ergebnis zurück. Wir erwarten zwischen 25 000 und 30 000 Fachbesuchern, wobei es ja letztlich nicht auf die Quantität, sondern auf die Qualität, sprich auf konkrete Kontakte, Geschäftsanbahnungen und Aufträge ankommt. Jedenfalls rechnen wir mit einem Plus von gut 10 Prozent, nachdem zur letzten Control aus genannten Gründen eine Stagnation beim Besucherstrom zu verzeichnen war.
Ist die Jubiläumsauflage der Leitmesse für Qualitätssicherung etwas Besonderes für Sie oder ist 25 auch nur eine Zahl?
Das Jubiläum hat schon was. Schaut man sich die Entwicklung anderer technischer Fachmessen an, die eher einem kurzfristigen Trend folgen und nicht einen prosperierenden Markt entwickeln wollen, dann ist es eher selten, dass sich eine Veranstaltung über einen so langen Zeitraum halten kann. Mit der Control ist es uns und den Ausstellern gelungen, aus kleinsten Anfängen heraus eine Welt-Leitmesse zu entwickeln, die schon lange als das Branchenereignis des Jahres angesehen wird. Dass dies auf Basis der damals beschlossenen und bis heute nur unwesentlich veränderten Nomenklatur möglich wurde, zeigt die Weitsicht, die Veranstalter und Ausstellerbeirat Ende der achtziger Jahre hatten.
Wo fand die erste Control statt und wie viele Aussteller und Besucher hatte sie?
Die erste Control fand im Jahr 1987 in Sindelfingen statt. Wir starteten mit 97 Ausstellern und konnten am Ende über 5000 Fachbesucher zählen. Das war damals eine kleine Sensation, denn die Qualitätssicherungs-Branche, wie wir sie heute vorfinden, gab es damals noch nicht. Vor allem die produzierenden und metallverarbeitenden Betriebe strebten vielmehr Rationalisierungsmaßnahmen an. Die Fertigungs-Messtechnik wurde als nicht wertschöpfend eingestuft.
Gibt es noch Aussteller der ersten Stunde? Falls ja, wer gehört dazu?
Ja, die gibt es durchaus und es sind genau elf Aussteller. Die Namen können und wollen wir aus Gründen des Datenschutzes nicht nennen. Aber es sind auf jeden Fall alle Marktführer dabei. Allerdings hat sich im Laufe der Jahre schon die eine oder andere Änderung ergeben, etwa durch Insolvenzen, Übernahmen und Zusammenschlüsse. Die genannten elf Aussteller werden im Übrigen zur 25. Auflage der Control eine besondere Würdigung erfahren. Aber ich will an dieser Stelle noch nicht alles verraten.
Glaubten Sie schon damals an die Zukunft der Control oder hatten Sie auch Zweifel?
Als privates Messeunternehmen haben wir immer das Ohr am Markt und wollen das Angebot und die Anwender zusammen bringen. Als wir die Messe auf die Beine stellten, dachten wir schon, dass daraus eine kleine aber feine Fachmesse für ein spezielles Fachpublikum entstehen könnte. Dass sich daraus am Ende, wobei das noch gar nicht absehbar ist, eine weltweit anerkannte Leitmesse für alle Themen rund um die Qualitätssicherung entwickeln würde, konnten wir uns in den kühnsten Träumen nicht vorstellen. Jedoch die Auftaktveranstaltung im Jahr 1987 gab uns schon ein Stück weit Bestätigung und Mut, auf diesem Weg weiterzumachen, sodass Zweifel erst gar nicht aufkamen. Selbst kleinere und größere Rezessionen konnten die Control nicht bremsen, weil den Unternehmen mehr und mehr klar wurde, dass nur Qualität Bestand hat. Und das gilt erst recht in schlechteren Zeiten.
Um wie viel Prozent ist die Control im Schnitt pro Jahr gewachsen?
Am Anfang waren es pro Veranstaltung 30 und später 20 Prozent. Es gab konjunkturbedingte Stagnationen, aber keine Rückgänge. Aber im Großen und Ganzen ging es stetig aufwärts. Die Wechsel nach Sinsheim und Stuttgart haben der Control natürlich auch Steigerungsraten beschert. Beim Standortwechsel in die Landesmesse Stuttgart waren es nicht weniger als 40 Prozent. Wir wären niemals so weit gekommen, wenn wir am alten und damals eigenen Standort in Sinsheim geblieben wären.
Ist das Ende des Wachstums für die Control erreicht oder planen Sie thematische Erweiterungen in die eine oder andere Richtung?
Einerseits folgen wir der bis heute bewährten und nur behutsam angepassten Nomenklatur. Andererseits – und das ist uns und dem Ausstellerbeirat klar – dürfen wir uns neuen Techniken und deren Anwendungspotenzialen nicht verschließen. Im Gegenteil, wir müssen neue Techniken propagieren und promoten. So war das zum Beispiel vor Jahren mit der Bildverarbeitung und den Visionssystemen. Folgerichtig wird die Nomenklatur erweitert. Allerdings nur in dem Rahmen, wie das Thema oder die Themen zum bestehenden Themenkomplex der industriellen Qualitätssicherung passen. Resümee: Wachstum ist nach wie vor möglich, wird aber nicht um jeden Preis angestrebt. Erweiterungen finden zunächst vornehmlich in Gestalt von Sonderschauen und Themenparks statt. Am Markenkern Control und an der strikten Branchen-Orientierung wird aber keinesfalls gerüttelt. Schon gar, um mehr Quadratmeter zu verkaufen.
Spüren Sie so etwas wie einen Neuanfang nach dem schwierigen Jahr 2009?
Wir sind mit dem Thema Qualitätssicherung und damit der Control ziemlich krisenresistent. Die Hersteller wissen, dass sie in Krisenzeiten nicht auch noch an der Qualität sparen dürfen. Denn sonst haben sie gar keine Chancen mehr und auch keine Berechtigung am Markt. So gesehen war zwar von 2008 auf 2009 wie überall eine Stagnation zu verzeichnen, die sich aber im letzten Jahr schon wieder aufzulösen begann. Die Stimmung auf der letzten Control war fast euphorisch, denn dank der spürbaren Erholung zeichneten sich lukrative Geschäfte ab. Diese Stimmung hat sich fortgesetzt und so können wir zum Jubiläum der Messe berichten, dass nicht nur die Aussteller der letzten Jahre vollzählig an Bord sind, sondern dass auch eine ganze Reihe an neuen Ausstellern vor allem aus dem Ausland die Control als ihre Business-Plattform gewählt haben.
Und wie ist die Stimmung unter den Ausstellern?
Nach den herben Einbrüchen zog der Markt ab dem Frühjahr 2010 wieder deutlich an, vor allem wegen des guten Auslandsgeschäfts. Wer die Kraft hatte, den Rückgang in den knapp zwei Jahren zuvor zu überstehen und in dieser Zeit an seiner Wettbewerbskraft arbeitete, konnte gleich wieder in die Vollen gehen. Bezogen auf die Kurzarbeit zogen Politik und Industrie endlich einmal an einem Strang. Das zeigte Wirkung. Alle warteten darauf, dass es wieder losgeht und keiner verfiel in allzu große Lethargie. Entsprechend aufgeräumt präsentiert sich die Stimmung in den Märkten, zumal jetzt auch der Inlandsmarkt deutlich zunimmt. Die Control wird diesen Trend verstärken, denn die Automatisierung in allen Bereichen der Qualitätssicherung verhilft den Unternehmen zu mehr Wettbewerbsfähigkeit.
Industrieanzeiger
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