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„Der Kunde von heute gibt kein Geld für billigen Krempel aus“

Messechef Paul E. Schall über die wachsende Bedeutung von Qualitätsprodukten
„Der Kunde von heute gibt kein Geld für billigen Krempel aus“

Bereits im Vorfeld der Control, der internationalen Fachmesse für Qualitätssicherung, rechnete Paul E. Schall mit rekordverdächtigen Aussteller- und Besucherzahlen auf dem Stuttgarter Messegelände. Aber wichtiger als jede Statistik ist dem Messechef die wachsende, internationale Bedeutung von qualitativ hochwertigen Produkten.

Herr Schall, wie viele Aussteller und Besucher erwarten Sie zur 27. Control?

Wir gehen von rund 900 Ausstellern und mehr als 25 000 Fachbesuchern aus. Das sind aber eher konservativ geschätzte Zahlen. Und es kommt auch gar nicht so sehr auf die absoluten Zahlen an, sondern viel mehr auf die Qualität der Veranstaltung und den Erfolg für alle Messeteilnehmer.
Bereits Mitte März befand sich die 27. Control auf Rekordkurs. Wie ist dieser kontinuierliche Aufwärtstrend zu erklären?
Das lässt sich leicht und gleichzeitig gar nicht so leicht erklären. Zum einen nimmt das Thema Qualitätssicherung heute einen hohen Stellenwert ein, sodass vielerorts schon von einer Querschnittsfunktion in den Unternehmen die Rede ist. Ähnlich, wie das bei der IT der Fall ist. Außerdem verkauft sich Qualität mehr denn je, weil selbst die aufkommende Mittel- und Bürgerschicht in den Schwellenländern, also gerade auch in Billiglohnländern, ihr Geld lieber für Qualität denn für billigen Krempel ausgibt. Folgerichtig müssen alle Unternehmen permanent in die Qualität investieren, um ihren Level zu halten. Dies verschafft unseren Ausstellern dauerhaft ein gutes Geschäft. Andererseits führt die zunehmend als wertschöpfend angesehene Querschnittsfunktion der Qualitätssicherung zur weiteren Automatisierung, um eben die QS-Maßnahmen in Prozesse integrieren und effizient gestalten zu können. Da auch dies zu mehr Investment führt, erfreuen wir uns eines starken Zulaufs an Herstellern und Anbietern aus aller Herren Länder.
Sie sind mit der Control bislang gut und praktisch unbeschadet durch jede Krise gekommen. Ist die Qualitätssicherung eine krisenresistente Branche?
Das kann man wohl so sagen. Wer in Krisenzeiten bei der Qualität schludert, der begeht wohl den größten Fehler. Denn gerade in solchen Zeiten hat mindere Produktqualität absolut keine Chance.
Ungewöhnlich viele Firmen aus den USA, Kanada und Asien wollen auf der Control mit dabei sein. Was treibt Unternehmen aus diesen Regionen nach Europa?
Lange Zeit stand im breiten Publikum der besagten Länder der Kaufpreis mit an vorderster Stelle. Wer jedoch auf Produkte Wert legt, die dauerhaft Leistung bringen, der gibt gerne ein bisschen mehr Geld dafür aus. Auf einmal stehen Produkte minderer Qualität in den Regalen, weil sie schwer zu verkaufen sind und die Produzenten müssen zuerst einmal auf eine durchgängige Qualitäts-Fertigung umstellen. Das führt zu einem verstärkten Bedarf an leistungsfähiger QS-Technik, die aber in jenen Ländern bis dato nicht so stark nachgefragt wurde. Die Hersteller fordern aber High-End-Quality und die potenziellen QS-Lieferanten wissen mittlerweile, dass sie nur mit sehr guten QS-Produkten eine Chance haben. Sie sehen die Messe Control deshalb als eine Art Benchmark-Veranstaltung und als Sprungbrett und kommen nach Stuttgart, um sich in der Höhle des Löwen einer internationalen Bewährungsprobe zu unterziehen.
Viele QS-Spezialisten wollen in Stuttgart herausfinden, in welche Hard- und Software sie am besten investieren, um die Qualitätssicherung im eigenen Unternehmen voran zu bringen. Warum ist die Control die richtige Messe, um mehr Entscheidungs-Sicherheit zu bekommen?
Einer der Hauptgründe für den anhaltenden Erfolg der Control ist die Abbildung des jeweiligen Welt-Angebots an Hard- und Software für alle Belange der industriellen Qualitätssicherung. Vom einfachen, flexiblen Messmittel zur schnellen Stichproben-Kontrolle in der Werkstatt bis zum hochautomatisierten Prüfsystem für die Endkontrolle vor der Auslieferung komplexer Geräte ist einfach alles vorhanden. Seien es Komponenten, Baugruppen, Detaillösungen, Subsysteme oder Komplettlösungen, der Besucher findet alle Bausteine für die Ausstattung seiner verschiedenen QS-Bereiche. Das gibt es sonst nirgendwo. Zusammen mit dem seit Jahren etablierten Rahmenprogramm bekommen die Messegäste die gewünschten Informationen und Anregungen. Aus diesem praxisnahen Mix ziehen sie dann im zielführenden Dialog die nötige Entscheidungssicherheit, um die richtigen und vor allem zukunftssicheren Investitionen auslösen zu können.
Welche Bedeutung hat Qualität für den selbstbewussten Kunden? Ist der Kunde heute mit der Qualität verbunden oder mit dem Unternehmen?
Der Kunde setzt mehr denn je auf Qualität. Im Umkehrschluss heißt das, dass der Wettbewerb so stark und ausdauernd ist, dass die Kunden es mit der Markentreue nicht mehr so genau nehmen. Denn sie wissen, dass sie um die Ecke ein gleiches oder ähnliches Produkt bekommen. Für den Hersteller hat dies die Konsequenz, dass er sich keine Fehler mehr erlauben kann. Das erklärt auch das verstärkte Investment in leistungsfähige und aussagekräftige QS-Technik.
Qualität und Globalisierung – wie hängt das zusammen? Oder anders gefragt: Muss reproduzierbare Qualität unabhängig vom Produktionsstandort gefertigt werden?
Die Kunden im In- und Ausland wollen ausschließlich funktionierende Qualität. Dabei ist es egal, ob das Produkt eines namhaften Markenherstellers nun im In- oder im Ausland hergestellt wird. Die Globalisierung der Produktion zog schnell die Globalisierung der Zulieferstrukturen und der begleitenden Servicedienstleister nach sich. Dass diese hier wie dort den gleichen Maßstäben an die Produktions- und Service-Qualität unterliegen, versteht sich erst recht dann von selbst, wenn man sieht, dass zum Beispiel viele deutsche Markenhersteller nicht im Heimatland, sondern im Export die größten Umsätze erwirtschaften. Folgerichtig ist demnach, dass die Produktqualität im deutschen wie im chinesischen oder im rumänischen Werk ein und denselben Level haben muss. Die Produkte gehen schließlich in alle Welt und stellen dort die Visitenkarte des Marken-Herstellers dar.
Ist das Ende des Wachstums für die Control erreicht?
Das ist eine schwierige Frage. Der weltweite Hersteller-Markt für QS-Produkte und QS-Leistungen in Hard- und Software ist am Ende überschaubar, während der weltweite Verbraucher-Markt für QS-Produkte und QS-Leistungen immer noch zunimmt. Wir werden die Control sicher nicht künstlich aufblasen, wie das in anderen Bereichen geschieht. Wir werden die Nomenklatur bei Bedarf und technischer Notwendigkeit behutsam ausweiten oder besser noch anpassen.
Zu guter Letzt: Wie ist die Stimmung unter den Ausstellern?
Die Stimmung war und ist sehr gut. Die Branche hat gut bis sehr gut zu tun, die Kunden fordern immer mehr an Prozesskompetenz und Service. Allerdings wollen immer mehr leistungsfähige Hersteller und Anbieter ebenfalls ein Stück vom Kuchen abhaben, weshalb auch die Internationalisierung der Control Jahr für Jahr fortschreitet. Die Control wird die Richtung aufzeigen, in die der QS-Markt künftig tendiert: Mehr Automation in den Prüfprozessen und mehr Vernetzung aller QS-Funktionen.
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 6
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