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„Chef, hier könnten wir einen Roboter einsetzen“

K-Robotix paart japanische Roboter mit Technik aus Deutschland
„Chef, hier könnten wir einen Roboter einsetzen“

Rolf Peters, Geschäftsführer der K-Robotix in Bremen, erstellt zusammen mit einem Netzwerk von Technologiepartnern komplette Roboteranlagen für industrielle und logistische Anwendungen. Nebenbei kämpft der Manager seit Jahren um den neuen Lehrberuf Robotiker.

Von unserem Redaktionsmitglied Uwe Böttger uwe.boettger@konradin.de

Im Mittelpunkt des beruflichen Alltags von Rolf Peters steht der Roboter. Das war schon immer so. „Mein Robotereinstieg war 1981“, rechnet er nach. Damals war Peters mit dem Einsatz von Handhabungsrobotern im Flugzeugbau beschäftigt. Seit 2001 ist er Geschäftsführer der K-Robotix GmbH in Bremen, dem Generaldistributor für Kawasaki-Roboter in Deutschland.
Die Räume von K-Robotix auf dem Uni-Gelände sind 500 m² groß. Hier dreht sich alles um den Robotereinsatz. Exponate zeigen Beispiele aus der Lebensmittelbranche und der Logistik, mit denen Peters hauptsächlich zu tun hat. Rickmers Reismühle in Bremen war sein erster Kunde. Dort werden heute noch die Reissäcke mit einem Roboter von Kawasaki palettiert.
Aber K-Robotix hat auch schon zahlreiche Projekte im industriellen Umfeld erfolgreich abgeschlossen, etwa bei den Molan-Werken, ebenfalls in Bremen ansässig, die Kunststoffteile für die Automobilindustrie herstellen. Hier organisierte Peters eine Roboteranlage zum Handeln und Kleben der gefertigten Produkte.
Jüngstes Projekt im rauen Industrieumfeld ist eine Anwendung bei den Stahlwerken Bremen. Ein Roboter sorgt dort seit anderthalb Jahren für die ordnungsgemäße Beschriftung der Coils, die bis zu 45 t auf die Waage bringen. Auf diese Lösung ist Peters besonders stolz: „Es war eine Herausforderung, die Robotersteuerung mit dem vorhandenen Prozessleitsystem zu koppeln.“ Aber das war nicht das einzige Problem, das bei den Stahlwerken zu lösen war. Den speziellen Schreibkopf für die Roboterhand beispielsweise lieferte die Rea GmbH aus Bielefeld, ein Spezialist für industrielle Kennzeichnungssysteme. Seit anderthalb Jahren schreibt der Roboter rund um die Uhr ohne nennenswerte Unterbrechungen (siehe Kasten).
Kawasaki vertreibt seine Roboter in allen europäischen Ländern über Generaldistributoren, mit Ausnahme von England. Dort bringen die Japaner die stählernen Kollegen selbst an den Mann. Das Konzept von Rolf Peters geht auf. Mit der Unterstützung von zahlreichen Systemhäusern werden die Kawasaki-Roboter zu einem Gesamtsystem ausgebaut. Seien es Kameras, Sensoren, Steuerungen oder Software – für jedes Fachgebiet hat Peters einen Experten an der Hand. Erst durch die Zusammenführung des unterschiedlichen Know-hows entstehen komplette Roboteranlagen, von denen der Anwender dann langfristig profitieren soll.
Zwei der sieben Mitarbeiter von K-Robotix sind in der Ausbildung zum Konstruktionsmechaniker. Viel lieber würde Peters junge Menschen zum so genannten Robotiker ausbilden, einem Beruf, den es eigentlich noch gar nicht gibt. Aber Peters ist da hinterher. Schon seit Jahren versucht der Manager mit den Ausbildungsverantwortlichen in Berlin und den Handelskammern den Lehrberuf „Robotiker“ zu initiieren. Bisher leider ohne Erfolg. „Wir hängen in der Berufssausbildung vollkommen der Realität hinterher“, ist sich Peters sicher. „Bundesinstitut, Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände, VDMA – alle dürfen da mitreden einschließlich der Handelskammern.“ Bis die sich geeinigt hätten, so Peters, sei der Beruf längst wieder überholt.
Peters leidet darunter, dass er nicht genügend Fachpersonal bekommt. Seiner Ansicht nach ist das auch der Grund, warum in Deutschland nicht so viele Roboter im Einsatz sind wie in anderen europäischen Ländern. Der Vergleich mit dem Land seines Arbeitgebers fällt besonders schlecht aus. „Japan hat 120 Millionen Einwohner und 500 000 Roboter im Einsatz, auf 80 Millionen Deutsche kommen gerade mal 110 000 Maschinen“, weiß Peters.
Alle Unternehmen, die Roboter einsetzen, wären nach Ansicht von Peters potenzielle Arbeitgeber für den Robotiker. Besonders kleine und mittlere Unternehmen könnten von den neuen Robotik-Fachkräften profitieren. Peters: „Dann wäre endlich jemand da, der im Betrieb auf Chancen aufmerksam machen und sagen könnte: Hey Chef, hier könnten wir doch einen Roboter einsetzen.“
Peters hat einen Sinn für Details. In einer Ecke seiner Geschäftsräume hat er die „Robo-Bar“ einrichten lassen. Über ein kleines Touchscreen kann der Besucher einen stählernen Barmixer anwerfen. Barmixer ist vielleicht etwas übertrieben. Der kleine Roboter holt eine Tasse aus dem Schrank und lässt sie mit Kaffee, Kakau oder Cappuccino volllaufen – je nach Bestellung. Das ganze dauert, denn „Robo“ darf sich aus Sicherheitsgründen nur mit einem Zehntel seiner maximalen Geschwindigkeit bewegen. Peters: „Sonst hätten wir hier ein hässliches Schutzgitter anbringen müssen.“
Besonders der Mittelstand könnte vom Robotiker profitieren
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