Schnelles Rüsten und Einrichten zählen in der Spritzgießfertigung – und die Anbieter suchen dieses Ziel auf unterschiedlichen Ebenen zu verwirklichen. Beispielsweise Sepro: Der Roboter-Hersteller möchte Spritzgießanlagen verschiedenster Marken bestücken. Folgerichtig hat „Konnektivität“ für Jean-Michel Renaudeau, CEO der Sepro-Group, auch eine kaufmännische Dimension: „Für uns bedeutet Industrie 4.0, dass Menschen, Maschinen und Unternehmen auf signifikantere Weise vernetzt sein müssen“, sagte er auf der Messe Fakuma. Konkret sei es bei zehn Spritzgießmaschinenmarken gelungen, „mehrere Ebenen der Integration zwischen Sepro-Robotern und den Steuerungen“ bereit zu stellen. Zum „Open 4.0“-Konzept von Sepro gehört es weiter, Maschinenherstellern ein „Open Branding“ anzubieten. Jüngstes Beispiel ist die Partnerschaft mit der chinesischen Haitian-Group, die künftig Roboter mit dem Label „Haitian by Sepro“ verwendet.
Auf der technischen Seite stellte Sepro Robotique zwei Apps auf Smartphone-Basis vor, die das Ziel haben, die Produktivität des Kunststoff-Handlings zu steigern. OptiCycle optimiert bestehende Roboterprogramme. Deren Zykluszeiten sollen sich um bis zu 40 % und typische Spritzgießzyklen um etwa 5 % reduzieren lassen – etwa, indem die App auftretende Ecken im Bahnverlauf aufspürt und den Roboter die Bahnkurven schneiden lässt. Die App verlange von dem Bediener lediglich, einige Fragen zu beantworten und wichtige Punkte in die Visual-Software einzupflegen.
Weiter präsentierte Sepro eine Vorschau auf die App LiveSupport, die Ferndiagnose ermöglichen wird. Über ihre Smartphones können die Bediener dann durch Scannen eines QR-Codes detaillierte Infos zu Roboterstatus und Wartung übermitteln und eine Videokommunikation starten.
Die Wittmann-Gruppe hingegen zeigte, wie die neue Robotersteuerung R9 mit einem „digitalen Robot-Zwilling“ die Programmierung vereinfacht. Im Prinzip sei „zum ersten Mal kein Training nötig“, kommentierte CEO Michael Wittmann die Neuheit.
Die Visualisierung arbeitet entkoppelt von den zeit- und sicherheitsrelevanten Prozessen in der realen Welt. Basierend auf der Programmierung generiert die Steuerung eine virtuelle Arbeitszelle, in die der Bediener zoomen kann. Die Perspektive ist frei wählbar. Die digitale Kopie bezieht auch die Spritzgießmaschine mit ein. Bereits geschriebene Teile des Robotprogramms kann der Ersteller nun durch Simulieren prüfen. Was die Experten auf dem Touch-Display der Robotersteuerung R9 zeigten, erinnert an Virtual Reality – genau genommen sind es aber „Technologie-Elemente aus der Gamer-Szene“, erläutert Wittmann.
Die Simulation versetzt den Bediener in die Lage, möglicherweise folgenschwere Fehler im Robotprogramm aufzudecken, ohne ein Risiko im realen Testlauf einzugehen. Bewegungsabläufe von hoher Komplexität (etwa mit bis zu sechs gleichzeitigen Bewegungen) verlieren so ihren „programmiertechnischen Schrecken“, lässt der Roboterhersteller wissen.
Außer auf der R9-Steuerung lässt sich der digitale Zwilling auch auf einem PC nutzen. So kann der Bediener potenzielle Ablauffehler abfangen, bevor er das Programm in den Roboter einspielt, und damit die unproduktiven Zeiten beim Einrichten einer Spritzgießfertigung minimieren. (os)
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