Wer kommt nicht ins Schwärmen über die (Bundestags-)Debatten früherer Tage mit Haudegen wie Strauß, Wehner oder auch Joschka Fischer? Ach gäbe es solche Debatten noch heute, nicht nur in der Politik. „Political Correctness“ scheint zum unüberwindlichen Hindernis geworden zu sein, seine Meinung zu vertreten. Höflich (und aalglatt) zu bleiben scheint wichtiger als ein griffiges Argument. Man darf dann sogar Unrecht haben oder schlechte Argumente, macht nichts. Bestes Beispiel ist der vergangene Bundestagswahlkampf. Die Jüngeren sind noch mehr gefährdet als die Älteren. Sie verstecken ihre Haltung zu gerne in den sozialen Medien, wo dann „shit storms“ die Folge sind. Äußert euch doch, will ich ihnen zurufen! Und Vorgesetzte, fördert die Pluralität und nutzt sie doch.
Auch wenn es grotesk erscheint: Wo die harte, argumentative Auseinandersetzung fehlt, gescheut oder sogar verboten wird, da geht die Toleranz verloren. Die AfD wäre nicht so weit gekommen, hätte man ihre Vorläufer wie Pegida nicht geächtet, sondern ihnen eine offene Auseinandersetzung mit Argumenten geliefert. Die unguten Emotionen hätten nicht so überhand genommen, die Talk-Shows wären spannender gewesen. Wo ist heute der direkte Schlagabtausch? Auch in den Betrieben fehlt er. „Mein Gefühl sagt mir, dass ich da so nicht mitgehen kann“, wollen die Kommunikationstrainer hören. Prima, aber was ist denn die eigene Sicht? Wir sollten wieder den offenen Disput pflegen. So wie es der Verband PlasticsEurope löblicherweise mit Jugend-Debattierwettbewerben tut. Kontrovers um Wahrheiten zu ringen ist kein Charakterfehler, sondern der Grundgedanke von Demokratie. Man lernt sich dabei sogar besser kennen und schätzen. Und man findet besser zur optimalen Lösung – in der Wirtschaft zum Unternehmenserfolg inklusive Betriebsfrieden.