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Produktionsausfälle in Milliardenhöhe

Industriekonjunktur
Produktionsausfälle bescheren der Industrie hohe Milliardenverluste

Produktionsausfälle bescheren der Industrie hohe Milliardenverluste
Während die Auftragsbücher überquellen, schrumpft die Produktion seit Jahresbeginn, weil wichtige Vorprodukte fehlen. Bild: Ingo Bartussek/stock.adobe.com
Die Lieferengpässe schwächen den Erholungsprozess der deutschen Industrie. Geschätzte 40 Mrd. Euro an Wertschöpfung haben die Hersteller dieses Jahr laut dem Ifo-Institut eingebüßt.

Lieferengpässe, steigende Preise für Energie und Rohstoffe wie auch die Corona-Gefahren lasten schwer auf der deutschen Industrie. Das Münchener Ifo-Institut taxiert allein die bislang durch Lieferengpässe ausgelösten Wertschöpfungsverluste der Hersteller auf knapp 40 Mrd. Euro. Dabei ist die aktuelle Lage absurd. Während die Auftragsbücher überquellen, schrumpft die Produktion seit Jahresbeginn, weil wichtige Vorprodukte fehlen. Die Industrie erlebe „eine Flaschenhals-Rezession“, benennt Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser die Entwicklung.

Großanlagengeschäft füllt Auftragsbücher

Besonders deutlich wird dies bei den Maschinen- und Anlagenbauern, deren Großanlagengeschäft die Auftragsbücher kräftig füllt. Die Bestellungen im September stiegen um 65 %, wobei nur 3 % aus dem Inland kamen. Orders aus dem Ausland verdoppelten sich mit einem Plus von 98 % nahezu. Doch selbst ohne diesen Sondereffekt im Bereich der Großanlagen im September würde „der gesamte Ordereingang immer noch um rund ein Fünftel über Vorjahresniveau“ liegen, sagt Olaf Wortmann. Der VDMA-Konjunkturexperte räumt allerdings ein, dass schwer abschätzen sei, wie schnell diese Aufträge nun abgearbeitet werden könnten angesichts der vorherrschenden Lieferengpässe bei einigen Komponenten und Materialien. Es werde länger dauern als üblich, bis daraus Umsätze würden.

Lieferengpässe werden auch 2022 anhalten

Viele Industriefirmen erwarten, dass die Engpässe bei Rohstoffen und Materialien wie Halbleiter bis weit ins neue Jahr bestehen bleiben. Dies geht aus einer aktuellen Untersuchung des Ifo-Instituts hervor. Demnach hat sich der Materialmangel in der deutschen Industrie im Oktober nur geringfügig verbessert. 70,4 % der Firmen klagten über Engpässe und Probleme bei der Beschaffung von Vorprodukten und Rohstoffen. Das sind zwar 7 Prozentpunkte weniger als im September. Dennoch könne von einer Entspannung nicht gesprochen werden“, sagt der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe.

Materialbeschaffung bereitet den meisten Herstellern elektrischer Ausrüstungen Probleme

Im Durchschnitt rechnen die Unternehmen damit, dass die Probleme noch acht Monate andauern werden. Die chemische Industrie erwartet sogar einen Zeitraum von zehn Monaten. Ähnliche Werte nennt die Automobilindustrie. Besonders betroffen sind laut Umfrage die Hersteller von elektrischen Ausrüstungen; 90 % berichten von Problemen bei der Materialbeschaffung. Ein ähnliches Ausmaß hat die Knappheit in der Automobilindustrie. Im Maschinenbau sind es 81 %. „Aufgrund der andauernden Lieferprobleme planen weiterhin viele Unternehmen, an der Preisschraube zu drehen. „Wir sehen, wie sich die Preiserhöhungen durch die gesamte Wirtschaft ziehen“, sagt Wohlrabe.

Weiterhin gute Geschäfte bei Autoherstellern

Mit Blick auf ihre aktuelle Lage bewerten die hiesigen Automobilhersteller und ihre Zulieferer diese sehr unterschiedlich. Laut den Münchener Konjunkturforschern laufen die Geschäfte der OEM weiterhin sehr gut. Dazu tragen vor allem die Absatzmärkte im Ausland bei. Die Orderbücher der Hersteller sind gut gefüllt und sie erwarten eine steigende Produktion, wenngleich auch die Lieferengpässe das Stimmungsbild trüben. Hingegen bleibt die Lage der Zulieferer deutlich eingetrübt.

Zulieferer beklagen Auftragsmangel und rückläufige Nachfrage

Die Zulieferer klagen laut den Ifo-Forschern über Auftragsmangel und eine rückläufige Nachfrage. Aus dem Exportgeschäft würden sie kaum Impulse erwarten. Die Produktionsaussichten blieben zurückhaltend mit plus 4,3 Punkten, nach minus 1,3 im September. „Aus den Zahlen spricht die Sorge vieler Zulieferer, nicht mit dem Strukturwandel in der Automobilbranche mithalten zu können“, erläutert Oliver Falck, der Leiter des Ifo-Zentrums für Industrieökonomik und neue Technologien.

Derzeit setzen die Engpässe bei Rohstoffen, die steigenden Rohstoffkosten wie auch die Energiepreise die Zulieferer massiv unter Druck. Die Kombination dieser Aspekte wirke sich existenzbedrohend aus, warnt die Arbeitsgemeinschaft Zulieferer (ArGeZ). Dabei würden sich die globalen Liefer- und Wertschöpfungsketten nach wie vor als nicht belastbar genug erweisen, um die wichtige Erholung zeitnah tragen zu können. (dk)

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