Schon in vorbiblischer Zeit erfreute sich der alte weiße Mann hoher Anerkennung. Ob seiner Erfahrung und Lebensweisheit huldigten ihm alle Nachgeborenen. Auch der Rat späterer Alterskohorten wurde bis in die 1980er Jahre wertgeschätzt. In Zeiten des Internet jedoch haben Algorithmen und Datenbanken dem Oberstübchen der Hellsichtigen den Rang abgelaufen. Seit Jugendwahn, Sparzwang, Sprachtabus und Diversität Einzug in Gesellschaft und Wirtschaft halten, steht das Senioritätsprinzip in Frage. Inquisitor*innen halten den überbezahlten Gehalts- oder Rentenempfänger für ein Auslaufmodell, manche stilisieren die Spezies des alten weißen Mannes sogar zum Feindbild hoch. Viele würden ihn per Massendemos am liebsten in die Wüste schicken. Dabei wäre ein solcher Furor gar nicht angebracht. Verstoßen von der Festtafel, fristen mehr und mehr alte weiße Männer ihr Dasein bereits am Katzentisch oder auf den tristen Fluren der Arbeitsämter. Offenbar spielt es keine Rolle mehr, dass nicht jeder von ihnen von der alten Sorte ist. Dabei gibt es, abgesehen vom vormaligen US-Präsidenten, viele alte weiße Männer, die beileibe nicht alles verbockt haben. Umso mehr eilen ihnen nun Altersforscher zu Hilfe, damit in naher Zukunft selbst 80-Jährige zu sportlichen 50ern werden. Immerhin sind in Deutschland 30 Prozent der Menschen älter als 60 Jahre, statistisch können sie über 80 werden. Und jeder von ihnen, gleich ob m, w oder d, will alt werden, aber nicht alt sein. Gut möglich, dass der alte weiße Mann dann als Auslauf-Model selbst auf dem Arbeitsmarkt wieder Chancen hat. (dk)
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Auslauf-Model alter weißer Mann
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