Extra habe ich Wochen gewartet, um diesen Spiegel-Bericht nochmal ins Bewusstsein zerren zu können. Wissen Sie noch, wie es war, nachts, mit den Kleinen? Wenn’s schon ein paar Jahre her ist, helfe ich Ihnen auf die Sprünge: Brüllte das Kind wenig und weckte Sie nur dreimal auf, war’s eine gute Nacht. Spiegel-Reporter Jonas Ratz deckte jedenfalls auf, was alle verdrängen, nachdem sie früher grundlos darüber gelogen hatten: ja, sie waren der Horror, diese Nächte. Und würden die Babys nicht für das Ausschütten irgendwelcher Euphorie-Hormone sorgen, hätte manch eine(r) den Verstand verloren. Aber hinterher will es niemand wahrhaben – Ratz nennt es eine Demenz. Wie wahr, wie wahr.
Man sollte ihm für diese investigative Aufklärung das Bundesverdienstkreuz verleihen. Denn sie wirft eine existenzielle Frage auf, die bis ins Berufsleben hinein relevant ist. Wenn Erwachsene so dement lügen können: Was verdrängen und beschönigen sie dann erst später, wenn sie älter sind???
Jetzt, nach drei Landtagswahlen, lässt sich das ausgezeichnet überprüfen. Politiker sind ja auch nur ältere Erwachsene. Gucken wir doch mal, was von so manchen Wahlversprechen nach drei, fünf und zehn Wochen übrigbleibt. Wieder ein Fall von Demenz? Zweifellos. Denn würden wir nicht so schnell vergessen, wofür wir sie gewählt haben, müssten auch wir schreiend durch die Straßen rennen und brüllend demonstrieren. os
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