26 Jahre sind eine lange Zeit. Und manchmal sind 26 Jahre eine Ewigkeit. Im Frühjahr 1996 musste ich für den Industrieanzeiger eine Anwenderreportage über das Internet liefern. Wissen Sie, wie viele Rechner in Deutschland im Frühjahr 1996 mit einem Internet-Anschluss ausgestattet waren? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich zwei Tage brauchte, um unseren ersten, auskunfsbereiten Web-User aufzuspüren. Er hieß Heiner Storz(*) und war Chef der Storz-Bausysteme GmbH(*) in Rietheim. Das Unternehmen war spezialisiert auf so genannte Raumfachwerke. Ich packte Diktiergerät und Kamera ein und fuhr nach Rietheim.
Heiner Storz war so Mitte vierzig. Sein großdimensionierter Farb-Monitor war von einem kleinen, kugelartigen Gebilde gekrönt, das sich bei genauerem Hinsehen als Kamera für Videokonferenzen entpuppte. Hier bist du richtig, dachte ich, hier hat die Zukunft bereits begonnen. „Man muss rechtzeitig den Einstieg ins Internet finden“, sagte Storz. „Alles was man braucht ist ein Monitor und eine Maus, die Bedienung ist für die breite Masse ausgelegt.“
Über den kommerziellen Online-Dienst Compuserve hatte Storz bereits eine Homepage für seine Firma angelegt. Die Resonanz war gigantisch. „In der letzten Woche erreichten uns sechs Anfragen per E-Mail, darunter sogar eine aus Brasilien“, trumpfte Storz auf. Der Web-Pionier fuhr mit der Maus über den Bildschirm hin und her, etwas ruckartig, wie ich fand: „Ich übe viel, sehen Sie, wenn der Handschuh kommt, dann weiß ich, dass ich weiterklicken kann“, sagte er. Storz gab seine Maus wieder frei und schaute zum Fenster hinaus. Er suchte nach einer zentralen Formulierung. Und dann kam es, das Internet in einem Satz: „Wissen Sie, plötzlich wird eine Kommunikationsart so billig, dass man es sich einfach nicht mehr leisten kann, sie nicht zu nutzen.“ Storz lächelte stolz und lehnte sich entspannt zurück. (us)
(*) Namen von der Redaktion geändert