Die Idee könnte aus einer amerikanischen Vorabendserie stammen: Eine Software erstellt anhand der Sprache das Persönlichkeitsprofil eines Bewerbers und ermittelt daraus, ob der Kandidat zum Unternehmen passt oder nicht. Der Inhalt des Gesprächs ist dabei egal. Es kommt nur darauf an, wie gesprochen wird: Geschwindigkeit, Pausen, Betonung und so weiter. Das Programm leitet daraus Eigenschaften des Jobsuchenden ab. Ist er belastbar, neugierig, fleißig, emotional stabil? Nach 15 Minuten ist der ganze Zauber vorbei. Das Programm der Aachener Softwareschmiede Precire hat den Menschen am anderen Ende der Leitung durchleuchtet.
Aber das Beste an der Geschichte ist: Die Software kommt gut an, beim Unternehmen und beim Bewerber. Die Firmen sparen Geld für teures Vorgeplänkel, der Bewerber kann sich locker mit dem Hörer ins Sofa fläzen und drauflos quatschen, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Aber Vorsicht. Das kann auch nach hinten losgehen. Man muss schon wissen, wer man ist und wie dieser jemand typischerweise spricht. Schon ein kleiner Gedanke kann die authentische Stimme verfärben: Sollte ich nicht etwas taffer reden? Schließlich will ich in den Vertrieb, da muss man was abkönnen. Und schwupps findet man sich in der Telefonakquise wieder, denn da sitzen die wirklich harten Jungs, die jeden Tag hundert Absagen wegstecken müssen. (ub)