Urlaub in der Toskana. Auf dem Teller eine Bistecca alla Fiorentina vom weißen Chianina-Rind, über der Holzglut gegrillt und nur mit Salz, Pfeffer und einigen Tropfen feinstem Olivenöl gewürzt. Mangels der nur lokal erhältlichen Rohware lässt sich das Rezept zuhause schwerlich nachkochen. Wer nicht unbedingt auf die Differenz zwischen dem Realen und dem Virtuellen besteht, kann sich vielleicht schon bald seine Bistecca originale per App zusammenstellen und den köstlichen Geschmack auf der Zunge wahrnehmen. Wissenschaftler der National University of Singapore entwickeln ein Besteck mit kontrollierbarem Geschmack. In den Löffel geleiteter Mikroampere-Strom regt die Geschmacksknospen auf der Zunge an, so dass sie sich öffnen und salzig, sauer oder bitter wahrnehmen. Blau, rot oder grün leuchtende LEDs sollen den Geschmack visuell verstärken. Was entwickelt wurde, um damit auch den schädlichen
Salzverbrauch zu senken, könnte viel weitreichendere Folgen haben. Etwa wenn mehr und mehr Anhänger des virtuellen Geschmacks die Metzgertheken meiden. In der Folge lehnen sich die Beschäftigten der Schlachter gegen die Umwälzung des Geschmacksempfindens und Kaufverhaltens auf. „Heute machen wir Rebellion!“, ruft einer der Metzgerburschen 175 Jahre nach Ausbruch des Weberaufstands. Ein Klassenkampf und Sturm der Schlachter auf die virtuellen Räume setzt ein. Dabei wollte ich doch nur eines: in
Urlaubserinnerungen schwelgen. dk
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Mit Nach-Geschmack
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